Adelshochzeit 2
verführerisch …“
„Du weißt nicht, wie es ist zu lieben?“, fragte Sarah verwundert.
Eben wollte Emily dem zustimmen, als sie sich unversehens erinnerte, wie sie sich in Marks beschützender Umarmung gefühlt hatte; sie schien seinen warmen Mund auf dem ihren zu spüren, seine Hände erregend auf ihrem Körper … „Ich bin mir nicht sicher …“, platzte sie heraus und errötete.
Wie absurd das war, eben den Mann, den sie kaum kannte und kaum mochte, mit dem Gedanken an Liebe zu verbinden. Doch vielleicht lernte sie ihn ja langsam kennen, und vielleicht mochte sie ihn deswegen ein wenig mehr. Mark hat sich bei Tarquins rätselhaftem Verschwinden als extrem hilfreich erwiesen, dachte sie, und ich wäre sehr undankbar, wenn ich einen Gentleman, der sich solche Mühe gemacht hat, immer noch ablehnen würde.
„Vielleicht hofft Stephen ja doch nicht vergebens“, sagte Sarah steif, weil sie zu erraten glaubte, welcher Mann gerade Emilys Gedanken beherrschte. „Bitte vergiss, was ich über Stephen sagte. Ich möchte nicht, dass du mich für deine Rivalin hältst.“
„Liebes, ich dachte gar nicht an Stephen. Nicht er ist es … also … ach, Sarah, sei doch nicht so!“
Doch Sarah sprang auf und sagte nur: „Ich muss gehen. Ich versprach Mama, sie zu einem Einkauf zu begleiten.“ Damit eilte sie hinaus, und Emily blieb nichts anderes übrig, als sie zur Haustür zu begleiten. Unglücklich schaute sie ihr nach, die, ohne sich noch einmal umzuschauen, die Straße hinunterschritt, und fragte sich betrübt, wieso einzig das Gespräch über zwei Herren dazu führen konnte, dass zwischen zwei Freundinnen plötzlich solche Spannung herrschte.
Während sie hinauf in ihr Zimmer ging, dachte sie nach. Vielleicht behandelte sie Stephen ja wirklich nicht sehr nett. Ja, sie mochte ihn, doch wäre sie auch bereit, ihn als Ehemann und Vater ihrer Kinder zu sehen? Eigentlich hielt sie ihn doch nur hin, falls sich herausstellen sollte, dass ihr letztendlich doch nicht die große Liebe begegnete. Im Übrigen hatte seine Großmutter das längst erkannt und stellte sich gegen diese Verbindung.
Reuig dachte sie, dass er bestimmt eine andere Frau sehr glücklich machen könnte. Sarah zum Beispiel …
Entschlossen, ihn freizugeben, setzte sie sich hin und verfasste einen Brief an ihn.
Sarah Harper war nicht die Einzige, die verzagt zur Kenntnis nahm, dass ein Mann ihre Gefühle nicht erwiderte.
Barbara Emerson war eben von ihrer Zofe ausgerichtet worden, dass Mr. Hunter unten wartete, um mit ihr sprechen zu dürfen. Das war neu. Während all ihrer gemeinsamen Jahre war er zu jeder Stunde ganz selbstverständlich herauf in ihr Boudoir gekommen. Nie hatte er irgendwelche Förmlichkeiten beachtet, ob er nun mit amourösen Absichten kam oder nur, um zu plaudern.
Schon seit einer ganzen Weile merkte sie, dass sein Feuer abgekühlt war. Als er sie am vergangenen Abend heimbrachte, war er trotz all ihrer Verführungskünste nicht geblieben, ja, hatte ihr nicht einmal einen richtigen Kuss gegeben.
Selbst ihre Zofe betrachtete sie schon mit mitleidigen Blicken. Wie bald erst würde in der ganzen Stadt bekannt sein, dass Mark sie verlassen hatte? Allerdings würde niemand wissen, wer ihre Konkurrentin war. Bisher kannte nur sie die unverschämte Person, die ihr den Geliebten gestohlen hatte.
Sie würde sich verleugnen lassen, dann würde man ja sehen, wie er reagierte. Kam er herauf, gelang es ihr vielleicht doch noch, ihn zu verführen, sodass er die verhängnisvollen Worte nicht aussprach.
„ Madame ist indisponiert“, wisperte die kleine Zofe mit verstohlenem Blick auf das strenge Gesicht Mr. Hunters.
„Das tut mir leid; wünschen Sie ihr von mir gute Besserung. Ich werde morgen wieder vorsprechen“, sagte Mark ruhig.
Falls er draußen bemerkte, dass er von oben hinter den Fenstervorhängen hervor beobachtet wurde, ließ er sich nichts anmerken, sondern sprang leichtfüßig in sein Karriol und trieb das elegante Gespann an. Sein harter Gesichtsausdruck galt nicht der Frau, die er nicht länger begehrte, sondern seinem Freund, der mit seiner Leichtfertigkeit dabei war, seine Familie zu ruinieren.
Nur mühsam verdrängte er die Gedanken an Tarquin und seine … faszinierende … Schwester und zwang sich zu überlegen, wie er die Trennung für Barbara möglichst schmerzlos gestalten konnte. Wenn sie ihn weiterhin nicht empfing, würde er ihr schreiben müssen – ein Ausweg, den er als feige empfand. Er wollte ihr
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