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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Aber der Name klingt, als hätte ich ihn bereits gehört.“ Eine steile Falte entstand auf seiner Stirn.
    „Zermartert Euch nicht das Hirn, seid froh, dass es noch funktioniert. Euer waghalsiger Ritt hätte Euch viel mehr Schaden zufügen können!“ Adelheid schloss aus seinem flackernden Blick, dass er müde wurde. Die Unterhaltung strengte ihn mehr an, als er zugab.
    „Ja – so wie dem Mülhuser, der um Eure Hand angehalten hat! Es ist ein Jammer, dass ich ein solch schlechter Reiter bin! Ich werde Magdalena fragen, ob sie nicht ein Mittel weiß, wie ich trotz dieses grässlichen Eides um Euch werben kann!“
    Adelheid lachte, wenn auch etwas unsicher. Etwas schwang in seiner Stimme, das ihr sagte, er scherze diesmal nicht. Gleichzeitig fragte sie sich verwirrt, was in ihr vorging. Einerseits hätte sie ihn in seine Schranken verweisen müssen, denn sein Ansinnen war ziemlich unverschämt und sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Andererseits wünschte sie sich sehnlichst, für immer hier sitzen und seine Hand halten zu können.
    „Was meint Ihr? Welche Dinge sollte Magdalena kennen?“, lenkte sie hastig ab.
    „Nun, die Mägde, die ich belauschte, waren der Meinung, dass Eure Zofe Schuld sei an dem Tod des Mannes. Sie habe mit schwarzer Magie nachgeholfen!“ Sein Gesicht war ohne Arg, allerdings lächelte er auch nicht, sondern wartete ernst auf ihre Antwort.
    Adelheid hatte das Gefühl, als schaue er auf den Grund ihrer Seele. „Ich bin nicht sicher. Magdalena kann Dinge … nun ja – bewirken. Sie hatte auch Godhart verflucht … Und schließlich hatte Wetzel bereits über die Hälfte des Weges zurückgelegt, als der bis dahin lammfromme Schimmel plötzlich stieg. Ich hatte große Angst, dass er es schafft, denn ich wollte ihn nicht heiraten! Und Magdalena wusste das.“
    Er schwieg nachdenklich. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Obwohl sich alles in ihr dagegen sträubte, ließ sie seine Hand auf das Laken gleiten und wandte sich zum Gehen. Diesmal hielt er sie nicht zurück.
    Anna starb am Tag darauf und wurde unter viel Wehklagen begraben. Ihre beiden jüngeren Kinder hingen am Rock des Vaters, der selbst vor Kummer kaum wusste, was um ihn herum vor sich ging. Adelheid regelte die Versorgung der Halbwaisen, denn sie erwartete, dass der Mundschenk seine Arbeit bald wieder aufnahm. Da Frauen und Kinder sich ohnehin gemeinsam in der Kemenate aufhielten, war nach dem Tagwerk immer jemand für die Kleinen da. Nur während des Tages musste eine Pflegemutter gefunden werden. Adelheid wählte Bernhards Frau, die mit Freuden zustimmte. Des Mundschenks ältester Sohn Alnot sowie sein halbwüchsiger Bruder konnten selbst für sich sorgen.
    Während sie über das Schicksal der Kinder beschloss, glitt ihr Blick traurig über das pausbäckige Gesicht des Jüngsten, der sich auf dem Schoß der Torwächterin bereits wohlzufühlen schien. Der kleine Junge begriff noch nicht, dass diese Frau seine Mutter ersetzen würde. Er grabschte ihr ins Haar und steckte ihr eine seiner kleinen dicken Hände in den Mund. Die anderen hatten sehr wohl verstanden, worum es ging, ihre von Tränen verschmierten Gesichter sprachen für sich. Eine tiefe Niedergeschlagenheit griff nach Adelheids Bewusstsein. War es, weil sie selbst als Säugling ihre Mutter verlor oder war es die Sehnsucht nach eigenen Kindern? Sie gestattete sich nicht, darüber nachzudenken. Abrupt verließ sie ohne ein weiteres Wort den Saal.
    Adelheid erschien jeden Abend in der Krankenkammer, um mit Folkmar zu plaudern. Diese Stunde nach dem Abendessen wurde für sie zum ersehnten Ziel des Tages. Sie fieberte ihr entgegen, wenn sie mit kritischem Blick die Ställe inspizierte, wenn sie mit Robert dringende Besorgungen auflistete oder wenn sie mit dem Truchsess über die Vorräte für die nächsten Wochen sprach. Die Vorfreude zauberte ihr ein mildes Rot auf die Wangen und brachte ihre Augen zum Leuchten. Eine Woche nach Annas Tod trug Adelheid zum ersten Mal seit langem ein helles Gebände, als sie zum Essen im Saal erschien. Jetzt erkannte auch der begriffsstutzigste Knecht aus dem Gesinde, was die Frauen bereits seit Tagen vermuteten: Die Herrin hatte sich verliebt. Magdalena lächelte sanft in sich hinein, wenn sie die Leute tuscheln hörte. Adelheids geistesabwesender Blick, der durch alle hindurch zu gehen schien, ihre plötzlich wieder milde Art mit den Leuten umzugehen, der Spiegel, nach dem sie morgens verlangte, all diese Kleinigkeiten

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