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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Wenn Sie mich brauchen, ich bin…« Er zögerte.
    Browne reichte ihm seinen Hut und den Standardsäbel, mit dem Herrick ihn ausgestattet hatte.
    »Ich verstehe, Sir. Überlassen Sie ruhig alles mir.«
    Bolitho schlug ihm auf die Schulter. »Wie bin ich nur früher ohne Sie ausgekommen?«
    Browne folgte seinem Admiral an Deck, und während die Pfeifen schrillten und die Bootscrew zusammentrat, erwiderte er: »Das beruht auf Gegenseitigkeit, Sir.«
    Als die Barkasse dann zügig aus dem Schatten der
Benbo
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pullte, blickte Bolitho zum Gewirr ihrer Rahen, Stagen und Wanten empor und zur würdevollen Galionsfigur, einem Porträt von Admiral Sir John Benbow. Der war seinen Verletzungen erlegen, nachdem er von einigen seiner Kommandanten verraten worden war.
    Bolitho dachte an Herrick und Keen, an Inch und an Neale, der seine Loyalität mit dem Leben bezahlt hatte.
    Wenn Admiral Benbow solches Glück wie er gehabt hätte, wäre die Geschichte anders ausgegangen.
    Allday blickte auf Bolithos gerade Schultern hinab und auf den schwarzen Zopf über dem goldbetreßten Kragen. Wenn es um eine Frau ging, sinnierte er, waren alle gleich, Admiral wie Matrose.
    Das Zimmer war klein, aber gemütlich, und nur die dicken Außenwände verrieten, daß es in der Festung von Gibraltar lag. An der Wand hingen Porträts und anderer Zierat und erinnerten daran, daß hier sonst Agenten der Handelskompanie übernachteten, wenn sie der Garnison von Gibraltar einen Besuch abstatteten.
    Leise sagte Bolitho: »Ich dachte schon, sie würden uns nie allein lassen.«
    Er hatte die Barclays erst vor kurzem kennengelernt, sah das Ehepaar aber schon als Einheit, nicht als zwei verschiedene Menschen.
    Belinda griff lächelnd nach seiner Hand. »Es sind nette Leute, Richard. Aber für sie…«
    Er legte ihr den Arm um die Taille, und sie traten zum Fenster. Die Sonne war schon über den Felsen hinweggewandert, unter ihren schräg einfallenden Strahlen wirkten die in regelmäßigen Abständen auf dem dunkelblauen Wasser der Reede ankernden Kriegsschiffe wie Spielzeug. Nur hier und da zog ein schnell gerudertes Boot sein pfeilförmiges we ißes Kielwasser über die Bucht und zeugte für den unermüdlichen Dienstbetrieb in der Flotte.
    Belinda legte den Kopf an seine Schulter und murmelte: »Von hier oben sieht die
Thrus
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so winzig aus.« Sie ließ den Blick zur
Benbo
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schweifen, die an der Spitze der verankerten Schiffe lag.
    »Wenn ich bedenke, daß du diese vielen Männer und Schiffe befehligst, kommt es mir vor, als hätte ich zwei Menschen in einem Mann vor mir.«
    Bolitho trat hinter sie und fühlte ihr Haar auf seinen Lippen. Endlich waren sie allein. Auf diesem überfüllten, künstlich geschaffenen Außenposten hatten sie ein Plätzchen gefunden, wo sie für sich sein konnten. Es kam ihm vor, als blicke er auf den Rest der Welt, ja auf sein anderes Ich aus großer Höhe hinab.
    Belinda hatte recht. Dort unten war er Oberbefehlshaber, ein Mann, der mit einem einzigen Flaggensignal über Leben und Tod vieler Menschen entscheiden konnte. Aber hier oben war er nur er selbst.
    Sie lehnte sich enger an ihn. »Wenn du Gibraltar verläßt, dann gehe ich auch. Ich bin froh, daß jetzt alles arrangiert ist. Sogar meine neue Zofe Polly freut sich auf die Reise, weil sie hofft, Allday wi ederzusehen. Er hat ihr den Kopf verdreht.«
    »Ich möchte so vieles mit dir besprechen, Belinda. Wir sehen uns nur so kurz, und bald…«
    »Bald sind wir wieder getrennt, ich weiß. Aber ich will einfach nicht daran denken. Wenigstens nicht in den nächsten Stunden.« Bolitho spürte, daß sie sich versteifte. »Wird es denn sehr gefährlich werden? Und bitte, schone mich nicht. Du weißt, jetzt kannst du mir die Wahrheit sagen.«
    Bolitho blickte an ihrem Kopf vorbei zu den Schiffen hinaus, die träge an ihren Ankertrossen schwojten.
    »Wir werden kämpfen müssen.« Für ihn war es eine neue Erfahrung, mit einem Menschen über seine Gefühle sprechen zu können. »Man wartet und wartet, versetzt sich an die Stelle des Feindes, und wenn es dann schließlich zum Gefecht kommt, ist plötzlich alles anders. Die Leute zu Hause glauben, daß Seeleute für König und Vaterland kämpfen und um ihre Lieben daheim zu schützen. Das stimmt natürlich auch. Aber wenn die Kanonen brüllen und das feindliche Schiff wie ein Zerrbild des Teufels vor dir aus dem Rauch auftaucht, plötzlich so nahe, daß du es fast berühren kannst, dann denkst du nur an den Mann neben dir. Ein Kamerad

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