Adelshochzeit 2
mitfühlend. „Weil Se bestimmt nich’ Ihre Eltern aufregen wollen. Aber es kost ’was, das unterm Deckel zu halten.“
„Und wie genau soll das vonstatten gehen?“
„Nu ja … das geht Sie nix an – ich mach’s, und Sie zahlen.“
„Glauben Sie, Sie könnten mir einreden, die Heiratszeremonie wäre nur gespielt gewesen? Sie Narr, ich weiß, dass ein echter Pfarrer sie vorgenommen hat! Wollen Sie ihn etwa bestechen, damit er die Eintragung aus dem Kirchenbuch löscht? Und meinem Bruder so noch mehr Probleme bereiten?“
Riley sah sie verdutzt und wütend an.
„Aha, also hatten Sie es sich so vorgestellt!“
Doch Riley fasste sich schnell. „Sie halten sich für ganz schön gewitzt, Miss, was? Aber darum ging’s nich’. Ich wollt’ Ihn’n ’was anderes sagen.“ Er fühlte sich betrogen, denn er hatte den Plan für unfehlbar gehalten. Als er sich heute auf den Weg gemacht hatte, war er sich noch unsicher gewesen, ob er das üble Komplott des Viscounts, dieser hübschen Dame eine Falle zu stellen, unterstützen sollte. Nun jedoch fand er, es geschähe ihr nur recht. Solch eine hatte einen ordentlichen Dämpfer verdient!
„Worum geht es dann?“, drängte Emily ihn. „Beeilen Sie sich. Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen.“
„Ich soll Ihn’n was von Tarquin ausrichten“, sagte Riley langsam. Er sah ihre besorgte Miene und spann sich schnell eine glaubhafte Geschichte zurecht. „Aber erst ’n Vorschuss, Miss.“ Er streckte eine Hand aus und ließ sie über der Münze zuschnappen, die Emily ihm hineindrückte. Innerlich triumphierte er, weil die Kleine praktisch für ihren Untergang auch noch zahlte. „Ihr Bruder hat Jenny geschrieben, un’ wir sin’ sofort los zu sei’m Versteck. Wissen Se, seit er sich aus’m Staub gemacht hat, hat er zu viel geschluckt un’ war mies untergebracht. Hat sich erkältet, un’ es sieht bös aus.“ Unauffällig schielte er zu Emily hinüber und merkte, dass sie ernstlich besorgt war. „Jenny schätzt, er brauch’ nur orntliche Medzin und ’ne heiße Suppe. Aber Ihr Bruder meint, er wär auf’m absteigenden Ast, und will Sie sehen. Nur, klar, er schämt sich was. Will nicht, dass Ihre Alten … äh, Ihre Eltern was erfahren.“
„Warum ist diese Jenny nicht schon früher zu mir gekommen?“, fragte Emily erstickt.
„Was Jenny is’, also, da kümmer’ ich mich, Miss“, sagte Riley drohend. „Außerdem ha’m wir’s erst vor ein oder zwei Tagen gehört. Ihr Bruder will nur Sie sehen, kein’n sonst! Wenn jemand anders dabei is’, lässt er sich nich’ blicken! Klar?“
Bleich vor Schreck fragte Emily: „Ist das ein Trick, um mehr Geld von mir zu erpressen?“
„Hätt’ ja viel mehr verlangen könn’, Miss“, sagte Riley mit frommer Miene, „aber ich will ja genauso wenig, dass er hops geht wie als Sie, Miss.“
„Dann würde er Ihnen ja auch nichts mehr nützen, nicht wahr?“ Sie war sich sicher, dass der Schurke immer noch hoffte, aus Tarquins Unglück Profit zu ziehen. „Sagen Sie mir sofort, wo er ist!“
„Hab’ ’n Wagen. Wissen Se’, ’n Mietkutscher is bestimmt nich’ scharf drauf, in die Gegend zu fahr’n. Geht auch schneller so; keiner wird Se vermissen, so schnell sind Se zurück.“
Vor Angst um ihren Bruder fühlte Emily sich ganz schwach, und in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken nur so durcheinander. Was den Wagen betraf, war sie mit Riley allerdings einer Meinung, und wenn er die Wahrheit sagte, brauchte Tarquin schnelle Hilfe. Sie musste sofort zu ihm und ihn irgendwie zur Vernunft bringen. Zu Hause würde er am ehesten genesen. Er musste heimkehren und, Scham hin oder her, auslöffeln, was er sich eingebrockt hatte. Langsam nickte sie. „Aber ich kann nicht sofort mit Ihnen kommen. Zuerst muss ich Medizin besorgen. Ein Mittel gegen das Fieber. Ich treffe Sie später wieder, hören Sie?“
Sie traute Riley nicht über den Weg und mochte nicht mit ihm allein ins Blaue hinein fahren. Sie benötigte dringend Hilfe, und es gab nur einen Menschen, an den sie sich wenden konnte … Mark Hunter.
11. KAPITEL
„Mr. Hunter ist ausgegangen“, entgegnete der Butler höflich, als Emily ihren Namen nannte und darum bat, umgehend zu seinem Herrn geführt zu werden.
Forschend betrachtete Mr. Lomax die entzückende junge Dame. Offensichtlich war sie von Stand, und daher verwunderte ihre Bitte umso mehr, denn es gehörte sich nicht für eine ledige, unbegleitete Dame, bei einem Junggesellen vorzusprechen.
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