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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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aber erwartete ihn dort Belinda. Immer noch konnte er nicht an sie denken, ohne jedesmal zu fürchten, daß diese Frau nur ein Traum, ein grausamer Scherz des Schicksals war, aus dem ihn eines Tages die bittere Wirklichkeit reißen würde.
    Er hatte die Schlacht, das Geschwader und alles andere vergessen, als sie gemeinsam das alte Haus erforscht hatten, als seien sie hier fremd. Sie hatten Pläne geschmiedet, hatten sich geschworen, nicht eine einzige Minute von Bolithos Landurlaub zu vergeuden.
    Es gingen sogar Gerüchte über einen Friedensschluß um. Nach dem jahrelangen Krieg, nach Blockade und gewaltsamem Tod sollten nun endlich Geheimverhandlungen in London und Paris stattfinden, in denen es um einen Waffenstillstand ging, um eine Atempause, bei der keine der kriegführenden Parteien fürchten mußte, an Prestige zu verlieren. Für Bolitho hatte das in seinem Glücksrausch ganz plausibel geklungen.
    Aber nach den ersten beiden Wochen war ein Kurier aus London eingetroffen und hatte Bolitho den Befehl überbracht, sich umgehend auf der Admiralität bei Admiral Sir George Beauchamp zu melden, seinem alten Vorgesetzten und Gönner, der ihm seinerzeit das Kommando über das Ostseegeschwader übertragen hatte.
    Doch selbst dann noch hatte Bolitho im dramatischen Auftritt des Kuriers nichts weiter gesehen als eine kurze Unterbrechung.
    Belinda war mit ihm zur Kutsche geschlendert, hatte sich lachend und Wärme ausstrahlend an ihn geschmiegt, als sie ihm weiter von ihren Plänen erzählte, von den Hochzeitsvorbereitungen während seines Londoner Aufenthalts. Bis zu ihrer Heirat sollte sie im Gutshaus des Richters wohnen, denn in einer Hafenstadt wie Falmouth gab es immer lose Zungen, und Bolitho wollte keinen Schatten auf ihrem gemeinsamen Anfang. Zwar verabscheute er Richter Lewis Roxby von ganzem Herzen und konnte immer noch nicht begreifen, weshalb seine Schwester Nancy ausgerechnet ihn geheiratet hatte. Aber wenigstens würde es Belinda dort nicht langweilig werden, denn er besaß einen Reitstall und ein wachsendes Imperium von Bauernhöfen und Weilern. Roxbys Bedienstete nannten ihn hinter seinem Rücken den »König von Cornwall«.
    Der Schreck war Bolitho erst in die Glieder gefahren, als er in Admiral Beauchamps Dienstzimmer gebeten wurde. Der Admiral war zwar immer schmal und gebrechlich gewesen, schien an seinen Epauletten und Goldlitzen ebenso schwer zu tragen wie an seiner ungeheuren Verantwortung; wo ein britisches Kriegsschiff im Dienste des Königs segelte, dort war er mit seinen Gedanken. Aber jetzt saß er tief über seinen papierbeladenen Schreibtisch gebeugt und konnte sich zu Bolithos Begrüßung nicht einmal erheben. Obwohl erst sechzig, sah er aus wie ein Hundertjähriger. Nur in seinen hellwachen Augen funkelte immer noch das alte Feuer.
    »Wir wollen keine Zeit verlieren, Bolitho. Ihnen bleibt nämlich nur noch ganz wenig und mir überhaupt keine mehr.«
    Es war ihm anzusehen, daß mit jedem mühsamen Atemzug, mit jeder verstrichenen Stunde mehr Leben aus ihm entwich. Bolitho war erschüttert, aber auch fasziniert von der Intensität des schmächtigen Mannes, dessen stärkster Charakterzug immer sein Enthusiasmus gewesen war.
    »Ihr Geschwader hat sich tapfer gehalten.« Seine klauenartige Hand tastete blindlings über die Papierhaufen. »Zwar haben wir viele gute Männer verloren, aber andere stehen bereit, ihre Stelle einzunehmen.« Sein Kopf sank vornüber, als seien die Worte für ihn zu schwer. »Ich verlange viel von Ihnen, Bolitho, wahrscheinlich sogar zuviel – ich weiß es nicht. Sie haben von dem Waffenstillstandsangebot gehört?« Durch die hohen Fenster fiel Sonnenlicht und reflektierte von Beauchamps tiefliegenden Augen, als brenne Licht in einem Totenschädel. »Diese Gerüchte entsprechen den Tatsachen. Wir brauchen Frieden – zu Bedingungen, die trotz
    aller Scheinheiligkeit noch akzeptabel sind, damit wir Zeit gewinnen, eine Atempause vor der endgültigen Entscheidung.«
    Bolitho hatte leise gefragt: »Sie trauen den Franzosen nicht, Sir?«
    »Niemals!« Der Ausruf schien Beauchamp die letzten Kräfte gekostet zu haben, denn er konnte erst nach längerer Pause fortfahren: »Die Franzosen wollen uns für sie vorteilhafte Bedingungen aufzwingen. Um Druck auf die Verhandlungen auszuüben, sammeln sie in ihren Kanalhäfen bereits eine Invasionsflotte, meist Prähme und Schuten, und an Land Truppen und Artillerie, die diese Flotte aufnehmen soll. Bonaparte hofft, unser Volk so

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