Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
von ihrem Schultag berichteten.
Das wäre schon mal überstanden, dachte ich freudig und rief am Abend noch Luise an.
„Ich habe neue Zähne!“ flüsterte ich in den Hörer.
„Super! Und wie gefällst du dir“? wollte sie wissen und biss in etwas Knuspriges, so dass es in der Leitung krachte.
„Ich bin begeistert und fühle mich toll. Nun habe ich so schöne Zähne wie du. Michael muss sich noch daran gewöhnen, aber ich glaube, dass er es auch gut findet.“
„Dann sind wir ja schon einen Schritt weiter. Hast du nächste Woche Zeit? Ich habe die Visagisten und den Hairstylisten schon gefragt. Sie machen es gratis, da ich noch etwas bei ihnen gut habe“, erzählte sie mir freudig.
„Wow, das ist ja super! Ich bin total happy und voller Leben. Ich muss jetzt noch Sport machen. Also, danke für alles“, verabschiedete ich mich und schaute zum hundertsten Mal an diesem Tag in den Spiegel. Ich hatte immerzu die Schauspieler und Sänger um ihre weißen Beiß Reihen bewundert und nun konnte ich mich selber bewundern.
Kurz nach meiner Zahnsanierung ereignete sich ein schrecklicher Fall in unserem Garten; es war wie aus einem Krimi.
Rene, unser jüngster Sohn, hatte sein Fahrrad auf unserer Auffahrt gesäubert. Als er das schmutzige Wasser weggießen wollte und dabei durch den Garten lief, erblickte er Füße, die in Gummistiefeln steckten und merkwürdig still aus einem Beet ragten. Mein Sohn wusste sofort, dass es sich um des Gärtners Füße handelte und rief nach mir. Ich telefonierte gerade mit Mutter, die eine neue Pflanze aufgetan hatte, den Wunderbaum, der moringa oleifera, von dem man alles essen kann und der außerordentlich gesund ist. Er wächst sehr schnell und könnte das Hungerproblem auf der Erde so banal lösen, wenn die Politiker mal in die Puschen kommen würden. Ich ließ Mutter mit dem Wunderbaum in der Leitung hängen und folgte im Galopp meinem Sohn, der Schreckliches ahnte. Da standen wir dann, vor Paul; er war im Beet zusammen gebrochen und lag mit offenen Augen zwischen den Erdbeerpflanzen. Er zeigte ein schwaches Lächeln und sah ziemlich tot aus. Ich mochte den toten Mann nicht anfassen, zumal sich schon Fliegen auf seinem Körper verabredet hatten. So rief ich den Notarzt, der seinen Tod ziemlich schnell feststellte. Der Arzt schaute mich so komisch an; dachte er etwa ich hätte unseren Gärtner ermordet? Aber der Gärtner ist doch immer der Mörder? sagte ich mir und musste schmunzeln, obwohl das ziemlich unpassend war. Es stellte sich heraus, dass Paul einen massiven Herzanfall erlitten hatte und der kam durch das viele Schweinefleisch zu Stande, das ihn fett und krank gemacht hatte. Paul hatte weder eine Familie noch Freunde; hatte in einer erbärmlichen Ein-Zimmer-Wohnung vegetiert, die ich zum Glück nicht besuchen musste. Er hatte keinen Cent auf der Bank und so bezahlten wir seine kleine bescheidene Beerdigung. Da ich kein richtiges Verhältnis zu Paul aufgebaut hatte, musste ich während der Trauerfeier auch nicht weinen. Rene, unser Jüngster, litt ziemlich unter diesem Vorfall, da er den Toten entdeckt hatte und das erste Mal in seinem Leben einen echten Toten gesehen hatte. Ich redete viel mit Rene über den Tod und seine Brüder halfen ihm, dieses Erlebnis zu verarbeiten. Ich suchte sofort einen Ersatz für Paul, da ich keine Zeit für Gartenarbeit hatte. Schließlich musste ich mein „Fin-Projekt“ planen. Ich wählte aus acht Männern den jüngsten aus, damit ich nicht nach einigen Monaten wieder einen Toten im Beet finden musste. Kai war gelernter Gärtner; fleißig, schnell und kompetent. Der Garten wurde im Nu wieder ansehnlich und hätte mit dem botanischen Garten unserer Stadt konkurrieren können.
Eine Woche nach Pauls raschen Abgang in unserem Garten, saß ich auf einem bequemen Beauty-Stuhl; kam mir vor wie die Klum. Drei Profis wirbelten um mich herum; beschauten die triste Grundlage, auf der sie sich austoben konnten. Dann flogen die Pinsel, der Puder und Cremes über mein Gesicht. Ich hatte mich bisher nie richtig geschminkt, außer ein bisschen Wimperntusche hatte ich keine Verschönerung an meiner Fassade vorgenommen. Ich besaß eine reine ebene Haut, eine gerade Nase und recht schöne Augen mit langen Wimpern. All das war eine hervorragende Grundlage für ein perfektes Schmink Gesicht, wurde mir freudig mitgeteilt. Der eine Visagist, der wie eine zarte Rose duftete und eine knallenge rote Hose trug, war von meiner brachgelegenen, natürlichen
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