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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Zweck, die Demütigung einer eventuellen Niederlage zu umgehen, während irgendwo Geheimverhandlungen liefen.
    Laut sagte er, ohne daß es ihm selbst bewußt wurde: »Schließlich hat niemand sie gezwungen, diesen Krieg zu führen. Aber jetzt sollte ihnen jemand Räson beibringen!«
    Auch Herrick hatte offenbar über die Kurierbrigg nachgedacht.
    »Wenn der Angriff abgeblasen wird, wenn wir sogar zurückgerufen werden, Sir, dann ersparen wir uns eine Menge.« Dickköpfig fuhr er fort: »Gerechtigkeit und Ehre sind keine Fremdwörter für mich, Sir. Aber mir ist auch klar, daß Ihre Lordschaften nur zweckdienlich denken.«
    An Herrick vorbei sah Bolitho zu den Heckfenstern hin und bemerkte, daß der glühende Reflex des Sonnenuntergangs erloschen war.
    »Das Kommandantentreffen findet wie geplant statt. Dann –«, er ließ Herrick nicht aus den Augen –, »dann setze ich meine Flagge auf
Odin.
«
Von Herricks Auffahren, seinem ungläubigen Gesicht ließ er sich nicht stören. »Langsam, Thomas. Denken Sie erst nach, ehe Sie protestieren.
Odi
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ist das leichteste Linienschiff im Geschwader, sie hat nur 64 Kanonen. Denken Sie daran, daß Nelson bei Kopenhagen von der
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.
Georg
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auf die
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überwechselte, weil sie kleiner war und geringeren Tiefgang hatte. Für Aktionen in Küstennähe ist letzteres entscheidend. Beim bevorstehenden Angriff werde ich Nelsons Beispiel folgen.«
    Herrick erhob sich, während Browne erschöpft sitzenblieb; sein Blick war von Müdigkeit und zuviel Brandy getrübt, als er die anderen beiden musterte.
    Herrick konnte nicht länger an sich halten. »Das hat gar nichts damit zu tun. Bei allem Respekt, Sir – aber ich kenne Sie schon sehr lange und durchschaue Ihren Plan: Sie wollen, daß mein Kommodorewimpel auf der
Benbo
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weht, wenn wir ins Gefecht ziehen, so daß im Fall einer Niederlage nicht mich die Verantwortung trifft, sondern Sie! Genauso haben Sie
Phalarop
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befohlen, in Küstennähe zu bleiben, damit dem Fischkutter nichts passierte.«
    »Ja, Thomas, und es erwies sich auch als notwendig.«
    Herrick gab nicht nach. »Aber das war nicht der wahre Grund, Sir! Sie taten es, um Emes noch mal eine Chance zu geben.«
    Bolitho blieb gelassen. »Auf jeden Fall ist
Odi
n
das geeignetere Schiff, und damit Schluß! Jetzt setzen Sie sich wieder und trinken Sie aus, Mann. Außerdem muß ich das Geschwader aufteilen. Nur so können wir auch den Feind dazu bringen, sich zu zersplittern.« Er zögerte, weil er wußte, was er Herrick damit antat, aber es ging nicht anders.
    Undeutlich murmelte Browne: »Das Gefängnis…«
    Beide sahen ihn an, und Bolitho fragte: »Was ist damit?«
    Browne erhob sich halb, sank aber wieder zurück. »Erinnern Sie sich, Sir? An unseren Spaziergang vor den Mauern. Die Franzosen hatten auf der Kirche einen Semaphor installiert.«
    »Wollen Sie hinfahren und für unseren Sieg beten?« fragte Herrick wütend.
    Browne schien ihn nicht gehört zu haben. »Wir kamen zu dem Schluß, daß er die letzte Station in der Telegraphenkette südlich der Loire war.« Er wollte mit der Faust auf den Tisch schlagen, zielte aber daneben. »Wenn er zerstört wird, ist das entscheidende Glied der Kette zerbrochen.«
    Ruhig sagte Bolitho: »Das weiß ich. Ursprünglich hatte ich das auch vor. Aber es ist überholt.« Voll Zuneigung musterte er seinen Adjutanten. »Warum legen Sie sich nicht hin, Oliver? Sie müssen total erschöpft sein.«
    Browne schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht, Sir«, sagte er heftig. »Admiral Rémond ist entscheidend auf Informationen angewiesen. Und er weiß ganz genau, daß wir einen Nachtangriff nicht wagen werden. Ein Linienschiff käme nachts in diesen Gewässern keine Meile weit, ohne auf Grund zu laufen.«
    »Ich ahne, was Sie mir vorschlagen wollen«, antwortete Bolitho.
    »Aber das können Sie sich gleich aus dem Kopf schlagen.«
    Browne taumelte hoch und zog die Seekarte über den Tisch zu sich heran. »Aber bedenken Sie doch, Sir! Die Kette wäre zerbrochen! Zwanzig Meilen weit oder mehr käme kein einziges Signal mehr durch. Das würde Ihnen die Zeit verschaffen, die Sie unbedingt brauchen.« Seine Beine knickten ein, er sank wieder auf seinen Stuhl zurück.
    »Da komme ich nicht mit«, beschwerte sich Herrick.
    »Es gibt dort einen kleinen Strand.« Bolitho sprach leise, weil die ganze Szene vor seinem inneren Auge wiedererstand: der kleine Festungskommandant und seine Soldaten, der Weg im Windschatten der Steilküste bergab, der

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