Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
verließ er sie und trat durch eine breite Schiebetür in die angrenzende Küche samt Esszimmer. Kurz darauf kehrte er mit zwei Gläsern zurück, wovon er eines vor Eva abstellte.
Automatisch nahm sie einen Schluck. „Weshalb wohnst du in der Wohnung von diesem Peritrovinsky?“
„Ich bin sein Enkel“, behauptete er mit leiser Stimme.
„Sein Enkel?“ In ihrer Stimme schwang Ungläubigkeit mit. „Ich hoffe, dass du mir irgendwann genug vertraust, um mir die Wahrheit zu sagen.“
Julian schien ein Lachen zu unterdrücken. „Du bist unglaublich. Unglaublich nervig“, murmelte er.
„Das Buch …“
„Ich hole es.“
Neuerlich verschwand er nach Nebenan. Er hatte die Originale im Wandsafe in seinem Schlafzimmer deponiert. Das Risiko wäre andernfalls zu hoch gewesen, dass einer seiner weiblichen Gäste zufällig darauf stieß.
Nachdem er die beiden Bücher aus dem Safe genommen hatte, setze er sich auf das zerwühlte Bett.
Ihr Auftauchen … diese neue Entwicklung bedeutete eine Komplikation. Seine Adresse hätte ihr gegenüber ein Geheimnis bleiben sollen. Doch nun war es passiert. Weshalb fühlte er eine so intensive Verbindung zu ihr, dass ihm jede notwendige Lüge schwer fiel?
Keine weiteren Zugeständnisse mehr, schwor er sich.
Eigentlich ging er ein unwahrscheinlich hohes Risiko ein. Wenn seine Brüder davon erführen, würden sie Rechenschaft fordern. Er verstieß gegen die Regeln. Gegen die wichtigste Regel überhaupt! Das erste Mal in seinem Leben. Doch Die Macht sandte ihm diesmal keine Warnung. Die Möglichkeit, dass sie ihn küssen würde … Die Macht schrie, dass er sich diese Chance nicht entgehen lassen durfte.
Er kehrte zu der Frau zurück. Ihre grünen Augen waren geweitet und auf ihn gerichtet. Sich räuspernd nahm er in sicherer Entfernung am anderen Ende des Sofas Platz.
„Das Buch ist in mehrere Kapitel gegliedert, wie du vermutlich gemerkt hast. Zuallererst kommen die Regeln, denen die Mitglieder der Ewigen Jugend folgen mussten. Damit solltest du genug Informationen haben, um erst einmal beschäftigt zu sein.“
„Du weißt doch, dass ich meine Dissertation …“
Er hob die Hand. „Ich kann dir noch etwas über die Entstehungsgeschichte von Adolescentia Aeterna erzählen“, meinte er mit dunkler Stimme. Schon wieder hatte er nachgegeben, obwohl er sich geschworen hatte, genau das nicht zu tun.
Eva beobachtete, wie er Handschuhe überstreifte. Mit langen, feingliedrigen Fingern. Schon jetzt schien er sich auf das Buch zu konzentrieren. Sie nutzte die Gelegenheit, um sein Profil zu betrachten.
Die Haut spannte sich straff über den hohen Wangenknochen und den ausgeprägten, vertieften Schläfen. Ein Grübchen in seinem kantigen Kinn. Eine Nase mit kleinem Höcker. Mimi mochte ihn als unattraktiv bezeichnen. Doch für Eva war das Gesicht perfekt.
Mit einem Mal entdeckte sie einen Ausdruck in seinen Zügen, den sie zuvor nicht bemerkte hatte. Julian zeigte aus Evas Sicht eine Mischung aus Verletzlichkeit und Härte. Faszinierend.
Dann begann er zu lesen, und seine gleichmäßige, volltönende Stimme hüllte sie ein, verdrängte alles andere außer ihm, hypnotisierte sie.
„Erstens: Männer, die der Bruderschaft von Adolescentia Aeterna zugehörig sein wollen, müssen sich den folgenden Regeln unterwerfen und darüber Geheimhaltung wahren. Sie dürfen sich weder durch Drohungen oder Folter unsere Geheimnisse entlocken lassen. Jede Zuwiderhandlung muss geahndet werden. Strafen, die zur Anwendung kommen können, sind unter anderem Auspeitschen, Entzug Der Macht bis hin zum Ausschluss aus der Gemeinschaft.“
„Wieso ist nur von Männern die Rede?“ , unterbrach sie ihn.
„Das kommt noch“, antwortete er ungeduldig. „Sei froh, dass ich diese Geheimhaltungsregelung nicht so eng sehe. Sonst müsste ich dir jetzt die Zunge abschneiden.“
Eva zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. „Ich habe dich nicht gezwungen, die Informationen mit mir zu teilen. … Weiter.“
„Zweitens: Die Bruderschaft muss zu jeder Zeit aus 21 Brüdern bestehen. Der Älteste der Bruderschaft ist dafür verantwortlich, beständig zwanzig andere Brüder um sich zu versammeln, denen er Die Macht zur Verfügung stellt. Entscheidet sich eines der Mitglieder, die Bruderschaft zu verlassen, dann muss Der Älteste dafür Sorge tragen, dass rasch ein Ersatz für diesen Bruder gefunden wird.“
„Warum m ussten es 21 Brüder sein?“, fragte sie nach.
„Als der erste Älteste
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