Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
?“, erkundigte sie sich mit ehrfürchtiger Stimme.
„Exakt.“
Sie fuhr die Buchstaben vorsichtig mit den Fingerspitzen nach. Die angeraute Oberfläche sandte einen kleinen elektrischen Schauer von den Nervenenden ihrer Finger durch ihren ganzen Körper.
Da es sich um ein Original handelte, war das Buch das Wertvollste, das sie jemals berührt hatte. Durfte sie das Papier überhaupt mit bloßer Hand anfassen?
A us den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung. Er schob ihr weiße Handschuhe zu. Sie zögerte nicht, sie überzustreifen. Alles andere wäre ein Sakrileg gewesen.
Sie würde die Vergangenheit öffnen. Für diesen erhabenen, alles verändernden Augenblick nahm sie sich fünf Sekunden lang Zeit. Sie war ihrem Studienabschluss noch niemals so nahe gewesen.
Dann hob sie den Deckel an. Enttäuscht registrierte sie, dass das Dokument in Latein abgefasst war. Sie würde einen Übersetzer benötigen. Unabsehbare Kosten. Enormer Zeitaufwand. Dennoch war sie fasziniert. Es gab einiges zu entdecken.
Julian betrachtete die Frau auf der anderen Seite des Tisches. Eigentlich hatte er nur seine Neugier stillen wollen, wer genau sich für die Bruderschaft interessierte. Er hätte die Frau mit ein paar Infos gefüttert und sie vielleicht benutzt, um sich durch eine Nacht mit ihr vorzubereiten. Die Macht hätte ihr geholfen, die Details über die Ewige Jugend anschließend zu vergessen.
Nun sah er sich mit einem Problem konfrontiert. Die Bibliothekarin hatte ihn bei seiner Ankunft darauf hingewiesen, dass die Interessentin - ausgerechnet seine Eva vom Samstagabend - beabsichtigte, die Ergebnisse ihrer Recherchen zu veröffentlichen. Und das kam nicht in Frage. Die sensationslüsterne Gesellschaft durfte nicht erfahren, was sich hinter Adolescentia Aeterna verbarg. Die Folgen wären nicht abzusehen.
Neugierige Frauen , die Die Macht nutzen wollten.
Junge Männer, die um Zuflucht baten.
Er könnte sein genussreiches Leben nicht aufrechterhalten.
Diese Frau durfte einfach keine Dissertation über die Ewige Jugend schreiben.
Es sei denn …
„Was beabsichtigen Sie mit Ihrer Arbeit?“, wollte er wissen.
Eva hob den Kopf. „Ich will eine Sekte analysieren: ihre Entstehungsgeschichte, ihren Aufbau, ihre Beweggründe, ihre Rituale …“
Bei dem letzten Wort verengten sich seine Augen. Rituale? Sie hatte ja keine Ahnung …!
„Warum gerade Sekten?“
„Der für mich zuständige Professor - Professor Anson - ist Spezialist auf diesem Gebiet.“
Er schüttelte ungeduldig den Kopf. „Warum Sekten?“ , wiederholte er.
„Ich sagte doch …“
„Sie haben sich den Professor ausgesucht, da bin ich mir sicher. Warum?“ Seine schwarzen Augen brannten sich in ihre Seele.
„Das ist privat.“
„Schade.“ Julian schloss das Buch vor ihr und legte den Anhang darauf. „Ich fürchte, ich muss mich langsam auf den Weg machen.“
Eva starrte ihn an. „Sie wollten mich erpressen, um Informationen von mir zu erhalten, die keinerlei Bedeutung für Sie haben!“ Sie rang offensichtlich mit sich. „Diese Unterlagen haben für mich die gleiche Bedeutung wie der Heilige Gral für Indiana Jones. Oder Moby Dick für Kapitän Ahab. Ich brauche die Informationen. Bitte!“
„Ich muss wirklich arbeiten. Wenn mich allerdings etwas fesseln würde - eine Geschichte, ein Rätsel -, dann könnte ich bleiben wollen.“
Ihre Stirn runzelte sich. „Vielleicht klappen diese Spielchen bei kleinen, dummen Mädchen. Ich lasse mich nicht darauf ein. Entweder erlauben Sie mir, die Bücher zu lesen, oder ich suche mir ein anderes Thema.“
Als er sie nur anstarrte, zog sie die Handschuhe aus. „Ich behaupte nicht, dass das leicht wird. Immerhin habe ich bereits mehrere Monate gesucht, um auf Ewige Jugend zu stoßen. Aber ich werde es schaffen. Einen schönen Tag noch!“
Mehrere Anwesende zischten ihnen mit verärgertem Blick ein „Pst!“ zu. Sie fühlten sich offensichtlich von Evas Ausbruch gestört.
Verblüfft beobachtete er, wie sie aufsprang und nach ihrer Tasche griff. Sie würde ihn tatsächlich sitzen lassen!
Wieso war sie nicht unterwürfig? Warum bat sie nicht um seine Hilfe? Weshalb tat sie nicht alles, um an die Information zu gelangen? Wieso war sie nicht eingeschüchtert? Warum reagierte sie nicht wie jede andere Frau?
Weshalb war sie nicht von ihm FASZINIERT?
Obwohl er ihr DIESEN Blick gesandt hatte? Obwohl er Die Macht eingesetzt hatte?
„Warten Sie!“ Die Worte mussten von ihm stammen. Wieso
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