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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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Königin belohnt worden war.
    Ich kannte John Huddleston seit vielen Jahren und hatte ihm einmal mit einem sehr starken Brechmittel aus Steinsalz und Kreuzdornsirup das Leben gerettet, nachdem er eine vergiftete Hafersuppe gegessen hatte. Der Giftmischer (man vermutete einen Quäker) war niemals seiner gerechten Strafe zugeführt worden. Doch seit jenem Ereignis trug Huddleston stets ein Fläschchen mit »Merivels wirksamem Brechmittel« für den Fall bei sich, dass ihn so etwas noch einmal treffen sollte. Insofern neigte er dazu, mich als seinen Retter zu betrachten und meine bekannten Ausschweifungen und meinen einstigen schändlichen Einfluss auf die königliche Moral mit Nachsicht zu behandeln.
    Wir begrüßten einander herzlich und ohne viel Aufsehen. Huddleston war mir immer als ein Mann von großer Menschlichkeit erschienen; nach dem Tod meiner Eltern in jenem grausamen und entsetzlichen Feuer von 1662 hatte ich ihm sogar gestanden, dass ich meinen Glauben an Gott vollständig verloren hätte.
    Und anstatt mich zu schelten oder einen erneuten Bekehrungsversuch zu machen (was fromme Menschen so gern tun), hatte er mich gefragt, ob meine Mutter und mein Vater auch aufgehört hätten, an den liebenden Gott zu glauben. Und als ich ihm erklärte, das hätten sie nicht, sie seien vielmehr im Glauben fest geblieben, hatte er für mich ein liebliches Bild vom Paradies beschworen, in dem meine Eltern nun weilten.
    Es war, wie es sich für das Gewerbe meines Vaters ziemte, ein Kurzwarenhändler-Paradies – mit Wolken aus Wolle und im Wind wehenden Federbäumen und mit Pfaden, auf die Perlmuttknöpfe gestreut waren, und Feldern aus Leinengewebe und Häusern aus Steifleinen. Und manchmal versuchte ich mir dieses fantasievolle Königreich vorzustellen, in dem meine Eltern jetzt weilten, und ich hörte im Geiste meine Mutter rufen: »Ach, sieh doch, Liebes, ein Bänder-Hain. Sieh nur, wie hübsch!«
    »Es gibt schlechte Nachrichten, Merivel«, sagte Huddleston. »Sehr schlechte. Ich bin auf dem Weg zur Königin, wir werden zusammen beten.«
    »Wie geht es Ihrer Majestät?«, fragte ich.
    »Sie ist sehr niedergeschlagen. Sie kann weder essen noch schlafen. Sie schilt sich selbst, weil sie ›als Gemahlin nicht gut genug‹ gewesen sei.«
    »Ach. Aber es könnte auch sein, dass der Gemahl ›nicht gut genug‹ gewesen ist.«
    »Wohl wahr. Aber sie geißelt sich, und noch etwas anderes quält sie – dass der König trotz all seiner Versprechungen ihr gegenüber sich nie in die römisch-katholische Kirche hat aufnehmen lassen.«
    »Das beschäftigt die Königin?«
    »Ja, sie ist sehr aufgebracht, weil es noch nicht geschehen ist.«
    Jetzt griff ich nach Pater Huddlestons Arm und zog ihn in einen Raum, den ich für ein Wartezimmer hielt, und erklärte ihm, es gebe eine dringende Angelegenheit, über die ich vertraulich mit ihm reden müsse.
    Wir befanden uns jedoch nicht in einem Wartezimmer, sondern in einer Besenkammer.
    »Oh«, sagte ich und betrachtete die zahlreichen Reisigbesen und Flederwische, die in diesem engen Raum untergebracht waren, »hier geht es nicht …«
    Ich war schon im Begriff, wieder hinauszugehen, doch Huddleston sagte: »Nein, ganz im Gegenteil, dies ist ein guter Ort für Geheimnisse jeglicher Art. Ihr müsst wissen, dass katholische Priester meines Alters daran gewöhnt waren, sich klein zu machen , um in die Löcher zu passen, die man für uns bereithielt. Als Cromwells Männer erschienen, um Moseley Hall zu durchsuchen, schliefen Seine Majestät und ich in einem Raum, nicht größer als dieser. Natürlich hatten wir keine Besen als Gesellschaft; wir hatten Angst. Sollte ich nun Angst haben vor dem, was Ihr mir erzählen wollt?«
    »Nein«, sagte ich. »Ganz und gar nicht. Ich bitte Euch nur um Hilfe.«
    Der Pater setzte sich auf einen umgedrehten Holzeimer, und ich quetschte meinen Körper daneben und hielt mich, um nicht zu schwanken, an den Besenstielen fest, während ich Huddleston alles berichtete, was der König mir in der Karosse anvertraut hatte.
    Als ich fertig war, blickte er auf seine bleichen Hände nieder, die von den vielen Jahrzehnten des Betens ganz steif waren, und schwieg einen Augenblick. Dann sah er mich an und sagte: »Ich danke Euch, Sir Robert. Nichts, was ich lieber hören würde, hättet Ihr mir erzählen können. Aber wir müssen darum beten, dass es nicht zu spät ist …«
    »Ich weiß aber immer noch nicht, wie es geschehen soll.«
    »Es wird durch mich geschehen. Ich

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