Adelshochzeit 2
herausbekommen?“
„Von Riley. Er versuchte, Emily mit deiner Mesalliance zu erpressen. Aber bestimmt hätte er lieber dich gemolken, wenn er gewusst hätte, wo du steckst.“ Mit einem Blick zu Jenny ergänzte er: „Ich setze mal voraus, dass deine Interessen deiner Frau stärker am Herzen liegen als die Rileys?“
Die junge Frau errötete ein wenig, sagte jedoch ernst: „Ich hab’ mir alle Mühe gegeben, ihn von deiner Schwester abzubringen. Hab’ ihm gesagt, er soll sämtliche Beaumonts vergessen und sich eine andere Melkkuh suchen. Aber der Kerl ist so stur. Er wollt’ einfach nicht aufgeben.“ Treuherzig sah sie zu Tarquin auf. „Ich hätt’ Mickey dein Versteck nennen können, aber ich habe dich nicht verraten … ganz ehrlich.“
„Emily ist in die Geschichte verwickelt?“, fragte Tarquin heiser. Das schreckte ihn jäh aus seinem betäubten Zustand auf, und als Jenny zustimmend nickte, verbarg er reuevoll sein Gesicht in den Händen.
Jenny schmiegte sich an ihn und sagte leise: „Ich kam heute nur her, um dir das von Riley zu erzählen. Was er vorhat, is’ nämlich ganz schlimm, und ich will nix damit zu tun haben. Ich wollt es dir schon vorhin sagen, aber du …“, sie lief rot an, „… du hast mich abgelenkt, und da hab ich’s vergessen.“
Tarquin wand sich schuldbewusst. Unleugbar hatte er Jenny keine Gelegenheit gegeben, irgendetwas zu sagen, als sie vor gut einer halben Stunde hier aufgetaucht war. Er räusperte sich und fragte gestelzt: „Was hast du mir über Emily zu berichten?“
Jenny blieb stumm. Nicht das Stirnrunzeln ihres Ehemannes erschreckte sie, sondern der harte Blick und eine wilde, ungeduldige Geste seines Freundes ließen sie zusammenzucken.
„Wenn Sie wissen, dass Riley noch Schlimmeres plant, um Miss Beaumont zum Zahlen zu bringen …“, setzte Mark an.
Nein, das nicht“, plapperte sie ängstlich, „Mickey lässt sich bezahlen, aber nicht von ihr. Er hat einen Handel geschlossen, mit einem, der auf deine Schwester scharf is’. Der will mit ihr irgendwo allein sein. Und Mickey, dieser gemeine Teufel, kriegt ordentlich was dafür, dass er sie zusammenbringt.“
„Das ist doch Unsinn!“, rief Tarquin. „Ich weiß, dass Stephen Bond eine Schwäche für Emily hat, doch eine Entführung käme ihm nie in den Sinn!“ Ein Blick auf Mark ließ ihn erbleichen, denn das Gesicht seines Freundes war wie zu Stein erstarrt.
„Wie will Riley Emily hierherlocken? Und wann? Bald schon?“ Marks Fragen kamen wie aus der Pistole geschossen.
Verängstigt antwortet Jenny: „Bald schon. Weil, Mickey braucht das Geld. Aber mehr hat er mir nich’ gesagt. Ich denk mir nur, dass er sie mit Tarquin ködern will.“
„Und von wem stammt die Idee, diese Falle zu stellen?“, fragte Mark bedrohlich ruhig. „Lügen Sie mich nur nicht an!“
Verstört schaute Emily zu ihrem Ehemann, der jedoch völlig entgeistert dastand.
„Los, sagen Sie mir den Namen, oder ich werde gemeingefährlich!“, knurrte Mark.
„Er heißt Devlin!“, keuchte Jenny. Vor Angst kamen ihr die Tränen, denn sie wusste, dass sie damit alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte. Sie hatte Mickey verraten, und wenn er das je herausbekam, würde er sich schrecklich rächen. Zitternd sog sie den Atem ein und wiederholte: „Devlin ist es … dieser brutale Kerl!“
Emily, die gerade mit Rileys Hilfe aus dem unbequemen zweirädrigen Wagen gestiegen war, betrachtete überrascht die Fassade des imposanten Hauses. Sie standen auf der weiten, kiesbestreuten Auffahrt an den Stufen zu einem eleganten doppeltürigen Portal. Verwundert schaute Emily umher. Das Anwesen lag abgelegen in einem eigenen Park, sodass man die Nachbarhäuser nicht sehen konnte, und hatte eindeutig herrschaftliche Ausmaße.
Auf der Fahrt hierher zum Stadtrand hatte sie sich ausgemalt, welche Beschwernisse Tarquin zu ertragen hatte, sah zugige Tagelöhner-Katen vor sich mit Löchern im Dach und undichten Fenstern, hinter denen er krank und zitternd unter Lumpen lag, ohne die Wärme eines lodernden Kaminfeuers. Hier kringelten sich bläuliche Rauchwolken aus den zahlreichen doppelzügigen Kaminen.
Auch hatte Riley ihr erzählt, dass Tarquin krank geworden sei, weil er im Kalten schlafen musste, doch wenn er hinter diesen Mauern lebte, war er sehr wahrscheinlich eher auf Rosen gebettet.
Zweifel im Blick und von einem unguten Gefühl erfasst, wandte sie sich zu Riley um. „Tarquin könnte sich die Miete für ein solches Haus nicht
Weitere Kostenlose Bücher