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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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erschrak, weil er fürchtete, daß jetzt auch Browne einen Zusammenbruch erlitt.
    Der aber ließ sich von Bolithos starrem Blick nicht beirren. »Es war fast so, als würden wir erwartet, Sir«, fuhr er fort. »Als ob sie über unsere Aktionen von Anfang an im Bilde gewesen wären.«
    Bolitho blickte an Browne vorbei durchs Fenster auf die armseligen Hütten neben der Straße und die Hühner, die vor ihrer Kutsche davonstoben.
    Das Haar in der Suppe. Die Ungereimtheit, die ihn schon die ganze Zeit gestört hatte. Und ausgerechnet Browne war darauf gestoßen.
    In der schwankenden, schlecht gefederten Kutsche wurde ihnen die Reise zur Qual. Die Landstraße bestand fast nur aus Schlaglöchern, und sie wurden so furchtbar durchgerüttelt, daß Neale oder Algar, der Dritte Offizier, immer wieder vor Schmerzen aufschrien. Ihre drei unverletzten Gefährten bemühten sich vergeblich, sie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Jeder Versuch, die Kutsche zum Anhalten zu bringen oder nur zu gemäßigterer Fahrt, war sinnlos. Sobald Bolitho die Aufmerksamkeit des Kutschers auf dem Bock wecken wollte, galoppierte jedesmal ein Kürassier herbei, schwang seinen Säbel und scheuchte ihn vom Fenster weg.
    Trotz seiner Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit bemühte sich Bolitho nachzudenken; was sprach für, was gegen Brownes Idee, daß die Franzosen im voraus über die Bewegungen der britischen Schiffe informiert gewesen waren? Im Augenblick führte die Straße weg von der See, und zwar, soweit er es beurteilen konnte, in nordöstlicher Richtung. Die Luft roch nach Feldern, frischer Erde und Tieren – also eine bäuerliche Gegend. Fast wie in Cornwall, dachte er vage. Bolitho fühlte sich wie ein Wild in der Falle, dem sich nirgends ein Fluchtweg bot. Er hatte Beauchamps Vertrauen enttäuscht, hatte Belinda verloren. Männer, die an ihn glaubten, hatte er mit seiner Taktik in den Tod geschickt. Mit brennenden Augen starrte er durchs Kutschenfenster. Sogar den Familiensäbel hatte er verloren.
    Brownes Stimme weckte ihn aus seinen Depressionen. »Ich habe eben einen steinernen Wegweiser gesehen, Sir. Wir scheinen nach Nantes zu fahren.«
    Bolitho nickte. Das konnte durchaus sein, die Richtung stimmte jedenfalls.
    Bald darauf wurde die Kutsche etwas langsamer, und Bolitho zog seine Schlüsse daraus. »Sie müssen Befehl haben, uns vor Einbruch der Dunkelheit dort hinzubringen.«
    »Hoffentlich noch lebend.« Allday rieb dem Leutnant das Gesicht mit einem feuchten Tuch ab. »Was gäbe ich jetzt für einen kräftigen Schluck!«
    Zögernd fragte Browne: »Was wird wohl aus uns, Sir?«
    Bolitho dämpfte die Stimme. »Kapitän Neale wird zweifellos gegen einen gefangenen Franzosen von gleichem Rang ausgetauscht – das heißt, falls er reisefähig ist.«
    Beide blickten Leutnant Algar an, und Bolitho setzte leise hinzu: »Ich fürchte, daß er einen Austausch nicht mehr erleben wird.« Auch bei Neale war das noch zweifelhaft, dachte er. Selbst wenn er durchkam und die beste Pflege fand, würde er nie wieder der alte werden. Laut fuhr er fort: »Und was Sie betrifft – stimmen Sie jedem Austausch zu, Oliver, den die Franzosen Ihnen vorschlagen.«
    »Auf keinen Fall«, rief Browne aus. »Ich kann Sie doch nicht verlassen, Sir. Was verlangen Sie da von mir?«
    Bolitho wandte den Blick ab. »Ihre Treue rührt mich, Oliver, aber ich muß darauf bestehen. Es wäre absurd, in Gefangenschaft zu bleiben, wenn sich Ihnen eine gegenteilige Chance bietet.«
    Düster fragte Allday: »Heißt das, Sie selbst rechnen nicht mit einem Austausch, Sir?«
    Bolitho hob die Schultern. »Schwer zu sagen. Admiräle werden nicht gerade häufig gefangengenommen.« Er konnte die Verbitterung in seinem Ton nicht unterdrücken. »Aber wir werden ja sehen.«
    Allday verschränkte die muskulösen Arme. »Ich bleibe jedenfalls bei Ihnen, Sir. Das ist beschlossene Sache.«
    Endlich kam die Kutsche schwankend zum Stehen. Während zwei Kürassiere zu ihren beiden Seiten Aufstellung nahmen, saß der Rest ihrer Eskorte ab. Vor dem Fenster neben Bolitho erschien ein Gesicht: der französische Marineleutnant. Nach dem scharfen Ritt über Land war sein blauer Uniformrock staubbedeckt.
    Der Offizier griff grüßend an seinen Hut, öffnete kurz die Tür und sagte in gebrochenem Englisch: »Jetzt dauert es nicht mehr lange, M’sieu.« Mit einem Blick auf die beiden Verwundeten fügte er hinzu: »Dort wartet schon ein Arzt auf Sie.«
    »In Nantes?«
    Statt sich verärgert abzuwenden,

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