Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
ein Pflichtbewusstsein für etwas, das so unsinnig ist wie diese Regeln.“ Obwohl Mimi diesbezüglich etwas anderes behaupten würde. War seine Faszination von der Bruderschaft tatsächlich so viel absurder als ihr Vorhaben, die Bitte ihrer Mutter auf dem Sterbebett zu erfüllen? „Das stimmt nicht“, gab sie deshalb zu. „Möglicherweise sind wir uns ähnlicher, als ich dachte.“
Seine Augenbraue hob sich. „Eine interessante Theorie, die ich gerne bei Gelegenheit überprüfen würde.“
Diese Anspielung reichte, um ihr Hitze in die Wangen steigen zu lassen. Eva erinnerte sich plötzlich wieder in aller Deutlichkeit an das Bild in dem Buch. Die Abbildung der beiden nackten, ineinander verschlungenen Menschen. Ihr letztes Mal war nicht lange genug her, um zu vergessen, wie sexy und berauschend sich die an sie pressende Haut eines Mannes anfühlen konnte.
„Du hast versprochen, mir etwas über den Ursprung der Sekte zu erzählen.“
Sein Blick wurde traurig. „Dann soll es so sein. Begonnen hat es bei Lucianus Potassium. Er hat erkannt, dass Die Macht in ihm wohnte.“
„ Die Macht …? Du hast sie schon mehrmals erwähnt.“ Eva runzelte die Stirn. „Was steckt dahinter?“
„Das Thema heben wir uns für das nächste Treffen auf. … Nach einigen Jahren des Forschens hat er herausgefunden, wie Die Macht funktioniert und wie er sie teilen kann.“
Wie sollte sie das verstehen, wenn er ihr nicht erklärte, was Die Macht überhaupt war? „Und wie funktioniert sie?“
„Nicht heute.“
„So klappt das nicht“, murmelte sie wütend. „Du musst mir alles erzählen.“
„Ich werde dir den Anhang zum Lesen geben.“
„Das klingt großartig, aber … ich kann doch kein Latein!“
„Dieser Teil ist auf Deutsch verfasst. Du darfst das Buch mit nach Hause nehmen. Was dann noch unklar ist, werde ich dir verraten.“
Sie könnte mit dem Lesen beginnen, sobald sie in der U-Bahn saß. Endlich kam sie vorwärts. Und wenn sie ihre Dissertation erst geschrieben und ihm zur Durchsicht ausgehändigt hatte, würde sich die Art der Beziehung zwischen ihnen vielleicht ändern. Möglicherweise erkannte er, dass er sich an die veralteten Regeln dieser längst untergegangenen Sekte nicht mehr halten musste. Vielleicht konnten sie sich verabreden. Ein richtiges Date.
War sie verrückt?
Julian klappte das Buch mit einem lauten Knall zu. „Ich habe jetzt noch zu tun.“
„Können wir morgen fortfahren?“ , bat sie. Sie hatte auf mehr Informationen gehofft. Doch immerhin blieb ihr heute noch die Lektüre des Buches.
„In Ordnung.“ Er griff nach ihrer Hand und erhob sich, sodass sie gezwungen war, ebenfalls aufstehen.
Was hatte er vor? „Morgen Vormittag?“
Er nickte.
„Um neun Uhr?“
Neuerlich ein Nicken. Sein Daumen und sein Zeigefinger umfassten ihr Kinn. „Und jetzt zum Kuss“, flüsterte er.
Eva blinzelte. „Wie bitte?“
„Wir hatten doch besprochen, dass ich als Gegenleistung für unsere Zusammenarbeit einen Kuss verlange … als ersten Schritt.“
„Widerspricht das nicht den Regeln, nach denen du lebst?“
„Das trifft auf unser gesamtes Gespräch zu. Aber gegen einen kleinen Kuss kann niemand etwas einzuwenden haben.“
Sie versuchte das Flattern in ihrer Magengegend zu unterdrücken. „Ich wüsste nicht, warum ich dir diesen Kuss gewähren sollte. Du bist in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition. Ich habe bereits die ersten Informationen erhalten.“
Er lächelte. „Und jetzt willst du deine Nachforschungen sicher nicht abbrechen, bevor du die gesamte Wahrheit erfahren hast.“
Die Wahrheit? Sie hatte tatsächlich den Eindruck, dass sie etwas herausfinden würde, das ihre Grundfesten erschüttern würde. Das alles auf den Kopf stellen würde, woran sie glaubte. War sie dazu bereit?
„Bevor du diese Wohnung verlässt, wirst du mich küssen. Du hast mich gefragt, worum es sich bei Der Macht handelt. Nach dem Kuss wirst du einen Eindruck davon haben.“
Diese Worte waren eine einzige Verlockung. Das Geheimnis zu erkunden. Ihn zu küssen. Ihre Fantasie in die Realität umzusetzen.
Ihre Arme legten sich in seinen Nacken. Sie beschloss es zu riskieren. Aber zu ihren Bedingungen.
Julians Augen verengten sich zu Schlitzen, als Eva ihre Lippen befeuchtete. Sein Blick fixierte ihre Zunge, die zwischen ihren Lippen von einem Mundwinkel zum anderen glitt. Eva merkte, dass er anscheinend vergaß zu atmen.
Sie hob den Kopf … fast unmerklich … und hielt inne. War das
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