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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Trübsinn hatte, ließ man ihn am besten in Ruhe. Heute standen andere Dinge auf dem Spiel.
    Nach der stickigen Wärme in der Kajüte war es auf dem Achterdeck eiskalt. Bolitho erwi derte Neales Gruß und nickte den anderen Wachoffizieren zu. Das Schiff war schon gefechtsklar oder würde es doch sein, sobald erst die letzte Wand zwischen der Kommandantenkajüte und dem Batteriedeck abgeschlagen war.
    Aber noch räkelten sich die Geschützmannschaften unter den Seitendecks herum; die schlagenden Segel und das dunkle Rigg verbargen noch die Scharfschützen oben in den Marsen.
    Bolitho trat nach achtern ans Heckgeländer, vorbei an den Seesoldaten, die ihre Musketen an die prall gestopften Hängemattsnetze gelehnt hatten, während sie sich selbst daneben ausstreckten. Im fahlen Licht der Morgendämmerung leuchteten ihre weißen Brustriemen gespenstisch, während die roten Uniformröcke jetzt schwarz wirkten.
    Dann erblickte er zum erstenmal die alte Fregatte in
Styx

Kielwasser und erstarrte.
    Bramrahen und Stander fingen schon einen ersten Lichtschimmer ein, während die unteren Segel und der Rumpf selbst noch völlig im Dunkeln lagen: wirklich ein gespenstischer Anblick.
    Er schüttelte sich und dachte statt dessen an den Rest seines Geschwaders.
Rapi
d
mochte Duncan inzwischen aufgespürt haben. Andere Schiffe konnten zu ihrer Unterstützung eintreffen, wie Beauchamp das ursprünglich verfügt hatte. Aber wie Browne hegte auch er einige Zweifel daran.
    Neale trat an die Reling neben ihn, und gemeinsam sahen sie zu, wie das Licht von Land her auf sie zukroch: eine feurige Morgenröte. Bolitho mußte lächeln, weil ihm einfiel, was seine Mutter immer gesagt hatte: »Morgenrot – Schlechtwetterbot’.« Ihn fröstelte plötzlich, und er drehte sich nach Allday um. Aber dann ärgerte er sich selbst über seinen Aberglauben.
    »Nehmen Sie so bald wie möglich Kontakt mit
Phalarop
e
auf«, wies er Browne an. »Signalisieren Sie, daß sie in Luv bleiben soll.«
    Browne eilte zu seinen Signalflaggen, und Bolitho fuhr, an Neale gewandt, fort: »Wenn
Phalarop
e
bestätigt hat, gehen wir dichter unter Land.«
    Neale hatte Bedenken. »Dann wird man uns sofort entdecken, Sir.«
    Bolitho hob die Schultern. »Bis dahin ist es ohnehin zu spät.« Plötzlich vermißte er Herrick. Standhaft wie ein Fels in der Brandung, aber jederzeit bereit, auf seine dickköpfige Art zu widersprechen. Neale würde seinem Admiral blindlings und ohne Zögern in die Hölle folgen, ganz im Gegensatz zu Herrick. Aber wenn der Plan einen Fehler enthielt, konnte man sicher sein, daß Herrick ihn fand.
    Bolitho blickte zum Stander im Masttopp auf: steif wie ein Brett. Der Wind legte immer noch zu.
    Gedankenverloren spielten seine Finger mit dem Griff seines alten Säbels, während er sich sagte, daß er Neale und Allday gegenüber unfair war. Und auch gegenüber Herrick.
    Da oben im Besantopp wehte seine Flagge, und die Verantwortung lag bei ihm, bei niemandem sonst.
    Überraschenderweise fühlte er sich danach ruhiger. Als er seinen gewohnten Fußmarsch begann, immer hin und her auf der Luvseite des Achterdecks, verriet nichts mehr an seinem Benehmen, daß er eben noch gefürchtet hatte, das Vertrauen in sich selbst zu verlieren.
    Der Erste Offizier ging quer übers Deck zum Kompaß und las ihn ab, ehe er aufblickte und den Stand jedes einzelnen Segels überprüfte.
    Niemand sprach, und Worte waren auch nicht nötig. Die Berufsseeleute an Bord kannten ihr Schiff so genau wie ihre Kameraden. Hätte Pickthorn die Bemerkung fallengelassen, daß der Wind noch einen Strich weiter gedreht hatte, wäre ihm das von Bundy verübelt und von Neale als Zeichen der Nervosität ausgelegt worden.
    Bolitho kannte das alles, hatte es am eigenen Leibe erfahren. Er wandte sich wieder nach achtern und beobachtete, wie sich die endlos anstürmenden weißen Wellenkämme mit den Farben des erwachenden Tages überzogen. Salz brannte auf seinen Lippen und Wangen, aber er beachtete es nicht, sondern starrte zu
Phal
arope
hinüber, die sich Steuerbord achteraus gehorsam nach Luv arbeitete. Mit ihren geschlossenen Stückpforten, die sich wie ein gewürfeltes Band über die ganze Länge des Rumpfes zogen, sah sie prächtig aus. Die vergoldete Galionsfigur schimmerte in den ersten Sonnenstrahlen, und auf dem Achterdeck konnte Bolitho mit bloßem Auge eine Gruppe blau uniformierter Männer stehen sehen; einer von ihnen mußte Adam sein, dachte er, der wohl wie Pickthorn Segel und

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