Adieu, Sir Merivel
schwarzen und brennenden Stuhl produziert« und ihm große Schmerzen bereitet, wenn er aus ihm herauskam. Und deshalb hatte er sich jetzt das Essen beinahe ganz verboten, so sehr fürchtete er, die Speisen würden in seinen Gedärmen steckenbleiben.
»Das wird nicht helfen, Mr. Maybury«, sagte ich. »Wir müssen ein anderes Mittel finden.«
In der Vergangenheit hatte ich es bei ihm mit Terpentinklistieren versucht, und für eine Weile brachten sie ihm »große Erleichterung«, doch dann hatten sie, ich weiß nicht warum, plötzlich keinerlei Wirkung mehr. Nun berichtete ich ihm, ich hätte von einer exzellenten Vorrichtung zum Ausspülen unreiner Stoffe gehört. Sie nenne sich Enema-Pumpeund bestehe aus einer Schafsblase an einem sorgfältig zusammengenähten Lederschlauch. Die Blase werde mit Salzwasser gefüllt, und das Wasser durch den Schlauch mit Druck auf die Blase in den Anus gepumpt, und dabei steige es in den Dickdarm; und wenn das Gerät nach einiger Zeit wieder herausgleite, nun, dann folge der gesamte Stuhl hinterher, und das vollkommen ohne Anstrengung und Schmerzen.
Percival Maybury machte ein sehr hoffnungsfrohes Gesicht und fragte, wie er wohl an ein solches Gerät käme. Ich sagte, ich würde meinen Apotheker in Norwich bitten, ihm eines zu beschaffen.
Unterdessen solle er Haferbrei und Erbsen essen, riet ich ihm, denn diese Kost habe, wie ich sehr sicher wisse, eine ausgesprochen lösende Wirkung auf den Darm. Und ich erzählte dem armen Wollhändler ein wenig von der Atmosphäre während meiner Zeit in Versailles – wie ich mit Hollers in dem schäbigen Zimmer gehaust und Wasser aus den Brunnen im Garten getrunken hatte –, und darüber musste er gewaltig lachen, und das wiederum freute mich, weil ich weiß, im Lachen steckt Vergebung.
Danach begab ich mich zu einem asthmatischen Patienten. Mr. Joshua Phipps war einst Geldverleiher und Pfandleiher gewesen, musste sich nun aber von den Städten fernhalten, weil er die verpestete Luft fürchtete, die, wie er sagte, seinem Atem nicht guttue. Doch Geldverleiher können nur gedeihen, wenn sie sichtbar sind und die Leute ihr Schild sehen, zu ihnen gehen und um Darlehen bitten oder ihre ärmlichen Habseligkeiten gegen Münzen eintauschen können. Und so haderte Phipps ebenso wie Maybury mit beidem, seinem körperlichen Zustand und seinem erfolglosen Gewerbe.
»Ich kämpfe einen Kampf mit der Angst, Doktor Merivel«, erklärte er mir. »Mein Asthma kann ich nicht besiegen, aber ich versuche, meine Angst davor zu besiegen, indem ich ausprobiere, wie lange ich es ohne Atmen aushalte, bis ich meinen Pfefferminzbalsam inhaliere und wieder Luft in dieLunge bekomme. Aufgrund fleißigen Übens kann ich es jetzt zwei Minuten aushalten.«
»Zwei ist heroisch«, sagte ich. »Ich könnte es sicherlich nicht eine Minute aushalten.«
»Angst verkrampft«, sagte er. »Die Angst beginnt im Hals. Vielleicht kann ich, wenn ich meinen Schrecken verscheuche, auch die Krankheit verscheuchen.«
Ich erklärte, das sei ein bewunderungswürdiges Bestreben, erzählte ihm dann aber von meiner Seereise nach Frankreich, wie glücklich mich da die salzige Luft gemacht habe und wie gereinigt ich mich danach von giftigen Säften fühlte.
»Warum besteigt Ihr nicht«, sagte ich, »wenn der Sommer kommt, ein Schiff in Harwich oder Felixstowe und bleibt an Deck und füllt Eure Lunge mit dem Westwind?«
Er sah mich ernst an. »Ich habe nie eine Vorliebe für das Meer gehabt«, sagte er. »Ich ziehe die Gesellschaft trockener Dinge vor: Kaufbriefe und Zahlungsanweisungen und hübsch ausgefüllte Quittungen.«
Dann ritt ich nach Bathurst Hall.
Dieses Haus ist sehr groß und war einst der Schauplatz einer wüsten Festivität – ein schwarzer Hengst wurde da in den Speisesaal geführt und schiss überall hin, und all die Gecken waren verrückt vor Gelächter und Begierde, und der alte Lord Bathurst rollte höchstselbst auf dem Boden umher und kreischte irgendwelchen geistlosen Unsinn, und Violet tanzte Pirouetten auf dem Tisch, und dann sangen alle und kopulierten in den Ecken oder kotzten und schliefen mitten in dem Durcheinander ein, und die armen Dienstboten hasteten hin und her, um irgendwie Ordnung zu schaffen.
Wenn ich an diese Zeit denke, merke ich, wie mir die Röte in die Wangen schießt, insbesondere über die andauernden schamlosen Kopulationen, mit denen Violet und ich uns in den verschiedensten Winkeln des Hauses vergnügten – sogar auf der Treppe, wenn wir, wie
Weitere Kostenlose Bücher