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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Lippen. »Jawohl, Sir.« Er wandte sich zum Gehen, zögerte aber noch.
    »Na los, Kapitän Emes, heraus damit! Wir werden bald viel zu beschäftigt sein für Gegenargumente.«
    »Nur noch eines, Sir. Sie sagten eben: ›Ich hätte mich genauso verhalten müssen.‹«
    Bolitho runzelte die Stirn. »Sagte ich das?«
    »Jawohl, Sir. Und ich danke Ihnen für dieses Wort. Aber da ich nun weiß, wie gut das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihren Männern ist, fiel mir auf, daß ›müssen‹ das Schlüsselwort war. Sie sagten nicht: ›Ich hätte mich genauso verhalten‹. Da ich vorher noch nicht das Glück hatte, unter Ihnen zu dienen, hat mir dieser feine Unterschied die Augen geöffnet.«
    »Aber jetzt dienen Sie unter mir, Kapitän Emes«, antwortete Bolitho, »also lassen Sie es dabei bewenden.«
    Als Emes ging, trat Browne lautlos und mit neugierig funkelnden Augen in die Kajüte.
    Bedrückt sagte Bolitho: »Emes sollte hier Admiral sein, Oliver, nicht ich.« Dann schüttelte er sich und sah der Wahrheit ins Gesicht. Emes hatte recht gehabt. Vielleicht hatte er sich mit dem Wort ›müssen‹ unbeabsichtigt verraten. Denn insgeheim wußte er, daß er an Emes’ Stelle ohne Rücksicht auf Vernunft der sinkenden
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zu Hilfe geeilt wäre. Aber daß Emes sich richtig verhalten hatte, war ebenso wahr.
    Browne räusperte sich diskret. »Ich merke schon, Sir, daß Sie einiges zu erklären haben werden.«
    Er hielt die Tür für Bolitho auf, und in diesem Augenblick kam Pascoe im Sturmschritt durch den Vorraum geeilt.
    Einige Augenblicke standen Onkel und Neffe sich nur wortlos gegenüber, dann brach es aus Pascoe hervor: »Ich kann dir gar nicht sagen, Onkel, mit welchen Gefühlen ich die gute Nachricht aufgenommen habe. Ich dachte… Als wir nichts hörten… Wir alle dachten…«
    Bolitho legte dem jungen Leutnant den Arm um die Schultern und führte ihn zu den Heckfenstern. Vor ihnen lag die leere See, da
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schon abgefallen war und die Kimm freigegeben hatte.
    Auch die Rangabzeichen eines Leutnants konnten nicht verhindern, daß Bolitho in Adam den jungen Midshipman wiedererkannte, der einst auf seiner alten
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den Dienst bei der Kriegsmarine angetreten hatte. Sein schwarzes Haar, das er neumodisch kurz geschnitten trug, war noch immer so störrisch wie damals, und seih Körper fühlte sich so mager an, als brauche er sechs Monate der guten Küche von Falmouth, um wieder etwas Fleisch anzusetzen.
    »Adam, du mußt wissen, daß ich von deiner Versetzung auf die
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nicht gerade beglückt war«, begann Bolitho. »Obwohl ich zugebe, daß die Chance, mit einundzwanzig Jahren Erster Offizier zu werden, auch einen Heiligen in Versuchung führen könnte. Und ein Heiliger bist du wahrhaftig nicht. Kapitän Emes hat mir von Fortschritten deinerseits nichts berichtet, aber ich hege keinen Zweifel, daß…« Er brach ab, weil Pascoe herumfuhr und ihn ungläubig anstarrte.
    »Aber, Onkel! Hast du ihn etwa
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abgesetzt?«
    Bolitho hob die Hand. »Du bist mein Neffe, und wenn man mir die Pistole auf die Brust setzt, gebe ich zu, daß ich dich gerne mag…«
    Aber so leicht kam er diesmal nicht davon. Pascoe ballte die Fäuste, seine dunklen Augen blitzten, als er ausrief: »Er hat dich dem sicheren Tod ausgeliefert! Zuerst konnte ich es gar nicht glauben! Ich habe ihn angefleht, ich wäre vor ihm fast auf die Knie gefallen!« Heftig schüttelte er den Kopf. »Nein, Emes taugt nichts, weder für deine
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noch für ein anderes Schiff!«
    »Wie hat die Crew der
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reagiert, als Kapitän Emes ihr befahl, auf den anderen Bug zu gehen und vom Feind weg zu laufen?«
    Die Frage brachte Pascoe aus dem Konzept. »Sie gehorchten natürlich.« Er hob den Blick. »Einerlei! Sie kannten dich eben nicht so, wie ich dich kenne, Onkel.«
    Bolitho packte den Jungen an der Schulter und schüttelte ihn sanft, aber eindringlich.
    »Was du da sagst, macht dich mir noch lieber, Adam, aber du begreifst doch, daß es meinen Standpunkt rechtfertigt? Ganz genauso habe ich es gerade deinem Kommandanten erklärt.«
    »Aber…«
    Bolitho ließ Pascoe los und lächelte bedauernd. »Und jetzt spreche ich nicht als Onkel zum Neffen, sondern als Konteradmiral, der dieses Geschwader befehligt, zu einem meiner Offiziere, der noch dazu ziemlich vorlaut ist. Emes hat sich nach bestem Wissen verhalten. Er ließ sich von seiner Beurteilung der Lage auch nicht durch die Überlegung abbringen, daß die Leute ihn verdammen

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