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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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springst zuerst«, befahl
ich. »Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen .«
    »Auch gut.« Sie ging nach vorn,
kletterte über die Reling und sprang die anderthalb Meter in den Sand hinunter.
    Plötzlich erschien Charlie auf
der Brücke. »Wir gehen Boss ?« fragte er eifrig.
    »Noch nicht«, antwortete ich.
»Kannst du schwimmen ?«
    Augenblicklich wurde sein
Gesicht grünlich. »Nein, Boss«, rief er ängstlich.
    »Na schön, irgendwie müssen wir
es trotzdem schaffen Steig in den Maschinenraum, stelle beide Maschinen auf
>Volle Kraft zurück<, und dann renn los .«
    »Rennen ?« wiederholte Charlie tonlos.
    »Ja, nach vorn. Und dann spring
über Bord. Wenn du schnell genug läufst, ist das Boot noch nicht weit vom
Strand weg, wenn du springst .«
    »Klar, Boss«, schluckte er.
»Aber was, wenn ich nicht schnell genug bin ?«
    »Dann wirst du eben schwimmen
lernen«, erklärte ich ihm wohlwollend.
    Charlie stieg ohne die
geringste Spur Enthusiasmus in den Maschinenraum. Ich nahm die Breda, trug sie
zur Reling und warf sie neben Tess in den Sand.
    »Was machst du ?« fragte sie. »Brauchst du noch lange ?«
    »Nein.«
    Ich war gerade auf dem Weg zur
Brücke, als die Maschinen anfingen, rückwärts zu laufen. Es war ein höllischer
Ton. Wasser und Sand spritzten hoch. Ich verfluchte Charlie, daß er so
ängstlich war. Wenn sich die Schrauben festfraßen, brachte ich den Kahn nie
wieder von hier weg.
    Plötzlich machte das Boot einen
Satz rückwärts. Ich zurrte gerade das Steuer fest, als Charlie wie ein
Kugelblitz an mir vorbeiraste. Dem Aufklatschen folgte ein Entsetzensschrei.
    Das Boot gewann schnell an
Fahrt, es bebte unter den rhythmischen Kraftstößen der Maschinen. Die Küste
schrumpfte zusammen, ebenso eine vor Schreck erstarrte Tess. Wie eine
Schildkröte kroch gerade Charlie an Land.
    Ich legte hundert Meter
zwischen mich und das Ufer, kletterte von der Brücke in den Maschinenraum und
blieb dort nur so lange, wie ich brauchte, um die Hebel auf »Halbe Kraft
voraus« zu stellen. Dann hastete ich zurück auf die Brücke und brachte das Boot
auf Parallelkurs zur Küste.
    Mit meiner letzten Stange
Dynamit ging ich besonders liebevoll um. Die anderen hatten vor allem schnell
explodieren müssen, deshalb hatte ich die Zündschnur dicht am Sprengkörper
angebrannt. Mit dieser Stange hier hatte ich es gar nicht eilig, trotzdem sah
mir die Zündschnur nur nach fünfzehn Sekunden Brenndauer aus.
    Ich zwängte die Patrone in
einen Ringbolzen und ging auf Gegenkurs. Zum letztenmal flitzte ich nach unten, um die Maschinen auf »Volle Kraft voraus« zu bringen.
Die Küste war jetzt wieder auf fünfzig Meter nahe gerückt, und die beiden
Gestalten am Strand wurden rasch größer. Auf gleicher Höhe mit ihnen warf ich
das Ruder herum, das Kanonenboot krängte graziös und schoß in die offene See
hinaus. Kniend steckte ich die Zündschnur an, und sobald ich sicher war, daß
sie kräftig brannte, ging ich von Bord — ein noch schnellerer Kugelblitz als
Charlie. Mit einem flachen Kopfsprung tauchte ich ins Wasser, kam wieder hoch
und legte den rasantesten Kraul seit der Olympiade
hin.
    Etwa dreißig Meter trennten
mich noch vom Strand, als die Explosion kam. Der Lärm war infernalisch, die
Erschütterung minimal. Nach zehn Sekunden trafen mich ein paar sanfte Wellen,
das war alles. Meine Füße berührten Grund, ich watete an Land und wandte mich
gerade noch rechtzeitig um; eine halbe Meile draußen sank das Kanonenboot
rapide mit dem Heck voran. Tess und Charlie kamen heran und verharrten
schweigend, bis das Wasser wieder leer dalag.
    »Charlie«, bemerkte ich
sachlich, »ich hoffe nur, daß du mit dem dichten Dschunkendienst hier draußen recht hast .«
    »Bestimmt, Boss«, beteuerte er.
    »Wenn nicht, wäre es nur fair,
wenn wir Charlie als ersten verspeisen«, mischte sich Tess mit lauernder Miene
ein.
    Ich zog mir die nassen Kleider
aus und ließ sie von der Sonne trocknen. Es wurde allmählich heiß.
    »Was wirst du tun, wenn wir
nach Hongkong zurückkommen ?« erkundigte sich Tess.
    »Schlafen, essen, trinken...
machst du Witze, Puppe ?«
    »Ich denke an Mao .«
    »Einige Ideen habe ich schon«,
antwortete ich. »Aber sie kommen alle aufs gleiche hinaus: auf eine Kanone, die
ich ihm in die Rippen drücke .«
    »Boss«, meldete sich Charlie
taktvoll, »der Fluß, aus dem die Dschunken Wasser holen, liegt ungefähr eine
Meile südlich .«
    »Na, dann werden wir uns wohl
besser auf den Weg machen«, sagte ich

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