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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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blickte Bolitho direkt ins Gesicht. »
Dankba
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wäre der treffendere Ausdruck.«
    Langsam stellte Bolitho sein Weinglas auf den Tisch zurück.
    »Jetzt erinnere ich mich.«
    Er hatte nur an seine eigenen Probleme gedacht, an das unvermutete Auftauchen seines alten Schiffes, so daß er an seinen neuen Kommandanten kaum einen Gedanken verschwendet hatte. Aber jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich, er hatte Kapitän Daniel Emes von der Fregatte
Abdie
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vor sich, der vor etwa einem Jahr als Angeklagter einem Kriegsgericht gegenübergestanden hatte. Wie konnte ihm das entfallen sein? Nur wenige Meilen von ihrem augenblicklichen Standort entfernt hatte Emes das Gefecht mit einem überlegenen Feind abgebrochen und damit zugelassen, daß ein anderes britisches Schiff erbeutet wurde. Gerüchtewe ise war verlautet, daß nur die frühe Beförderung zum Kapitän und seine bisher makellose Führung Emes vor der unehrenhaften Entlassung bewahrt hatten.
    Es klopfte, und Browne spähte mit unschuldigem Gesicht herein.
    »Bitte um Vergebung, Sir, aber
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signalisiert, daß sie mit der Brigg Kontakt hat. Sie kommt mit Depeschen vom SüdGeschwader.« Kurz streifte sein Blick Emes’ angespanntes Gesicht. »Der Brigg ist offenbar sehr daran gelegen, baldmöglichst in Kontakt mit Ihnen zu kommen.«
    »Ich kehre gleich auf
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zurück.« Und nachdem Browne sich eilig zurückgezogen hatte, fügte Bolitho, an Emes gewandt, hinzu: »Als ich damals hier das Kommando übernahm, war
Phalarope
zwar ein viel jüngeres Schiff, aber auch ein sehr viel schlechteres als heute. Vielleicht scheint sie Ihnen zu alt für die Aufgabe, die man uns gestellt hat. Vielleicht glauben Sie außerdem, daß sie für einen Offizier von Ihrer Erfahrung und Tüchtigkeit bei weitem nicht gut genug ist.« Er griff nach seinem Hut und schritt zur Tür.
    »Zu dem ersten Vorbehalt kann ich mich nicht äußern, aber zum letzteren werde ich mir ganz bestimmt meine eigene Meinung bilden. Und was mich betrifft, sind Sie einer meiner Kommandanten, sonst nichts.« Er sah Emes offen ins Gesicht. »Die Vergangenheit lassen wir ruhen.«
    Die Wände der Kajüte schienen ihm seine letzten Worte hö hnisch an den Kopf zu werfen. Aber er mußte Emes vertrauen, mußte ihn dazu bringen, sein Vertrauen auch zu erwidern.
    Heiser s agte Emes: »Danke für dieses Wort, Sir.«
    »Noch eine Frage, bevor wir zu den anderen gehen, Kapitän Emes. Wenn Sie sich morgen in der gleichen Lage wiederfänden, die Sie damals vors Kriegsgericht gebracht hat – wie würden Sie sich diesmal entscheiden?«
    Unschlüssig hob Emes die Schultern. »Das habe ich mich schon tausendmal gefragt, Sir. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.«
    Bolitho berührte seinen Arm, fühlte die Verkrampfung und Wachsamkeit, die von den Goldtressen nur äußerlich kaschiert wurde.
    Er lächelte. »Wäre Ihre Antwort anders ausgefallen, hätte ich wahrscheinlich mit der nächsten Kurierbrigg eine Ablösung für Sie angefordert.«
    Später, als die beiden Fregatten dichter nebeneinander kreuzten und die ferne Brigg mehr Segel setzte, um schneller zu ihnen aufzuschließen, stand Bolitho an der Querreling des Achterdecks und blickte über das Schiff hinweg nach vorn. Er hörte Emes hinter sich auf seine gewohnt knappe Art Befehle bellen. Ein schwi eriger Mann, der aber auch eine schwere Last mit sich herumtrug.
    Unvermutet meldete Allday sich zu Wort. »Na und, Sir, was halten Sie davon?«
    Bolitho lächelte ihn an. »Ich bin froh, daß sie wieder da ist, Al lday. Hier und heute gibt es viel zu wenig Veteranen.«
    Bolitho wartete so lange, bis die Gläser alle gefüllt waren und seine Erregung sich etwas gelegt hatte. Die Achterkajüte der
Styx
lag gemütlich im Schein der Deckenlampen, und obwohl das Schiff nach wie vor schwer arbeitete, spürte Bolitho doch, daß die See sich etwas beruhigt hatte; genau wie der Master prophezeit hatte, war der Wind auf Nordwest umgesprungen, Er warf einen Blick in die Runde. Trotz der Dunkelheit vor den Heckfenstern konnte er sich vorstellen, wie die anderen Schiffe
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in Kiellinie folgten, während ihre Kommandanten hier an Bord ihrem Admiral Bescheid taten. Nur der junge Kommandant von
Rapi
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fehlte, weil er irgendwo im Nordosten wachsam auf und ab stand, jederzeit bereit, mit halbem Wind herbeizueilen und sein Geschwader zu alarmieren, sollten die Franzosen im Schutz der Dunkelheit einen Ausbruchsversuch wagen.
    Was würden die Familien dazu sagen, wenn sie ihre

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