Adieu, Sir Merivel
endlich wissen würde, ob sein Werk Gnade fand. Weiter sagte ich, für mein ungeübtes Auge sei die Uhr aber ein Werk großer Schönheit und Erlesenheit und ich würde darum beten, dass Madame de Maintenon das ebenfalls finde.
»Ich verstehe Sie sehr gut«, sagte Madame de Flamanville. »Wollen wir hoffen, dass die niederländische Uhr mit Gottes Zeit Schritt hält und dass Ihr Mr. Hollers die Gönnerin bekommt, die er sich wünscht. Ich werde nachfragen.«
»Vielen Dank, Madame«, sagte ich und vollführte eine weitere leicht lächerliche Verbeugung. »Ich bin Ihnen zu tiefstem Dank verbunden.«
»Nun«, sagte Madame de Flamanville, »Dankbarkeit istselbstverständlich ein vortreffliches Gefühl, aber tiens , nun, da ich darüber nachdenke, fällt mir das perfekte Zahlungsmittel für diese Gefälligkeit ein.«
»Nennen Sie es mir, und ich werde mein Bestes tun –«
»Meine Kutsche fährt am Mittwochmorgen um neun Uhr von der Place des Armes nach Paris. Ich erwarte, Sie darin zu sehen.«
7
Die de Flamanvilles bewohnten in Paris ein exquisites Herrenhaus aus Stein, hier hôtel genannt, im Faubourg Saint-Victor, ganz in der Nähe des Eingangs zum Botanischen Garten (oder Jardin du Roi ) , den der Vater des französischen Monarchen, König Louis XIII., gegründet hatte.
»Das Haus ist groß«, sagte Madame de Flamanville, als die Kutsche in die kreisförmige Auffahrt einbog und ich adrett gekleidete Dienstboten erblickte, die sich zu unserer Begrüßung in einer Reihe aufgestellt hatten, »deshalb werden Sie selbstverständlich hier wohnen, Sir Robert.«
Ich widersprach nicht. Denn eines hatte ich auf der sehr angenehmen Fahrt nach Paris gelernt: Madame de Flamanville, deren Taufname Louise war (was mich auf köstliche Weise an die Mätresse des Königs, »Fubbsy«, erinnerte, die ebenfalls Louise getauft worden war), war eine Frau, die ihren Willen durchzusetzen wusste. Daraus schloss ich, dass sie vielleicht das Kind eines liebevollen Vaters war (so wie Margaret) oder Oberst de Flamanville ein ebenso liebevoller Gatte oder aber ein schwacher Mann – oder auch beides.
Madame de Flamanville trat wohl auch deshalb so selbstbewusst auf, weil ihr Verstand ungemein lebhaft war und sie sich für alles um sie herum interessierte. Ihre Erziehung, die sie überwiegend in der Schweiz genossen hatte, wo sie geboren worden war, sei, wie sie sagte, »ausreichend« gewesen, doch im Laufe der Fahrt gewann ich den Eindruck, dass sie sehr viel mehr als das gewesen sein musste.
Sie sprach vier Sprachen, darunter auch Latein. Sie komponierte Musik. Sie kannte die Heilige Schrift »gut genug, um erhobenen Hauptes in ein Kloster einzutreten, sollte diesesSchicksal mich jemals treffen«. Wie Margaret begeisterte sie sich für die Geografie der Erde. Aber die größte Befriedigung schenke ihr, sagte sie, das Studium der Heilpflanzen und ihrer Eigenschaften, und im hôtel im Faubourg Saint-Victor habe sie sich »ein kleines Laboratorium eingerichtet – mit weit zu öffnenden Fenstern für den Fall von Explosionen! –, in der ich eine dilettantische Form von Chemie betreibe«.
Man kann sich vorstellen, welches Vergnügen mir dieses Geständnis bereitete. Es erlaubte mir zu erwähnen, wie gut ich König Charles’ Laboratorium in Whitehall kenne und dass ich mich als Arzt sehr für die Heilkräfte der Natur interessiere. Ich ging sogar so weit, von meinem verblichenen Freund, John Pearce, zu sprechen, und berichtete ihr von seinem Mittel gegen die Pest aus der Hahnenfußwurzel, das ich selbst angewendet und das mich 1666 vor dem Tod bewahrt hatte. Und wie ich gehofft hatte, schufen diese gegenseitigen Offenbarungen unserer Interessen und Kenntnisse ein Band zwischen uns, und ich muss gestehen, dass ich solch eine Verbundenheit noch nie mit einer Frau erlebt hatte.
Auf der ganzen langen Fahrt nach Paris, während der ein kalter Dezemberregen der flachen Landschaft um uns herum einen traurigen Anblick verlieh, führten wir ein höchst belebendes Gespräch, und bei unserer Ankunft bemerkte ich, dass meine Wangen übermäßig erhitzt waren und mein Herz in einem beschleunigten Rhythmus klopfte.
Im hôtel wurde ich in ein großes, angenehmes Schlafgemach geführt, mit einem eigenen Nachtstuhl, der sich hinter einem Vorhang befand. Als ich diesen Gegenstand und den großen Krug mit heißem Wasser in meinem Zimmer sah, trieb es mir beinahe Tränen der Dankbarkeit in die Augen.
Derselbe Kammerdiener, der das heiße Wasser gebracht
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