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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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haben.«
    »Danke«, sagte sie ernst. »Sie sind sehr gut zu mir. Ich wollte nur, ich könnte auf Ihrem Schiff reisen.«
    Herrick vermochte nicht zu verhindern, daß ihm darob die Röte ins Gesicht stieg. »Gütiger Himmel, Ma’am, wenn ich Sie unter diesen Grobianen und Galgenvögeln wüßte, könnte ich in meiner Koje kein Auge zutun!« Wieder warf sie ihr Haar zurück. Kein Wunder, dachte Herrik, daß Bolitho von ihr so völlig behext war.
    »Na ja, wenigstens werde ich Ihr Schiff jeden Tag sehen, Thomas. Dann fühle ich mich bestimmt nicht so allein.«
    Dulcie nahm ihre Hand. »Allein brauchen Sie sich niemals zu fühlen, meine Liebe.«
    Herrick hörte eine Uhr schlage n und unterdrückte einen Fluch.
    »Ich muß gehen«, sagte er, an die Frau im grünen Reisekleid gewandt. »Am besten gewöhnen Sie sich schon ans abrupte Abschiednehmen.« Machte er ihr etwas vor, oder hatten ihr Mut, ihre Zuversicht auf ihn abgefärbt?
    Draußen ernüchterte ihn die kühle Abendluft sehr schnell. Er warf einen Blick zur Straßenecke, aber der verkrüppelte Marinesoldat war nicht mehr da.
    Von der Pier aus sah er seine Barkasse im Schatten warten; schnell tauchten die Riemen ins Wasser, und das Boot schoß auf ihn zu.
    Herrick packte seinen Säbel und verfluchte den Wind, der ihm das Wasser in die Augen trieb. Tuck hätte ihn eher auf die Nationalflagge spucken als ein Mietboot nehmen lassen.
    Diese beiden, Tuck und die schöne junge Frau mit dem kastanienbraunen Haar, hatten ihm wieder etwas von seiner alten Kraft und Zuversicht zurückgegeben, auch wenn ihm eine innere Stimme sagte, daß er wahrscheinlich bitter enttäuscht werden würde – später. Aber im Augenblick konnte er wieder hoffen.
    Er stieß die Säbelscheide auf die rundgetretenen Kieselsteine und sagte wie zu sich selbst: »Halt aus, Richard! Wir geben noch nicht auf.«
    »Sie wollten mich sprechen, Sir?« Leutnant Adam Pascoe stand mitten in der Kajüte, den Blick über die rechte Epaulette seines Kommandanten in die Ferne gerichtet.
    Emes lehnte sich in seinem Stuhl zurück und preßte die Hände mit den Fingerspitzen gegeneinander. »So ist es.«
    Von außerhalb der Kajüte drang kein Laut herein, lediglich Wind und See rauschten gedämpft, und ab und zu knarrte eine Schiffsplanke.
    Emes begann: »Es sind jetzt fünf Tage vergangen, seit
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sank. Morgen ist der sechste Tag. Ich habe nicht vor, auch nur eine we itere Stunde mitanzusehen – geschweige denn einen weiteren Tag –, wie Sie im Umgang mit mir jedes überflüssige Wort vermeiden und Ihr Schweigen nur brechen, wenn der Dienst es unumgänglich macht. Sie sind mein Erster Offizier, und das ist für einen so jungen Mann wie Sie eine beachtliche Chance. Und eine Ehre. Aber vielleicht sind Sie doch zu jung dafür?«
    Pascoe sah Emes jetzt direkt an. »Ich verstehe Sie nicht! Wie konnten Sie das nur tun? Wie konnten Sie sie dem sicheren Verderben ausliefern?«
    »Mäßigen Sie Ihren Ton, Mr. Pascoe, und sprechen Sie mich mit ›Sir‹ an. Unter allen Umständen.«
    Tap – tap – tap, die Fingerspitzen klopften leicht gegeneinander.
    »Ein Angriff auf die französischen Boote war in dem Moment sinnlos geworden, in dem das Eingreifen größerer Kriegsschiffe unmittelbar bevorstand. Ich befehlige eine ziemlich alte Fregatte, Mr. Pascoe, und kein Linienschiff!«
    Pascoe senkte den Blick, seine Hände zitterten so, daß er sie gegen die Schenkel pressen mußte, um sich nicht zu verraten. Seit diesem schrecklichen Tag hatte er an nichts anderes mehr denken können. Wenn sein Onkel dabei ums Leben gekommen war, dann hatte ihm bestimmt nicht der Tod den größten Schmerz gebracht. Nein, am schlimmsten mußte für ihn der Anblick seines alten Schiffes gewesen sein, seiner
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die er einst geliebt hatte und die jetzt ihn und die Seinen im Stich ließ. Aber Emes hatte in seinem gewohnten kühlen Ton schon weitergesprochen. »Wenn Ihr Onkel nicht auf
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gewesen wäre, würden Sie die Sache vielleicht anders sehen. Sie sind emotional zu stark beteiligt, zu direkt betroffen, um die Tatsachen zu akzeptieren.
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hatte keine Chance mehr. Meine Verpflichtung galt in erster Linie diesem Schiff hier und dem noch verbliebenen Rest unseres Geschwaders, das mir als dem ranghöchsten Offizier nun anvertraut war. Eine tapfere, aber sinnlose Geste hätte mir die Admiralität schlecht gedankt, und noch mehr hätten die Witwen sie mir verübelt, deren Männer ich in den Tod geschickt hätte, wäre ich so

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