Adelshochzeit 2
entschuldigen?“
„Wie, dazu würden Sie ihn bringen?“ Sie schaute auf, direkt in seine Augen, die sie warm betrachteten.
„Natürlich. Aber nur“, erklärte er, näher an sie herantretend, „wenn Sie mir versprechen, hier zu warten, bis ich mit ihm zurückkomme, damit ich Sie anschließend heimbringen kann.“
Die Vorstellung, abermals mit Mark Hunter auf engem Raum zusammenzusein, dieses Mal in seiner Rennkutsche, ließ sie herausplatzen: „Danke für das freundliche Angebot, Sir, aber bemühen Sie sich bitte nicht. Ich werde eine Droschke mieten.“
Mit einem raschen Schritt vertrat Mark ihr den Weg, sodass sie abrupt stehen bleiben musste, um nicht mit ihm zusammenzustoßen.
„Miss Beaumont, ich hoffe, Sie werden mich nicht als Lügner dastehen lassen“, sagte er gespielt ernst, „sehen Sie dort das Fenster? Mr. Wilson beobachtet uns immer noch, um zu sehen, ob wir wirklich gute Bekannte sind und Sie mit mir fahren.“
In der Tat bemerkte Emily, als sie aufschaute, wie ein Rollo leise schwankte, als sei es eben losgelassen worden. Abermals überschwemmte sie tödliche Verlegenheit. „Grässlicher Kerl!“, murmelte sie.
„Das galt hoffentlich Mr. Wilson, nicht mir“, sagte Mark trocken.
Emily lugte durch ihre langen Wimpern zu ihm auf und wagte ein schüchternes Lächeln.
„Soll ich gehen und ihn ausschimpfen?“, fragte Mark lächelnd.
Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre blonden Locken unter ihrem Hut tanzten. „Nein, ich glaube, es lag nicht nur an ihm; was … was er sah, muss ihm seltsam vorgekommen sein.“ Sie grub ihre Zähne in ihre Unterlippe.
Kommentarlos reichte Mark ihr seine Hand, und sie ließ sich von ihm auf den Sitz helfen. „Vornehme junge Damen sieht man nicht oft in dieser Straße. Normalerweise werden sie von männlichen Angehörigen begleitet“, sagte er schließlich.
Das erschien Emily als wahrscheinlich. Ob er wohl als Nächstes wissen wollte, was sie hergeführt hatte? Um ihn abzulenken, sagte sie leichthin: „Bestimmt ist Mr. Woodgate netter als Mr. Wilson. Das eben war doch Mr. Wilson, nicht wahr?“
„In der Tat.“ Mark trieb die edlen Grauschimmel an und fädelte sich elegant in den Verkehr ein. „Mr. Woodgate war ein sehr anständiger Bursche, und auch Mr. Wilson war sehr nett – bis sein Geschäftspartner starb. Ich glaube, im Augenblick wird ihm allein alles zu viel.“
„Starb?“, rief Emily entgeistert.
„Ja, vor einigen Monaten, ganz plötzlich.“
Innerlich verfluchte Emily sich, weil sie vor Nicholas Devlin einen so krassen Fehler begangen hatte. Er musste vom Tod des Anwalts gewusst haben. Dass ihr ehemaliger Verlobter die Lüge durchschaut hatte, mit der sie sich ihm entzog, stach sie empfindlich.
„Wollen Sie mir nicht sagen, vor wem Sie sich verborgen hielten? Darf die Person nicht genannt werden?“
Als hätte er geahnt, woran sie gerade dachte! Ausweichend sagte sie: „Es war nur ein Bekannter, mit dem ich seit Langem nicht gesprochen hatte.“ Um weitere Fragen zu unterbinden, fuhr sie fort: „Ich muss für meine Mutter noch ein Geburtstagsgeschenk besorgen. Wären Sie so freundlich, mich in der Regent Street abzusetzen? Ich möchte zu Madame Joubert.“ Beim Gedanken an die Begegnung vor dem Geschäft der Schneiderin fiel Emily ein, dass Mark ihr ja versprochen hatte, nach Tarquin zu forschen. Wenn sie sich nach seinen Fortschritten erkundigte, könnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – weiteren Fragen ausweichen und etwas über ihren Bruder erfahren. Grübelnd schaute sie auf ihre Hände nieder. Warum eigentlich sollte Mark Hunter nicht erfahren, dass sie dem Mann aus dem Weg hatte gehen wollen, der um Haaresbreite ihr Ehemann geworden wäre?
„Wir haben immer noch nichts von Tarquin gehört“, sagte sie. „Haben Sie schon etwas herausgefunden, Mr. Hunter? Mein Vater macht sich inzwischen ernste Gedanken. Bisher meldete mein Bruder sich stets, wenn er in Schwierigkeiten war. Und das muss er sein, denn auch seine Vermieterin hat ihn seit Wochen nicht gesehen. Und er ist fortgeblieben, ohne die ausstehende Miete zu zahlen.“
Mark zügelte die Pferde ein wenig und betrachtete Emily aus den Augenwinkeln. Sie nagte an ihrer rosigen Unterlippe und verschlang nervös ihre Hände ineinander. Plötzlich schenkte sie ihm einen flehenden Blick.
Ein scharfes Ziehen schoss Mark durch den Körper, das nicht nur Begehren war, sondern eine Reaktion auf ihre süße Hilflosigkeit. Offensichtlich ging ihm Emily
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