Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
hatte er sie ausgesprochen? Warum wollte er nicht, dass sie ging?
Sie wandte sich um. „Ja?“
„Ich bin bereit für einen Kompromiss.“ Seltsamerweise schien dieses Nachgeben von Der Macht gefordert zu werden. So etwas war ihm noch nie passiert. Was hatte die Frau mit dieser Kraft zu schaffen?
Eva zögerte, dann nahm sie noch einmal Platz. „Und wie sieht der aus?“
„Sie dürfen die Bücher lesen. Sie dürfen Ihre Dissertation schreiben. Aber Sie dürfen keine Aufzeichnungen weitergeben, ohne dass ich zuvor einen Blick darauf geworfen habe. Auch nicht an Ihren Professor.“
Mit n achdenklichem Gesichtsausdruck runzelte sie die Stirn. „Zensieren Sie meine Arbeit?“
„Nein. Allerdings verlange ich von Ihnen, keine Namen und keine Ortsangaben einzufügen.“
„Das wäre ohne schriftliche Zustimmung ohnehin unprofessionell. Jedoch … ich muss eine Quelle für meine Informationen angeben.“
„Diesbezüglich werde ich mir etwas überlegen.“
„Ich kann Latein nicht gut genug, um den Inhalt des Buches zu verstehen.“
„Dann werde ich Ihnen den Text übersetzen.“
Sie lachte auf. „Ich benötige einen unabhängigen Fachmann. Am besten einen vereidigten Übersetzer.“
„Das kommt nicht in Frage.“ Es verwunderte ihn, dass sie zu handeln versuchte. Dieses Erlebnis war neu für ihn.
„Aber wer sagt mir, dass Sie mir keine Märchen auftischen?“
„Ich kenne Personen, die es bestätigen können.“
„Darf ich mit ihnen sprechen?“, erkundigte sie sich mit aufgeregter Stimme.
Er nickte.
Eva wirkte so erstaunt wie er selbst. „Verraten Sie mir, was Sie als Gegenleistung verlangen?“
Julian lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte ihn durchschaut. Nun kamen sie zum amüsanten Teil des Kompromisses. „Was das betrifft … Sie müssten sich bereit erklären, sich dem in Kapitel 16. römisch zwei beschriebenen Ritual zu unterziehen.“
Mit gerunzelter Stirn zog sie das Buch zu sich heran. Sie schob den Handschuh über die rechte Hand und blätterte zu der angegebenen Seite. So weit war sie beim ersten Durchsehen nicht gekommen. Der Text war natürlich ebenfalls lateinisch und für sie nicht verständlich. Dafür vermittelte das Bild am Ende der Seite einen deutlichen Eindruck des Inhalts des Absatzes darüber. Er wartete gespannt auf ihre Reaktion.
Eine Stellung beim Liebesspiel.
„Sie müssen verrückt sein! Weshalb enthält das Buch Beschreibungen sexueller Praktiken?“
Von allen Seiten tönte ein wütendes „Pssst!“ zu ihnen, doch das war ihm egal. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. „Sie müssen verstehen, worauf Sie sich einlassen. Ewige Jugend war kein Spiel für Jugendliche sondern eine Verbindung, die die Mitglieder lebenslang eingingen.“
„Aber ich will kein Mitglied werden.“
„Da Sie kein Mann sind, wäre das auch nicht möglich gewesen. Sie werden mir ein wenig von Ihrer Leidenschaft schenken müssen. Anders können Sie Die Macht nicht spüren.“
„ Die Macht ?“
„Ich versuche Ihnen gerade zu sagen, dass ich Ihnen dieses Mysterium nicht beschreiben kann. Sie müssen es am eigenen Leib erfahren.“ Er war davon überzeugt, dass ihre Neugierde trotz ihrer gespielten Entrüstung geweckt war.
„Das werde ich niemals mit Ihnen tun“, verkündete sie.
„Vielleicht stellt sich jemand statt mir dafür zur Verfügung.“
Eva schlug das Buch mit einem Knall zu. „Nein!“
„Abwarten. Vielleicht beginnen wir mit einem Kuss.“ Da ihre Fantasie sie hoffentlich mit der Vorstellung dieser Beschäftigung quälte, könnte sie vielleicht damit leben.
„Möglicherweise “, murmelte sie tatsächlich. „Aber dieses Bild … das kommt nicht in Frage.“
„Sobald Sie von Der Macht gekostet haben, werden Sie die Situation anders beurteilen.“
Sein Selbstbewusstsein grenzte an Überheblichkeit. Sie fragte sich, ob sie nicht ein zu hohes Risiko einging, wenn sie ihm erlaubte, sie zu küssen. Doch die Idee übte einen großen Reiz auf sie aus. Sosehr sie es hasste, sich jemandem unterzuordnen, und sosehr sie davon überzeugt war, dass sie das niemals freiwillig tun würde: Die Aura von Einsamkeit, die ihn umgab, zog sie magisch an.
Halt! Sie befanden sich hier nicht in einem kitschigen Liebesfilm oder einem schnulzigen Liebesroman, in denen die Heldin sich dem starken Helden unterwarf und bereitwillig in seine Arme sank. Im 21. Jahrhundert hatten sich Frauen vernünftiger zu verhalten, verdammt noch
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