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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Ozzard zwei Weingläser entgegen und ging damit zu seinem Freund.
    »Das ist Unsinn, Thomas, und Sie wissen es. Nicht das Risiko einer Schlacht macht mir Sorgen, sondern die Gefährdung Ihrer weiteren Karriere. Ich kann Sie mit einem anderen Verband zur Bewachung von Lorient abstellen. Dann bleibt Ihr Kommodorewimpel, wo er hingehört, nämlich im Masttopp von
Benbow
.
Herrgott, Mann, das haben Sie verdient – und mehr! Wenn Sie sich ans Reglement gehalten und
Ganymed
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mit dem Franzosen allein gelassen hätten, dann wäre ich jetzt noch in Gefangenschaft. Glauben Sie, dafür bin ich Ihnen nicht dankbar? Aber wenn meine Befreiung mit dem Ausbleiben Ihrer Bestätigung als Kommodore erkauft werden soll, dann scheint mir das ein schlechter Tausch.«
    Herrick blieb fest. »Ich habe in Plymouth nicht auf das Eintreffen meines neuen Flaggkapitäns gewartet, sondern bin vorher ausgelaufen, weil ich mein Kommando über ein Linienschiff wie die
Benbo
w
nur als Zwischenlösung betrachtete. Ich bin Kapitän und werde es bleiben, bis man mir eines Tages den Stuhl vor die Tür setzt.« Grinsend fügte er hinzu: »Und was eine gewisse Lady betrifft, so wäre letzteres ihr wahrscheinlich am liebsten.«
    Bolitho ließ sich schwer auf die Bank sinken und musterte Herrick ernst. »Und wenn ich es Ihnen dienstlich befehle, Thomas?«
    Herrick hielt einen Fidibus an seine Pfeife und paffte gemächlich.
    »Na ja, Sir, dann würde sich alles finden. Aber bedenken Sie, wenn Sie mich aus dem Geschwader ausgliedern, bevor Sie es zu einem Angriff führen – der aller Voraussicht nach sowieso vorher abgeblasen wird –, dann könnten Ihre Lordschaften diese Maßnahme als Mangel an Selbstvertrauen interpretieren.« Trotzig hielt er Bolithos Blick stand. »Da meine Beförderung also in jedem Falle auf dem Spiel steht, bleibe ich schon lieber hier bei Ihnen.«
    Bolitho mußte lächeln. »Himmel, Thomas, Sie sind fast so stur wie Allday.«
    »Freut mich.« Herrick griff nach seinem Weinglas. »Soviel ich weiß, ist Allday der einzige, der Sie zur Vernunft bringen kann.« Er grinste. »Mit allem Respekt gesagt, Sir.«
    Bolitho erhob sich und trat vor das Gestell mit den Säbeln.
    »Manchmal frage ich mich, Thomas, was aus meiner alten Waffe geworden ist.« Er straffte sich. »Mir ist nichts geblieben. Sie haben mir sogar die Taschenuhr abgenommen.«
    Herrick nickte. »Also ein ganz neuer Beginn. Das hat auch sein Gutes.«
    »Vielleicht.«
    »Wie dem auch sei«, fuhr Herrick fort, »lassen Sie uns so bald wie möglich auslaufen, diese elende Warterei schadet nur.« Doch als Bolitho schwieg, nickte er. »Verstehe, Sir. Dieses eine Mal eilt
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Ihnen nicht mit dem Abschiednehmen. Was ich Ihnen bestimmt nicht verübeln kann.«
    Bolitho nahm den glänzenden Prunksäbel von der Wand und wog ihn nachdenklich in den Händen, während ihm selbstquälerische Gedanken durch den Kopf gingen.
    Herrick wollte ihn ablenken. »Eine Menge anständiger Leute haben Ihnen mit dieser Ehrengabe zeigen wollen, daß sie auf Ihrer Seite stehen. Genau wie ich. Also fürchten Sie nichts. Wir halten zu Ihnen, ganz gleich, was kommt.« Damit erhob er sich etwas zu abrupt und mußte sich an der Bank abstützen. Er grinste. »Ziemlicher Seegang heute, Sir.«
    Bolitho beobachtete ihn; wie immer rührte ihn Herricks Ernsthaftigkeit.
    »Die See ist ruhig wie ein Dorfteich, Thomas. Nein, es liegt am Wein.«
    Herrick besann sich auf seine Würde und schritt zur Tür. »Und warum auch nicht, Sir? Ich habe Grund zum Feiern.«
    Bolitho sah ihm nach und murmelte: »Gott segne dich dafür, Thomas.«
    Browne mußte schon draußen gewartet haben; er trat jetzt ein, und Bolitho bat ihn: »Machen Sie dem Kapitän der
Thrus
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einen Besuch, Oliver, und arrangieren Sie die Rückreise für –«, er wandte sich ihm zu –, »für die Lady des Admirals. Vergewissern Sie sich, daß sie gut aufgehoben sein wird. Sie sind darin geschickter als jeder andere.«
    Brownes Gesicht blieb ausdruckslos, als er sagte: »Die
Thrush
läuft schon morgen aus, Sir. In aller Frühe.«
    »Das weiß ich.«
    So weit war Belinda gereist, getrieben von der kaum zu rechtfertigenden Überzeugung, daß er noch am Leben sei. Und jetzt schickte er sie mit dem nächsten Schiff fort. Aber er spürte, daß er recht daran tat, daß sie ihn verstehen würde.
    In einem plötzlichen Impuls sagte er: »Ich gehe an Land. Meine Bootscrew soll sich bereithalten.« Er sprach so schnell, als wolle er jedem Gegenargument zuvorkommen.

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