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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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und ihm mit eigener Hand den Splitter aus dem Leib geschnitten. So hatte er Keen das Leben gerettet.
    Dann war da Duncan von der
Sparrowhawk
;
das Gesicht noch geröteter als sonst, schrie er etwas in Kapitän Verikers taubes Ohr. Schließlich noch der Neuling im Geschwader, George Lockhart von der Fregatte
Ganymede
.
Manche waren in ihren eigenen Booten gekommen, andere, deren Schiffe zu weit abstanden, hatte die allgegenwärtige
Rapi
d
an Bord geholt, die jetzt beigedreht in der Nähe wartete, bis die Herren zu ihren Schiffen zurückzukehren wünschten.
    Ob sie nun die beiden Goldepauletten eines Linienschiffkommandanten trugen oder die einzelne Epaulette eines jungen Kapitänleutnants wie Lapish, für ihre jeweiligen Besatzungen kamen sie gleich nach Gott und konnten an Bord ihrer Schiffe und in Abwesenheit eines ranghöheren Offiziers schalten und walten, wie sie es für richtig hielten.
    Wie ein Fels stand Herrick unter ihnen, wußte über manche alles und über alle genug.
    Abseits von den anderen wartete Kapitän Emes, Kommandant der
Phalarope
.
Mit steinernem, ausdruckslosem Gesicht hielt er das volle Weinglas in der einen Hand und trommelte mit den Fingern der anderen einen lautlosen Rhythmus auf seine Säbelscheide.
    Bis alle versammelt waren, wurde es fast Mittag, und mittlerwe ile hatte die Kurierbrigg ihre Depeschen aufs Flaggschiff gesandt und war weitergesegelt, auf der Suche nach dem nächsten britischen Geschwader weiter im Süden.
    Von den Anwesenden wußte nur Herrick, was der schwere Postsack enthalten hatte, und der behielt es für sich. Er wußte ja nun, was Bolitho plante. Weiter darüber zu diskutieren, war sinnlos.
    Die Tür ging auf, und Bolitho trat ein, gefolgt von seinem Flaggleutnant. Von den meisten war der Adjutant bisher als notwendiges Anhängsel des Admirals betrachtet worden; aber seine jüngsten Eskapaden – Flucht aus der Kriegsgefangenschaft, gewagter Vo rstoß durch die feindlichen Linien – ließen ihn in ganz anderem Licht erscheinen.
    Bolitho begrüßte jeden seiner Kommandanten mit einem Händedruck. Dann sah er Emes abseits stehen und schritt hinüber.
    »Das war eine gut geführte Aktion, Kapitän Emes. Aber wie es scheint, haben Sie meinen Flaggleutnant nur gerettet, damit ich ihn jetzt wieder verliere.«
    Gelächter flackerte auf und milderte die gegen Emes gerichtete Spannung.
    Nur Herricks Gesicht blieb grimmig.
    Dann nahmen alle wieder Platz, und Bolitho skizzierte so knapp es ging die französische Taktik, die Bedeutung des neu eingetroffenen Geschwaders von Admiral Rémond und die Notwendigkeit eines baldigen Angriffs, ehe die Invasionsflotte in besser geschützte französische Gewässer eskortiert werden konnte.
    Außerdem warnte er noch einmal nachdrücklich vor diesem heimtückischen Küstenstrich und seinen unberechenbaren Winden. Aber die schlechten äußeren Bedingungen behinderten beide Seiten, wie die Verluste von
Sty
x
und
Cere
s
bewiesen hatten. Es stand unentschieden, genauso wie der ganze Krieg.
    Die Kommandanten waren erfahrene Offiziere und hegten keinerlei Illusionen über einen Angriff bei Tageslicht; die Atmosphäre war eher erwartungsvoll als skeptisch, als ob alle – genau wie ihr Admiral – die Sache endlich anpacken und hinter sich bringen wollten.
    Wie Mitspieler in einem Drama kamen und gingen noch andere Beteiligte: Ben Grubb, der Master, gab grummelnd und unbeeindruckt wie immer eine Übersicht über Tiden und Strömungen, vermutete Wracks und anderes, während Yovell alles gewissenhaft notierte und für jeden Anwesenden eine Kopie anfertigte.
    Wolfe, der Erste Offizier, hatte in Friedenszeiten für die Handelsmarine diese Gewässer befahren und einiges an Ortskenntnis beizusteuern.
    Bolitho sagte schließlich: »Wenn wir den Angriff erst begonnen haben, gibt es keine zweite Chance für uns.« Er blickte reihum in die nachdenklichen Gesichter. »Die Staffel der optischen Telegraphen bedeutet ein ebenso schwerwiegendes Hindernis wie ein ganzes französisches Geschwader. Um diese Kette auch nur für kurze Zeit zu zerbrechen, bedarf es besonderen Mutes und äußerster Entschlossenheit. Zum Glück haben wir einen solchen Mann in unseren Reihen. Er wird ein Stoßtruppunternehmen gegen einen Telegraphen führen, der dem Gefängnis benachbart ist, das uns vor kurzem gemeinsam beherbergte.«
    Sofort stieg die Spannung in der Kajüte, und alle Blicke wandten sich Browne zu.
    Bolitho fuhr fort: »Dieser Stoßtrupp bricht mo rgen im Schutz der

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