Adieu, Sir Merivel
Murdoch (dieser Quacksalber!) und Dr. Sims würden sicher ihr Bestes tun und hätten meinen Patienten auch von meiner großen Not hinsichtlich der Krankheit meiner Tochter berichtet.
Ich hatte jedoch gehofft, dieses Versäumnis sehr bald wiedergutzumachen, indem ich jeden einzelnen von ihnen besuchen würde, und nun erkannte ich, dass ich, mehr denn je, ein Gefangener meines Hauses war und mich ausschließlich Margaret und dem König würde widmen müssen. Gewöhnlich reiste der König mit einem größeren Hofstaat an, der ihn versorgte und unterhielt, so dass ich den stillen Gastgeber spielen konnte und nur, je nach Verlangen oder Bedarf, hin und wieder mit Späßen und Narreteien aufzuwarten brauchte. Aber nun war er hier auf Bidnold, mit nur zwei Kammerdienern und einer verwöhnten Hündin als Gesellschaft. Voller Sorge begann ich mich zu fragen, wie wir die folgenden Tage überstehen sollten.
Beim Verlassen des Speisesaals blieb der König an der Tür stehen, drehte sich um und blickte zurück auf den Tisch und die fünfzig Kerzen, die da brannten und tropften. »Wo ist Gates?«, fragte er. »War er es nicht, der stets getreulich das Nachtmahl auftrug?«
»Ja, Sire«, antwortete ich, »doch seine Hände sind ein wenig unsicher geworden …«
Der König nickte ernst. »Ach ja«, sagte er. »Ich glaube, das erwähntest du in London. Aber es missfällt mir außerordentlich, wenn Dinge, die ich zu schätzen gelernt habe, zu Ende gehen.«
15
Der Frühling kam.
Während er jeden Baum und jede Hecke mit seinem grünen Kleid umhüllte, entdeckte ich von Tag zu Tag immer neue Zeichen der Besserung in Margarets Zustand. Sie begann, kleine, appetitliche Gerichte zu essen, um die ich Cattlebury gebeten hatte: Milchpudding, Rührei, mit Sahne überbackenen Sellerie. Ihre Wangen bekamen wieder Farbe. Ich sorgte dafür, dass ihre Haare gewaschen und, so wie sie es mochte, in Locken gelegt wurden.
Manchmal half ich ihr aus dem Bett, und wir setzten uns an einen kleinen Tisch vor dem Fenster des Zimmers, in dem sie so lange gelegen hatte, und spielten einige Partien Rommé, und dabei merkte ich, dass ihr Verstand klar und scharf war. Demselben herzlosen Gott, der meine unschuldigen Eltern in einem Feuer hatte umkommen lassen, sprach ich meinen Dank aus.
Ich holte meine angelaufene Oboe aus ihrem Kasten, polierte sie, führte meine Tochter zu ihrer und zur Freude des Königs hinunter ins Musikzimmer und spielte für die beiden einige der alten, halb vergessenen Melodien, mit denen ich die Verrückten in Whittlesea unterhalten hatte. Bei einem dieser kleinen Konzerte stand der König auf, nahm Margaret bei der Hand und führte einen kurzen, aber würdevollen Tanz mit ihr auf, anschließend klatschten wir drei begeistert, als ob wir einem fabelhaften neuen Drama im herzoglichen Schauspielhaus beigewohnt hätten.
Ich schickte Sir James Prideaux eine Nachricht von Margarets Genesung und lud seine Familie zu einem Abendessen ein, und als die Frauen hörten, dass der König bei mirsei und an der Geselligkeit teilnehmen werde, verlangten sie allesamt – so schrieb mir Sir James – nach neuen Kleidern, neuen Bändern und neuen Schuhen. »Eure Soiree«, fuhr er fort, »wird mein Ruin sein, aber selbstverständlich schert mich das keinen Deut, so groß ist unser aller Freude, den König zu sehen und zu wissen, dass Margaret wieder mit uns in der Welt ist.«
Sie kamen, und das Haus hallte wider von Geplauder und Gelächter. Nacheinander umarmten sie Margaret, und Mary weinte vor Freude darüber, dass ihre Freundin wiederhergestellt war, so heftig, dass Arabella ihren Fächer vor das Gesicht halten musste, um ihre eigenen Tränen zu verbergen.
Für den König bedeutete die Ankunft der Familie gleich ein großes Vergnügen. Obwohl er mir gegenüber betont hatte, wie »gesetzt und behaglich« sein Umgang mit Fubbsy sei, merkte ich sofort, dass die vier schönen jungen Frauen in meinem Haus in seinen Augen das alte Feuer aufleuchten ließen.
Penelope, die Jüngste, war erst fünfzehn, doch er erwies ihr ebenso wie Mary, Jane und Virginia auf liebenswürdigste Weise seine Aufmerksamkeit und erklärte ihr mit Nachdruck, wie wichtig Tanz- und Geografiestunden seien. »Anmut in der Welt, Penelope, und Wissen über die Welt«, sagte er. »Mein Vater lehrte mich, diese Dinge zu schätzen, bevor ihm sehr unfreundlich der Kopf abgeschlagen wurde. Deshalb musst du sie, in seinem Namen, ebenfalls achten.« Die ganze Gesellschaft verstummte
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