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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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begriff er, daß er auf Neales Stuhl eingeschlafen war.
    Doch wurde er sofort hellwach, als er sah, daß Allday sich über ihn beugte.
    »Was gibt’s?«
    Vorsichtig stellte Allday einen Topf Kaffee auf den Tisch. »Der Wind frischt auf, Sir, und in einer halben Stunde wird es hell.« Er trat einen Schritt zurück, den Kopf unter den niedrigen Decksbalken etwas eingezogen, und musterte Bolitho kritisch. »Dachte, Sie wollten vielleicht rasiert werden, ehe es tagt.«
    Bolitho streckte die Beine aus und schlürfte Kaffee. Allday dachte wirklich an alles.
    Während das Deck unter seinen Füßen im Seegang arbeitete, schien es ihm fast unglaublich, daß sie erst vor wenigen Stunden mit der Brigg
Rapi
d
Kontakt aufgenommen hatten, die kurz danach wieder eilig davongesegelt war, um Verbindung mit
Phal
arope
herzustellen.
    Der Rest war dann viel einfacher gewesen als erwartet. Beide Fregatten waren wieder über Stag gegangen und hatten SüdostKurs gesteuert, wobei sie den Wind voll ausnutzen konnten, während
Rapi
d
sich auf die Suche nach Duncans
Sparrowhaw
k
machte.
    Besonders eindrucksvoll war seine Streitmacht nicht, mußte Bolitho sich eingestehen, aber was ihr an Stärke fehlte, machte sie durch Beweglichkeit und Feuerkraft wieder wett. Auf
Sty
x
hatte er sie gerade erlebt, diese an Wahnsinn grenzende Wildheit, mit der die Leute auf das Donnern der Kanonen reagierten. Wenn sie die Landungsflotte noch einmal aufspüren und versprengen konnten, dann mußte sich Panik ausbreiten wie ein Steppenbrand.
    Danach konnte er der Admiralität berichten, daß Beauchamps Auftrag ausgeführt war.
    Es klopfte, und herein trat Neale, das runde Gesicht von Wind und Gischt gerötet.
    »
Phalarop
e
kommt achteraus allmählich in Sicht, Sir. Der Himmel wird schon hell, aber der Wind hat auf Nord zu West gedreht. Ich habe die Leute bereits frühstücken geschickt, denn mir schwant, daß uns heute allerhand bevorsteht. Falls die Franzosen ausgelaufen sind, meine ich.«
    Bolitho nickte. »Und falls nicht, gehen wir genauso vor wie gestern, nur haben wir diesmal Phalaropes Karronaden zur Unterstützung.« Er spürte, daß Allday bei der Nennung dieses Namens mitten in der Bewegung erstarrte, das Rasiermesser einen Moment innehielt. Neale lauschte auf laute Stimmen oben an Deck und entschuldigte sich mit dringenden Aufgaben; Alldays Bestürzung war ihm entgangen.
    Bolitho lehnte sich im Stuhl zurück und sagte leise: »Auf See gibt es keinen Spuk, Allday. Wir werden heute diese Landungsboote vernichten, was auch kommt. Und danach…«
    Allday fuhr schweigend mit dem Rasieren fort.
    Trotzdem, seltsam war es schon, daß
Phalarop
e
irgendwo achteraus im Dämmerlicht segelte, wo sie bisher nur von dem scharfäugigen Ausguck im Masttopp gesehen werden konnte. Was erregte ihn mehr, die Aussicht auf Vernichtung der Invasionsflotte oder die Möglichkeit, dieses ganz besondere Schiff wieder unter seinem Kommando zu haben? Er seufzte und dachte statt dessen an Belinda. Was mochte sie wohl gerade tun? Lag sie im Bett und lauschte auf das verschlafene Zwitschern der ersten Vögel? Dachte sie an ihn und ihre gemeinsame Zukunft? Ihr verstorbener Mann hatte den Kriegsdienst gehaßt und seinen Abschied eingereicht, um statt dessen für die Ostindische Handelskompanie zu fahren. Würde ihr das Leben an der Seite eines Marineoffiziers genauso verhaßt we rden? Er konnte von heute auf morgen auf die andere Seite der Welt abkommandiert werden.
    Abermals klopfte es, und Bolitho war fast dankbar für die Unterbrechung. Browne trat ein, wieder völlig gesund und so untadelig gekleidet, als trete er vor das House of Lords.
    »Ist es soweit?«
    Browne nickte. »Der Morgen dämmert, Sir.«
    Bolitho sah Allday resigniert die Schultern zucken. Solche Mutlosigkeit war seinem Bootsführer sonst fremd.
    Beim Aufstehen spürte Bolitho stärker die abrupten Schiffsbewegungen. Der Wind hatte also noch weiter gedreht. Sie mußten höllisch auf der Hut sein, wenn sie bei dieser Windrichtung nicht an einer Leeküste stranden wollten. Er lächelte grimmig. Aber das galt auch für die Franzosen.
    Er schlüpfte in seinen Rock. »Fertig.« Und zu Allday: »Ein Morgen wie jeder andere.«
    Allday riß sich zusammen. »Aye, Sir. Und ich hoffe, wenn es das nächstemal tagt, haben wir Frankreich das Heck zugekehrt.
    Ich hasse diesen verfluchten Golf, der uns schon so viel Unglück gebracht hat.«
    Bolitho ließ es dabei bewenden. Wenn Allday eine seiner seltenen Anwandlungen von

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