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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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eine Wanne voller sehr starkem Kaffee und ihr allerzuckerhaltigstes Gebäck hochzuschicken?«
    Jeane hatte mir am letzten Abend erklärt, dass alles, von den Taxigebühren über das Hotelzimmer bis hin zum Inhalt der Minibar und dem Room Service, in ihren Spesen inbegriffen war (»solange wir nicht durchdrehen und anfangen, so was wie sechs Flaschen Champagner und Kaviar und Hummer und solche Sachen zu bestellen«), doch auch so fühlte ich mich unwohl. Die Frau, die meine Bestellung entgegennahm, war wirklich nett, aber irgendwie rechnete ich die ganze Zeit damit, dass sie plötzlich sagen würde: »Du bist achtzehn Jahre alt. Glaubst du wirklich, du könntest hier einfach so den Room Service bestellen? Mach dich bitte nicht lächerlich!«
    Nicht, dass Jeane das irgendwie bemerkt hätte. Tatsächlich bemerkte sie eigentlich überhaupt nichts, bis der Kaffee und das Gebäck eintrafen und sie mich schließlich anlächelte. Und als ich ihr noch half, eine der Folien in ihrer Powerpoint-Präsentation, die nicht so richtig das machte, was sie wollte, in Ordnung zu bringen, umarmte sie mich.
    »Prima, ich bin fertig«, sagte sie, als sie die Datei ungefähr fünf Mal abspeicherte, einfach um auf der sicheren Seite zu sein. Sie nahm sich einen der flauschigen Morgenmäntel, die im Zimmer bereitlagen. »Ich gehe und mache meinen Soundcheck. Ich brauche ungefähr eine Stunde, okay?«
    »Du triffst dich mit ihnen im Bademantel?« Sie ging schon Richtung Tür, ihren Laptop unter den Arm geklemmt, und warf mir einen Blick zu, als sei auf jeden Fall ich der Unlogischere von uns beiden.
    »Na ja, ja . Die Konferenz fängt schon in zweieinhalb Stunden an, und es sieht nicht so aus, als hätte ich noch großartig Zeit, mich umzuziehen.«
    Sie schlug die Tür hinter sich zu und war nach genau der Zeit wieder da, die ich damit verbracht hatte, erst zu schmollen, dann eine dreißigminütige Powerdusche zu nehmen (eine der besonders herausragenden Erfahrungen meines Lebens), anschließend vor mich hin zu brüten und einige Adressen zum Brunchen im Internet zu recherchieren. Als ich gerade den längeren Prozess, meine Haare richtig in Form zu bringen, beendet hatte, stürmte Jeane mit dem allerwildesten, wütendsten Gesichtsausdruck, den ich bis jetzt bei ihr gesehen hatte, zurück ins Zimmer, und das wollte schon was heißen.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte ich pflichtbewusst, auch wenn ich den Ausbruch, der jetzt ganz sicher folgen würde, fürchtete. Sie konnte stundenlang zetern und schimpfen, und ich war ziemlich hungrig, und es wäre viel besser gewesen, wenn sie sich erst waschen und anziehen würde und ich sie erst dann, nach zumindest einem halben Brunch, losschimpfen lassen würde.
    Sie hob ihre Hand. »Frag. Nicht. Mal.«
    »Ach komm, so schlimm kann es doch nicht gewesen sein«, insistierte ich fröhlich, aber sie verdrehte nur die Augen und knallte die Badezimmertür hinter sich zu.
    Sie blieb jahrelang im Bad, so lang jedenfalls, dass ich genug Zeit hatte, um zu realisieren, was für eine schlechte Idee diese Reise nach New York im Grunde gewesen war. Nicht nur wegen des Netzes an Lügen, das ich hatte spinnen müssen, um überhaupt hierher zu kommen, sondern weil ich auf Gedeih und Verderb den Empfindlichkeiten und Stimmungsschwankungeneines Mädchens ausgeliefert war, das siebzig Prozent unserer gemeinsamen Zeit damit verbrachte, sich mit mir zu streiten.
    Hier konnte ich nicht das machen, was ich zu Hause immer tat, wenn sie mir auf die Nerven ging, nämlich, sie in Ruhe zu lassen und weit weg zu gehen und so lange aufmerksam ihren Twitter-Feed zu verfolgen, bis ich wusste, dass sie mit ihrem Wutanfall fertig war. Ich saß mit ihr fest.
    Oh Gott.
    Jeane war immer noch ziemlich zugeknöpft, als sie eine Stunde später wieder aus dem Badezimmer auftauchte. Sie trug noch immer den flauschigen Bademantel, aber ihr lila getöntes Haar war hochgesteckt, und sie hatte ihr komplettes Make-up aufgelegt, mit Glitter, leuchtend rotem Lippenstift und dickem, geschwungenem Lidstrich – das volle Programm! Sie ignorierte mich komplett, als sie anfing, in ihrem unausgepackten Koffer nach Klamotten zu wühlen; möglichst etwas Grelles, das kein bisschen zusammen passte.
    »Möchtest du brunchen gehen?«, fragte ich. Ich kannte die Antwort schon, aber ich wollte sie daran erinnern, dass ich auch noch im Zimmer war und den gleichen Sauerstoff einatmete wie sie.
    »Ich kann nicht. Ich muss am Vormittagsprogramm der Konferenz

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