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Adiós Hemingway

Adiós Hemingway

Titel: Adiós Hemingway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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inzwischen den 22er ausgewickelt hatte. »Ich will keine Probleme. Keine Probleme bitte.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte er und setzte die Brille wieder auf. Er richtete sich im Bett auf, versuchte ruhig zu bleiben.
    Der Mann trat schwerfällig einen Schritt zurück.
    »Sie dringen in mein Haus ein und sagen, Sie wollen keine Probleme.«
    »Ich will nur meine Dienstmarke und meine Pistole wiederhaben. Sagen Sie mir, wo sie sind, und ich gehe.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Stellen Sie sich nicht dumm, Hemingway. Ich hab zwar was getrunken, aber so viel nun auch wieder nicht … Hab sie irgendwo hier verloren … Und sagen Sie dem verdammten Köter, er soll aufhören zu bellen.«
    Der Mann war sichtlich nervös, und das konnte gefährlich werden.
    »Ich werde jetzt aufstehen«, sagte er und streckte beruhigend seine leeren Hände vor.
    »Gut, und sorgen Sie dafür, dass das Tier ruhig ist.«
    Er schlüpfte in die Mokassins, die neben dem Bett standen. Der andere, immer noch den Revolver in der Hand, trat zur Seite, um ihn in den Salon vorgehen zu lassen. Als er dicht an dem Mann vorbeiging, nahm er den säuerlichen Geruch von Schweiß und Angst wahr, der jedoch die Alkoholfahne nicht überlagern konnte. Er wollte lieber nicht zum Regal hinübersehen, war aber sicher, dass die Thompson nach wie vor an ihrem Platz stand. Aber es würde wohl nicht nötig sein, sich ihrer zu bedienen. Im Salon öffnete er ein Fenster und pfiff Black Dog zu sich. Der Hund war ebenso nervös wie der Mann und wedelte mit dem Schwanz, während Hemingway beruhigend auf ihn einsprach.
    »Ist gut, Black Dog, ist ja gut … Aus jetzt, du hast mir ja gezeigt, was für ein großer Hund du bist.« Das Tier, noch knurrend und mit aufgestellten Ohren, legte die Vorderpfoten auf die äußere Fensterbank. »So ist brav«, sagte er und kraulte ihm den Kopf.
    Als er sich umdrehte, sah er, dass der Agent spöttisch grinste. Der Mann wirkte jetzt ruhiger, und das war auch gut so.
    »Geben Sie mir meine Plakette und meine Pistole, und ich verschwinde. Ich will keine Probleme mit Ihnen … Darf ich?« Er zeigte mit dem Revolver auf die Hausbar zwischen den beiden Sesseln.
    »Bedienen Sie sich.«
    Der FBI-Agent ging zu der kleinen Bar, und da entdeckte er, dass der Mann das rechte Bein nachzog. Ohne den Revolver aus der Hand zu legen, gelang es ihm, die Ginflasche zu entkorken und sich ein halbes Glas einzugießen. Er trank einen großen Schluck.
    »Ich liebe Gin.«
    »Nur Gin, sonst nichts?«
    »Unter anderem. Rum hab ich heute schon zu viel gehabt. Den kann man trinken wie Wasser, und hinterher …«
    »Was wollen Sie auf meiner Finca?«
    Der Mann grinste wieder. Seine Zähne waren groß, schief und krumm und nikotingelb. »Reine Routine. Wir kommen von Zeit zu Zeit vorbei, schauen uns um, notieren, wer bei Ihnen zu Gast ist, schreiben Berichte. Heute war alles so ruhig, da bin ich über den Zaun gesprungen …«
    Eine Welle der Empörung stieg in ihm hoch und vertrieb den Rest der Angst, die er noch im Bett verspürt hatte. »Aber was zum Henker …?«
    »Rasten Sie nicht gleich aus, Hemingway! Kein Grund zur Aufregung. Sagen wir es einmal so, damit Sie mich richtig verstehen: Sie mögen die Kommunisten und wir nicht. Sie haben viele kommunistische Freunde, in Frankreich, in Spanien und sogar in den Vereinigten Staaten. Und hier auch. Ihr Arzt zum Beispiel ist einer. Dieses Land befindet sich im Krieg, und im Krieg können Kommunisten sehr gefährlich werden. Manchmal wagen sie sich nicht aus ihren Löchern, aber sie liegen immer auf der Lauer und warten auf ihre Chance.«
    »Und was hab ich damit zu schaffen?«
    »Wie es aussieht, nichts, ehrlich gesagt. Bis jetzt jedenfalls. Aber Sie reden viel, und es ist bekannt, dass Sie ihnen Geld gegeben haben, stimmt das?«
    »Mein Geld gehört mir und …«
    »Warten Sie, warten Sie! Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über Ihr Geld zu diskutieren oder über Ihre politischen Ansichten. Ich will meine Dienstmarke und meine Pistole, sonst nichts.«
    »Ich hab die Sachen hier nicht gesehen.«
    »Aber Sie müssen sie gesehen haben! Hab sie zwischen Zaun und Swimmingpool verloren. Hab überall gesucht, aber nichts. Muss passiert sein, als ich über den Zaun gesprungen bin …«
    »Tut mir leid. Hier ist nichts, was Ihnen gehört. Und jetzt geben Sie mir meinen Revolver zurück und verschwinden Sie.«
    Der Mann trank noch einen Schluck, stellte das Glas ins Regal und tastete nach einer Zigarette. Er zündete sie an, stieß

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