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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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ließ, dass sie es mit einem Fremden zu tun hatte. So fiel es ihr auch nicht schwer, an sein Lager zu treten und nach seiner gesunden Hand zu greifen.
    „Macht Euch keine Sorgen! Eine Frau entbindet nebenan ein Kind, wenn alles gut geht, ist es bald überstanden. Dann kehrt wieder Ruhe ein.“
    Ein schwaches, aber dankbares Lächeln zeigte sich auf den Lippen des Mannes. Er schloss kurz die Augen, als wäre er erleichtert, öffnete sie jedoch gleich wieder.
    „Wer seid Ihr?“, fragte er mit deutlicher Stimme.
    „Adelheid von Lare. Meine Zofe Magdalena, die sich sonst um Euch kümmert, ist mit der Kreißenden beschäftigt.“
    „Ich habe nicht gewusst, dass Lare eine so schöne Herrin hat. Was muss der Graf für ein glücklicher Mann sein.“ Aus seinem Mund klang dieses Kompliment sehr ehrlich.
    „Es gibt keinen glücklichen Grafen von Lare. Mein Vater fiel vor mehr als zwei Jahren im Kampf, mein Bruder starb nicht viel später an einem heimtückischen Fieber. Ich bin hier der Graf!“ Sie schaffte ein sarkastisches Lächeln.
    In seinen Augen blitzte es auf, offenbar gefiel ihm ihre Art von Humor. Er neigte vorsichtig den Kopf, indem er das Kinn auf die Brust zog und murmelte: „Es tut mir leid, hohe Frau. Ich wollte Euch nicht traurig stimmen.“
    Adelheid wandte sich ab und trat ans Fenster. „Wie fühlt Ihr Euch?“
    Er gab einen Laut von sich, der alles bedeuten konnte. „Im rechten Arm spüre ich ein dumpfes Klopfen, die Hand schmerzt auch, aber es ist zu verkraften. Das Bein verhält sich ruhig, wenn ich es ebenfalls ruhig halte. Der Kopf ist noch etwas benommen. Falls Ihr mich zum Reigen einladen wollt, müsst Ihr Euch noch ein wenig gedulden.“
    Adelheid unterdrückte ein Lächeln und lehnte sich an die kalten Steine der Fensterleibung. Der Wind drückte ein paar Graupelkörner zwischen Rahmen und Mauer hindurch, wie kleine Perlen glitten sie schmelzend an der Wand hinunter. „Erzählt mir von Euch, Folkmar! Was hat Euch nach Volkenroda geführt?“
    Auf sein Gesicht trat plötzlich ein leicht panischer Ausdruck. „Ich fürchte, ich kann mich an nichts erinnern. Eure Zofe sagte mir, ein Knappe sei bei mir gewesen. Gern würde ich ihn sprechen, um mir auf die Sprünge helfen zu lassen. Aber er ist wohl bereits abgereist.“
    „Er ritt nach Walkenried, um Eure Familie zu unterrichten. Während der warmen Tage sandte ich einen Boten, der die Nachricht von Eurer fortschreitenden Genesung überbrachte. Niemand sollte sich unnötig lange sorgen.“
    Er dachte eine Weile angestrengt nach. „Der Name Walkenried ruft eine angenehme Erinnerung in mir wach, so hell und warm! Aber ich kann sie nicht greifen! Es ist alles in Nebel verhüllt und scheint doch nah – als läge es vor meiner Nasenspitze.“
    „Nur Geduld! Sobald Euer Kopf sich ganz erholt hat, wird auch Eure Vergangenheit wieder erwachen! Dann werdet Ihr noch genug Gelegenheit haben, von Euch zu erzählen.“ Sie wandte sich zur Tür.
    Doch Folkmar streckte die gesunde Hand nach ihr aus. „Bitte, geht noch nicht! Ich fürchte das Alleinsein, seitdem ich wach bin. Erzählt mir von Euch, von Eurem Leben als Burgherrin! Warum seid Ihr nicht vermählt?“
    Adelheid zögerte. Sie redete nicht gerne über sich selbst. Was sollte sie dem Mann berichten? Sie setzte sich und sah in seine erwartungsvoll bittenden Augen. Und plötzlich schien es, als läge Ludwig vor ihr und sie könne mit ihm ihre Sorgen besprechen und Rat erfragen für so manches schwierige Problem. Sie schloss die Augen, um ihre Gedanken zu sammeln und einen Anfang zu finden. Dann berichtete sie zunächst stockend von ihrer Ehe mit Dietmar, vom Tod ihres Vaters und schließlich von Ludwigs Krankheit.
    Folkmar wandte seinen Blick nicht von ihr, atemlos lauschte er der Geschichte des Mädchens, das in so kurzer Zeit erwachsen werden musste. Dabei betrachtete er ihre feinen Gesichtszüge, die eingerahmt von dem dunklen Gebände besonders empfindsam wirkten. Welche Farbe wohl ihr Haar hatte? Die schmalen Augenbrauen wie auch die Wimpern waren von der Farbe reifen Weizens. Er versuchte, sich ihr Gesicht ohne diese strenge Kopfbedeckung vorzustellen, aber es gelang ihm nicht. Die schwere schwarze Kleidung ließ sie älter erscheinen, als sie war. Vielleicht wollte sie das so. Schließlich war sie Herrin über ein großes Anwesen und musste sich jeden Tag Respekt verschaffen.
    Adelheid redete inzwischen flüssiger, dieser geduldige Zuhörer tat ihrer Seele gut. Nebenan in der Kemenate war

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