Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
mit dem Nachlassen Der Macht zu tun? Sie machte einen Schritt in die Wohnung.
Das Rascheln und Wimmern kam aus dem Zimmer hinter der Tür am anderen Ende des Raumes.
Julians Schlafzimmer.
Etwas in ihrem Inneren wurde kalt und schickte ein Frösteln durch ihren ganzen Körper. Sie wollte umdrehen und davonlaufen. Mit vorsichtigen Schritten ging sie dennoch weiter und öffnete auch diese Tür.
Die verschiedenen Eindrücke prägten sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis ein.
Der in dunklen Farben eingerichtete Raum, größer als das Wohnzimmer.
Eine seltsam geformte Phiole auf einer Kommode.
Der Geruch nach Kerzenwachs und Leidenschaft.
Ein riesiges, mit Latex überzogenes Bett.
Darin eine gefesselte nackte Frau.
Wimmernd und wehrlos.
Julian auf ihr.
Stöhnend.
Eva sah sich außerstande, sich zu bewegen. Der Schock saß zu tief. Sie starrte lediglich auf die beiden kopulierenden Menschen auf dem überdimensionalen Lager.
Die Frau entdeckte den Eindringling als erste. „Wer ist das?“
Julian öffnete die Augen und wandte Eva den Kopf zu. Er schien von ihrem Auftauchen schockiert. Doch das war Eva nur ein schwacher Trost.
Endlich löste sich ihre Erstarrung. Als sie bemerkte, dass Julian sich erhob, eilte sie aus dem Raum. Nichts wie weg. Sie wollte keine Ausreden hören.
„Eva, warte!“, rief Julian.
Sie machte den Fehler und warf einen Blick zurück.
Die ans Bett gefesselte Frau versuchte windend ihre Nacktheit zu verbergen. Julian hingegen kam ihr unbekleidet nach, seine Männlichkeit bereit zum Angriff. Er schien es gewohnt, sich in diesem Zustand unter den Augen von Frauen zu bewegen. Die Betroffenheit in seinem Gesicht machte alles nur noch schlimmer.
Eva lief weiter. Mit einem lauten Knall warf sie die Tür ins Schloss. Um zu verhindern, dass dieser schreckliche Mann sie abfing, während sie auf den Lift wartete, benutzte sie das Stiegenhaus. Hinter sich hörte sie Julian ihren Namen s chreien. Tränen verschleierten ihren Blick, sodass sie Acht geben musste, um die Stufen nicht hinunterzufallen.
Was hatte sie denn erwartet? Sie wusste doch, dass er Sex brauchte, um nicht zu altern. Vielleicht verfiel er in Sekundenschnelle zu Staub, wenn er zu lange darauf verzichtete. Er konnte jederzeit Die Macht als Ausrede für seine Untreue benutzen.
Eva hatte kein Recht, ihn der Untreue zu bezichtigen. Sie waren kein verliebtes, turtelndes Paar. Sie hatten sich bloß zweimal geküsst. Eva hatte ihm deutlich gemacht, dass sie zu mehr nicht bereit war. Und dennoch fühlte sie sich verletzt.
Wie naiv sie gewesen war!
Nur weil sie begonnen hatte, etwas für Julian zu empfinden, hatte sie angenommen, ihm ginge es ähnlich. Zumindest hatte sie erwartet, dass er in der letzten Woche enthaltsam gelebt hatte.
Er hatte ihr nichts versprochen, nichts vorgemacht. Er war immer ehrlich gewesen. Nachdem sie die Aufzeichnungen über seine Eskapaden gelesen hatte, trug sie selbst Schuld daran, dass sie ihm vertraut hatte.
Endlich war sie auf der Straße angelangt. Sie blinzelte, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Sie hatte die Warnzeichen ignoriert. Jetzt musste sie mit den Konsequenzen leben.
17. Kapitel
„Vergiss den Mistkerl! Er ist deine Tränen nicht wert!“ Ellen klang streng, während sie auf das Häufchen Elend in dem Bett blickte.
„Für dich ist es kein Mann wert, sich wegen ihm zu ändern. Schließlich stehst du auf Frauen“, murmelte Eva mit nassem Gesicht.
„Ändern? Gott, Eva! Du bist doch nicht etwa der Meinung, etwas falsch gemacht zu haben?!“
„Nein! Aber …“
„ER war mit einer anderen Frau im Bett. Dafür gibt es keine Entschuldigung.“
„Aber …“ Der Rest von Evas Worten ging in Schluchzern unter.
Ellen stemmte die Hände in die Taille. Ihre rote Kurzhaarfrisur stand nach allen Seiten ab, als hätte sie sich wegen Evas Zustand bereits mehrmals die Haare raufen müssen. „Ich lag mit meinem Spitznamen gar nicht so falsch. Der Dunkle Lord ist offensichtlich einer von den bösen Jungs.“
„Wir haben uns nur wegen meiner Dissertation getroffen. Es ist nicht seine Schuld, dass es sich für mich so schrecklich anfühlt, dass er mit einer anderen schläft.“
„Nimm ihn nicht in Schutz! Er hat zugelassen, dass du dich in ihn verliebst.“
„Ich habe mich nicht verliebt“, behauptete Eva und zog schützend ein Kopfpolster vor die Brust. „Das zwischen uns war eine rein körperliche Sache.“
Der Gesichtsausdruck der anderen zeigte deutliches
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