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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verfahren, wie Sie es ertrotzen wollten. Sie haben an Bord gute Arbeit geleistet, und ich bin bis zu einem gewissen Grad mit Ihnen zufrieden. Aber wenn ich diese Mahnung wiederholen muß, dann werde ich dafür sorgen, daß Sie vor ein Seekriegsgericht kommen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Unbeherrscht platzte Pascoe heraus: »Glauben Sie, das kümmert mich noch, wenn…«
    »Das sollte es aber!« Emes’ be ide Hände schlugen krachend auf den Tisch. »Nach allem, was ich hörte, hat die Familie Ihres Onkels einen guten Namen in der Marine, oder?«
    Pascoe nickte krampfhaft. »Und er hat alles für mich getan, alles.«
    »Eben.« Emes entspannte sich fast unmerklich. »Vergessen Sie nicht, Sie sind ein Mitglied dieser Familie.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann handeln Sie danach. Möglicherweise sind Sie jetzt der letzte der Bolithos.« Er hob die Hand, weil Pascoe protestieren wollte. »Möglicherweise, sagte ich. Wenn Sie als Erbe nach Hause zurückkehren, werden Sie anderen ein Vorbild sein müssen. Es geht jetzt um mehr als um Ihre private Verzweiflung. Hassen Sie mich, wenn Sie unbedingt wollen, aber vernachlässigen Sie nicht Ihren Dienst. Das ist alles, was ich von Ihnen verlange. Was ich Ihnen befehle.«
    »Darf ich jetzt gehen, Sir?«
    Emes wartete, den Blick auf seine gefalteten Hände gerichtet, bis sich die Tür hinter dem jungen Leutnant mit dem wirren Haarschopf geschlossen hatte. Dann fuhr er sich mit der Handfläche über die Stirn. Sie war naß vor Schweiß, und er kam sich schmutzig vor; übel war ihm außerdem.
    Die Sache war damit noch nicht ausgestanden, das wußte er, auch daß die Zeit allein diese Wunden nicht heilen konnte. Pascoe würde die Dinge nicht auf sich beruhen lassen, und in seiner Verzweiflung konnte er alles zerstören.
    Emes griff nach dem Federkiel und starrte gedankenverloren auf die Logbuchseite nieder. Er hatte richtig gehandelt, er wußte, daß er richtig gehandelt hatte. Nun mußte er nur noch die anderen dazu bringen, das einzusehen. Fand der Alptraum denn niemals ein Ende? Würde er wieder die Beschuldigungen und die Verachtung von Leuten ertragen müssen, die nie einen Schuß im Gefecht gehört hatten und die nichts ahnten von der Qual eines Kommandanten, der die schlimmste Entscheidung seines Lebens treffen mußte? Die gleichen anonymen Besserwisser würden ihn verdammen, ohne ihn überhaupt gehört zu haben. Er hatte eine Bewährungschance bekommen und keinen Finger gerührt, als sein Admiral unterging. Das würden sie ihm niemals verzeihen.
    Er blickte sich in der Kajüte um und erinnerte sich an den Tag, als Bolitho hier gewesen war. Wie war ihm wohl zumute, als er nach so langer Zeit wieder auf seinem alten Schiff stand? Aber wenn er Bolithos Anblick von damals je vergessen sollte, brauchte er nur seinen Ersten Offizier anzusehen. Pascoe würde ihn das nicht vergessen lassen.
    Wie gestochen begann Emes zu schreiben: Patrouille fortgesetzt, keine besonderen Vorkommnisse…

Ein Geheimnis
    Einzeln oder in Gruppen, kampflustig oder halb betäubt, so stolperten die Überlebenden der
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den schräg ansteigenden Strand hinauf; mittlerweile war er von einem Kordon schwerbewaffneter Soldaten abgesperrt worden.
    All das vollzog sich in eisigem Schweigen. Die benommenen Seeleute lagen oder hockten auf dem nassen Sand und starrten nicht ihre Bewacher an, sondern hinaus aufs bewegte Wasser, das noch vor kurzem ihr Schiff getragen hatte. Andere wateten niedergeschlagen am Ufer auf und ab, suchten mit den Augen das Strandgut ab, musterten die treibenden Leichen, ob nicht doch noch ein verzweifelter Schwimmer unter ihnen war. Und über allem kreisten gierig und ungeduldig die Möwen.
    Etwas weiter strandabwärts nahmen sich einige Frauen der Verwundeten an, die sich aus dem Landungsboot hatten retten können, das
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kurz vor ihrem eigenen Ende vernichtet hatte. Diese Handvoll Seeleute starrte finster zu der wachsenden Zahl britischer Überlebender hinüber; trotz der Entfernung und der Soldatenkette wirkte ihr Haß immer bedrohlicher.
    Bolitho sah Boote auslaufen, meist kleine Fischkutter, die von der örtlichen Kommandantur hastig zur Suche nach Überlebenden requiriert worden waren.
    Neale bemühte sich stöhnend, auf die Füße zu kommen. »Wie viele sind gerettet?«
    »Hundert, vielleicht auch mehr«, antwortete Allday. »Genau läßt es sich nicht sagen.«
    Da sank Neale in den Sand zurück und starrte blicklos zum blauen Himmel auf. »Mein Gott, weniger als die

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