Adieu, Sir Merivel
die in eine Truhe passten, aber auch solche, die es nicht taten, wie Kartentische und bestickte Fußschemel, waren in der Eingangshalle gestapelt und warteten auf einen Wagen, der sie in Sicherheit bringen würde.
Margaret und ich blickten uns einigermaßen verstört um.
»Nun«, sagte ich, »ich bin froh, dass sie nicht die Betten konfisziert hat.«
Aus Margarets Zimmer waren jedoch viele kostbare Gegenstände entfernt worden; sie hatte nichts mehr, um ihr Haar zu bürsten, und es war ihr nur eine einzige Wandleuchte geblieben. Sie setzte sich auf das Bett und sagte zu mir: »Wenn der König stirbt, wird die Herzogin nach Frankreich reisen. Sie hat mich gebeten, mit ihr zu kommen. Sie ist so gut zu mir gewesen, Papa, und doch würde ich lieber in England bleiben, wo ich Julius nahe sein kann. Was soll ich nur tun?«
»Du musst tun, was dein Herz dir gebietet«, sagte ich. »Und du solltest nicht vergessen, dass die Herzogin in Frankreich ohne den König nichts und niemand sein wird, weshalb dein Leben dort langweilig und traurig werden könnte.«
»Und doch erwartet sie, dass ich sie begleite …«
»Sie kann dich nicht für immer festhalten, und das weiß sie auch. Ich werde nach Bidnold zurückkehren, und du kannst gern mitkommen, wenn du das möchtest, und Julius kann uns besuchen, und dann zeigen wir ihm die Hagebuchenallee …«
In diesem Augenblick trat Julius Royston ein, und als er uns erschöpft in dem fast leeren Zimmer sitzen sah, sagte er: »Oh Elend! Was für ein Loch bewohnt Ihr denn jetzt?«
Und das Lachen machte uns froher, und Julius entwickelte sofort den Plan, dass Margaret in Lord Delavignes Haus am Strand ziehen könne, »wo Ihr es wieder behaglich hättet, Liebste, und auch eine Bürste besäßet!«.
Und ich sah, dass Margaret von dem Plan sehr angetan war und viel lieber in Delavignes Haus am Strand gewohnt hätte, als im Februar nach Norfolk zu reisen und von ihrem Verlobten getrennt zu sein.
Und so wurde denn beschlossen, dass Margaret nach des Königs letztem Lebewohl unter dem Schutz von Lord und Lady Delavigne in einem herrschaftlichen Haus leben würde, in dem es keinen Mangel an Schemeln und Kandelabern gab, und ich würde allein nach Bidnold reisen, wo ich hoffentlich bei meiner Rückkehr alles ordentlich und sauber vorfinden würde.
Am Donnerstag schickte der König wieder nach mir. Im Zweifel, ob er womöglich einen medizinischen Eingriff wünschte, wollte ich meine chirurgischen Instrumente zusammensuchen, konnte sie jedoch nicht finden.
Seit meiner Rückkehr aus der Schweiz bewahrte ich sie, direkt an meinem Bett, in der untersten Schublade meines Nachttisches auf, doch als ich diese Schublade öffnete, war nichts darinnen – nur ein wenig hellbrauner Staub, wo ein Käfer am Holz genagt hatte.
Ich suchte überall in meinem Zimmer, wusste aber, dass ichmeine Instrumente nicht finden würde. Und daraus konnte ich nur schließen, dass Fubbs ihre Dienstboten angewiesen hatte, einfach alle Dinge von Wert – ungeachtet ihres Besitzers – zu nehmen und in die wartenden Truhen zu stopfen.
Das machte mich ebenso traurig wie wütend. Ich besaß die Instrumente schon seit 1665. Sie waren ein Geschenk des Königs gewesen, der, um mich aus meiner Lethargie zu reißen, in die ich auf Bidnold verfallen war, in den Griff des Skalpells das Motto Schlaf nicht, Merivel hatte eingravieren lassen.
Ich hatte sie mit größter Sorgfalt gehütet und immer geschärft und schön poliert. Mit ihnen hatte ich Violet Bathursts Krebs wegzuschneiden versucht. Mit ihnen hatte ich Margaret in der Zeit ihres Typhus am Arm zur Ader gelassen. Mit ihnen hatte ich während eines Zeitraums von zwanzig Jahren die Steine und Tumore meiner Patienten zu entfernen gesucht. Ohne sie fühlte ich mich nutzlos.
Dennoch machte ich mich, mit leeren Händen, auf den Weg zum König und wurde in sein Zimmer vorgelassen, wo ich sah, wie Seine Majestät sich vom Herzog von Richmond, dem jüngsten seiner unehelichen Kinder und Fubbsys Sohn, verabschiedete; und ich beobachtete, wie jeder der ums Bett Versammelten Fubbsy und ihrem Sohn den Rücken zukehrte und sie zu schmähen suchte. Von ihrem übergroßen Schmerz und weil sie nun von allen und jedem so unverhohlen brüskiert wurde, hatte Fubbs ganz rot verquollene Augen.
Als Fubbsy und ihr Sohn gegangen waren, wurde ich ans Bett gebeten und erkannte an der Farbe des Königs und seinem eingesunkenen Gesicht sofort, dass er zusehends verfiel.
»Merivel«, flüsterte
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