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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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großer Mann eine so winzige, gestochene Handschrift hatte.
    Herrick saß auf der Bank unter den Heckfenstern und sah zu, wie sich der Rauch aus seiner langstieligen Pfeife kräuselte. Es war früher Nachmittag, und seit dem Augenblick, da der Anker gefallen war, hatten sie pausenlos gearbeitet.
    Herrick überlegte. »Wenn man in der Admiralität Ihre Depeschen liest, weiß man dort ohne jeden Zweifel, daß wieder voll mit Ihnen zu rechnen ist, Sir.« Er lachte glucksend. »Ihre geplante Aktion gegen die Franzosen wird in Whitehall ein paar Köpfe rauchen lassen, möchte ich wetten.«
    Bolitho ging unruhig in der Kajüte auf und ab und fragte sich, ob er an alles gedacht hatte. Inzwischen mußte Kapitän Inch mit seiner wieder instandgesetzten
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von der Nore hinunter nach Plymouth gesegelt sein, um sich dort Verikers
Indomitabl
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anzuschließen; und Keens Schiff lag hier vor Gibraltar auf Reede, kaum eine Kabellänge von der
Benbo
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entfernt. Sie waren schon anfangs nicht zahlreich gewesen, und nun waren sie noch weniger.
    Das am Vormittag eingelaufene Postschiff hatte neben Depeschen für Sir John Studdart auch neue Befehle für Herrick an Bord gehabt, genau wie Bolitho vorausgesehen hatte. Herrick sollte mit
Benbow
,
in Begleitung von
Nicato
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und der Fregatte
Ganymede,
nach Plymouth zurücksegeln und den Oberbefehl über das Geschwader übernehmen, bis neue Befehle ergingen.
    Wie den vielbeschäftigten Kurier-Briggs blieb auch den schnellen Postschiffen kaum Zeit im Hafen. Der Neuankömmling, die
Thrush
,
mußte am nächsten Morgen wieder auslaufen, und Bolithos Depeschen hatten dann an Bord zu sein.
    Ihren Lordschaften stand eine ziemliche Überraschung bevor, wenn sie erfuhren, daß er nicht nur am Leben war, sondern von seinem eigenen Flaggschiff gerettet wurde.
    Der Sekretär packte seine Papiere zusammen und verließ schweren Schritts die Kajüte. Bolitho mußte ihn nicht erst zur Eile drängen, er wußte, daß Yovell alles rechtzeitig zur Unterschrift fertig haben würde.
    Dabei fiel Bolitho wieder der eine unangenehme Punkt in Herricks neuen Anweisungen ein: Er sollte auf dem Weg Kontakt mit dem Blockadegeschwader vor Belle Ile aufnehmen und Kapitän Emes verständigen, daß er vor ein Kriegsgericht gestellt werden würde, sobald seine
Phalarop
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erst abgelöst war.
    Bolitho hielt diese Maßnahme für falsch und unfair – auch dann, wenn man bedachte, daß London noch nichts von der Befreiung des in Gefangenschaft geratenen Konteradmirals wußte.
    Herrick andererseits blieb unbeirrt dabei, Emes’ Verhalten zu verurteilen.
    »Aber natürlich war es falsch von ihm, Sir. Immerhin überließ er
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in einer kritischen Situation ihrem Schicksal und mißachtete Ihren Befehl, den Feind ins Gefecht zu verwickeln. Wenn ich dabeigewesen wäre, hätte ich Emes an
Benbow
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Großrah aufgehängt und der Admiralität die Kosten eines Gerichtsverfahrens erspart!« Unter dem Heck zog langsam ein Boot voll singender Seeleute vorbei, die nach kurzem Landaufenthalt gut gelaunt auf ihr Schiff zurückkehrten. Bolitho sah ihnen nach. Sie pullten bestimmt zur
Thrush
,
denn er hatte sich bereits vergewissert, daß binnen Wochenfrist kein anderes Schiff nach England auslief.
    Also mußte Belinda sich auf der
Thrus
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einschiffen, obwohl sie bei ihren alten Freunden aus Indien gut untergebracht war. Aber Gibraltar war nicht der richtige Aufenthaltsort für sie. Bolithos Geschwader würde so schnell wie möglich wieder in See stechen, und wenn das Schicksal sich gegen ihn wandte, nachdem es ihm bisher so günstig gesonnen gewesen war, dann gehörte Belinda nach Falmouth, wo man sie mit liebevoller Fürsorge über den Verlust hinwegtrösten würde.
    Er gab seinem Steward Ozzard ein Zeichen, mehr Wein aus dem Kühler zu bringen, und sagte zu Herrick: »Also, Thomas, es gibt noch eine Sache, die ich besprechen möchte.«
    Herrick klopfte seine Pfeife aus und machte sich in aller Ruhe daran, sie neu zu stopfen.
    Ohne aufzublicken, sagte er: »Das haben Sie bereits getan, Sir, und meine Antwort ist die gleiche: Wegen der Teilung des Geschwaders wurde ich zum Kommodore ernannt, eine Beförderung, die noch der Bestätigung bedarf. An Ihrem Oberbefehl über das gesamte Geschwader, so wie es auch in Ihrer Order festgelegt ist, ändert das nichts.« Jetzt blickte er auf, aber seine blauen Augen lagen im Schatten. »Oder verlangen Sie von mir, daß ich wie Emes Fersengeld gebe, wenn ich am meisten gebraucht werde?«
    Bolitho nahm von

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