Adelshochzeit 2
nicht wehtun, durfte ihr jedoch nicht länger die Illusion gestatten, dass sie eine gemeinsame Zukunft hätten.
Damals, als sie nach dem Tod ihres Gatten ihre Beziehung mit ihm wieder aufnahm, hatte er ihr offen erklärt, dass er ihr weder Liebe noch Treue versprechen könne. Zwischen ihnen bestand eine stillschweigende Vereinbarung: Er behielt seine Freiheit und genoss hin und wieder die Gunst anderer Frauen. Dabei schätzte er es, dass Barbara ihm deswegen keine Vorwürfe machte, wie er seinerseits auch ihre Amouren unbeachtet ließ.
Mark hatte diese Beziehung lange als angenehm und bequem empfunden, doch in der letzten Zeit waren ihm Barbaras Winke, dass sie auf Heirat zählte, zu deutlich geworden und verärgerten ihn. Er wusste, sie war gestern nicht zufällig auf der Terrasse erschienen, und fragte sich, wie lange sie ihm wohl schon nachspionierte. Da er sie nicht mehr begehrte, fand er sie nur noch anstrengend.
Um Barbara Demütigungen zu ersparen, hätte er die Beziehung gern ohne Szenen und ohne Groll beendet. Edle Vorsätze … aber ob er ebenso gnadenlos auf ein Ende abzielen würde, wenn es nicht um Miss Emily Beaufort ginge?
Da Emily von seinem Verhältnis mit Barbara Emerson wusste, hielt sie ihn möglicherweise für einen treulosen Schuft. Dennoch – und trotz ihrer Bedenken – ermutigte ihre süße Anschmiegsamkeit ihn zu der Hoffnung, dass er dabei war, ihre Zuneigung zu erringen.
Gestohlene Küsse waren eines, doch bestimmt würde sie seine formelle Werbung abweisen, solange er nicht ehrlich sagen konnte, dass er frei war.
Düster grübelte er über seinen Rivalen nach. Mr. Stephen Bond … Grollend gestand Mark sich ein, dass er auf diesen Gentleman eifersüchtig war. Wie Tarquin ihm einmal erzählt hatte, mochte Emily den jungen Mann, sah sich aber nicht geneigt, dessen Antrag anzunehmen – falls er sich je zu einem durchringen könnte. Mr. Bond war nämlich von seiner wohlhabenden Großmutter abhängig, die ihn aus dem Testament streichen würde, wenn er eine ihr unliebsame Person heiratete.
Von derartigen Gedanken ermutigt, trieb Mark seine Grauen stärker an und konzentrierte sich wieder auf Emilys Bruder, der endlich einmal kräftig zusammengestaucht werden musste. Mark grinste; ihm war eingefallen, wo er ihn vermutlich finden würde.
„Hatte gehofft, noch mal über Sie zu stolpern, Miss.“
Emily wirbelte herum, als sie die gezischten Worte vernahm, und entdeckte Mickey Riley, der vom Eingang eines Geschäftes unauffällig zu ihr herüberwinkte. Langsam trottete er ihr entgegen und schlüpfte, ihrer Aufmerksamkeit gewiss, in eine schmale Seitengasse.
Mit grimmiger Miene folgte Emily ihm. Eigentlich hatte sie den Brief an Stephen so rasch wie möglich aufgeben wollen, doch jetzt, da sie Riley sah, hätte sie ihm am liebsten ordentlich die Meinung gesagt. Sie vermutete nämlich, dass Tarquins Heirat von diesem habgierigen Kerl hier akribisch geplant worden war.
„Wir sollten diese Art Treffen einstellen, Mr. Riley“, sagte sie sarkastisch.
Riley grinste schief. „Welche Ehre, dass Se sich bemüht hab’n, mein’ Namen rauszufinden.“
„Es war keine Mühe“, erwiderte Emily eisig, „ich weiß nicht nur, wer Sie sind, sondern noch einiges mehr. Und nun beeilen Sie sich, mir zu sagen, was Sie wollen.“
Energisch verschränkte sie die Arme.
„Na, das is’ mir ’ne schöne Art, Miss! Wo ich auf Sie gewartet hab’, um Ihn’n was über Ihr’n Bruder zu sagen.“
„Mr. Riley“, fauchte Emily gedämpft, „ich weiß mittlerweile mehr von meinem Bruder, als mir lieb ist. Falls Sie mir also mitteilen wollen, dass er verleitet wurde, eine Ihrer …“ Sie verkniff sich den unfeinen Ausdruck, der ihr auf der Zunge lag. „Ihrer Dämchen zu ehelichen, sparen Sie sich den Atem.“
„Ham Se das mit Jenny also ’rausgekriegt?“ Missmutig empfing Riley diese Neuigkeit, kam aber sofort zu dem Schluss, dass nur Mr. Hunter ihr das verraten haben konnte – also mussten diese beiden ziemlich eng miteinander liiert sein, sonst würden sie solche Dinge nicht ansprechen. Wenn überhaupt, hatte Riley angenommen, würde Hunter dem alten Beaumont davon erzählen. Nun musste er sich wohl vorsehen, wie er alle Seiten so gegeneinander ausspielte, dass für ihn eine Menge dabei heraussprang, sonst bekam er am Ende gar nichts.
Lässig abwehrend sagte er: „Nu’ wissen Sie, warum ich Tarquin finden wollte. Aber keine Sorge, ich weiß, wie wir das einrenken.“ Er lächelte
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