Adelshochzeit 2
leisten, und soweit ich weiß, hat er in dieser Gegend auch keine Freunde. Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?“
„Und wie richtig, Miss!“ Riley lachte rau, wich jedoch ihrem Blick aus. Dann nahm er den Beutel vom Sitz, in den Emily diverse Tränke und Heilmittel gepackt hatte, und reichte ihn ihr. „Nu’ kommen Sie, Miss, wenn wir weiter trödeln, wer’n wir nich’ vorm Dunkelwerden zurück sein.“ Wie um das zu betonen, schaute er zum Himmel auf, der sich schon verdunkelte, und stapfte dann die Freitreppe hinauf.
Trotz ihrer unterschwellig nagenden Zweifel folgte Emily ihm. Ehe sie jedoch noch etwas einwenden konnte, wurde oben jäh das Portal aufgerissen, und ein Lakai erschien. Als Emily die Uniform des Mannes sah, verlangsamte sie ihren Schritt. Er trug Braun und Gold, und sie erinnerte sich an diese Farben … wo hatte sie sie erst kürzlich gesehen? Unwillkürlich blieb sie stehen. In diesem Augenblick fasste Riley sie fest beim Arm und schob sie in die Halle. Hinter ihr schlug der Lakai die Türflügel zu und zog sich stumm zurück.
Emily fuhr auf Riley los und wollte zu einer wütende Rede ansetzen, doch der beachtete sie gar nicht. „Da … alles, wie’s sein soll … Se kann’s bestimmt nich’ erwarten“, sagte er in anzüglichem Ton.
Als sie Schritte hörte, sah sie sich um und starrte verwundert den Näherkommenden an. „Nicholas?“, fragte sie ungläubig. Doch es war tatsächlich ihr früherer Verlobter. Ein wenig überdreht lachte sie auf. „Jetzt sag nicht, dass ausgerechnet du meinem Bruder Unterkunft gewährst! Ich dachte, ihr könnt euch nicht ausstehen. Du weißt über Tarquins Verschwinden Bescheid?“
„Leider nicht, meine Liebe, und es interessiert mich auch nicht“, sagte Devlin brutal offen. „Wenn du magst, kannst du mir beim Dinner Näheres erzählen. Ich bin bereit, dir die Gefälligkeit zu erweisen, obwohl mir sein Befinden herzlich gleichgültig ist. Mein Interesse gilt ausschließlich dir“, fügte er hinzu.
Emily glaubte zu träumen! Sollten die beiden Männer gemeinsame Sache gemacht haben, um sie zu übertölpeln?
„Das ist für mich?“, fragte Riley und nahm etwas von der Ablage in der Halle.
Verwirrt sah Emily, wie er einen schweren Beutel in seiner Tasche verschwinden ließ, in dem unverkennbar Münzen klimperten.
Viscount Nicholas Devlin hat dafür bezahlt, mich hierher zu bringen!, dachte Emily empört. Wütend eilte sie auf Nicholas zu und schaute ihm mit flammendem Blick ins Gesicht. „Hast du mit diesem … diesem … widerlichen Hund gemeinsame Sache gemacht, um mich zu ködern? Was hast du mit mir vor?“
Nicholas strich Emily mit zwei Fingern über die samtige Wange. „Ah, meine Liebe, nur Gutes. Bestimmt erinnerst du dich noch daran, dass wir schon einmal ganz allein waren … und beide sehr angetan davon. Bald wirst du froh sein, weil ich so despotisch über dich bestimmt habe.“
Schroff schlug Emily seine Hand beiseite. „Du abscheuliches Miststück!“ Ohne nachzudenken holte sie aus und verpasste ihm eine Ohrfeige, was Riley zu höhnischem Gelächter reizte.
Verärgert rieb Nicholas sich die Wange und sagte heiser, doch mit Erregung im Blick: „Nun, wenn dir heute Nacht an Unterwerfung gelegen ist, das kannst du haben. Ich werde dich schon zähmen.“
Obwohl sich ihr Magen krampfhaft zusammenzog, befahl Emily sich, Ruhe zu bewahren. „Reicht es dir nicht, dass du mich einmal verführt hast?“, flüsterte sie mit vor Abscheu erstickender Stimme.
„Wie du siehst. Andernfalls hätte ich mich dafür nicht solcher Mühen und Kosten unterzogen.“ Bei den Worten winkte er Riley, zu verschwinden.
Der stieß ein derbes Lachen aus und machte sich davon.
Einen winzigen Moment stand Emily wie erstarrt, dann flog sie förmlich auf das noch offene Portal zu, doch aus dem dämmrigen Hintergrund der Halle schoss ein Lakai herbei. Er stieß ihr die Türflügel vor der Nase zu, schloss mit einer fließenden Bewegung ab und zog den Schlüssel ab, dann entfernte er sich, und Emily schaute ihm verzweifelt hinterher. Jetzt wusste sie auch wieder, wo sie diese Livree gesehen hatte … in der Whiting Street. Devlins Kutscher hatte Braun und Gold getragen …
Als sie sich zu Devlin umwandte, schlug ihr das Herz schmerzhaft in der Brust, und sie hatte das Gefühl, kaum atmen, geschweige denn sprechen zu können. Schließlich fasste sie sich tapfer und stieß mit bebenden Lippen hervor: „Sie sind ein Teufel, Sir, und ich schäme mich
Weitere Kostenlose Bücher