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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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niemand mich aufhielt, landete ich in einem kleinen Vorraum, in dem ein Lunchbuffet aufgebaut war. Volltreffer!
    Lässig ging ich ans Buffet, so als würde ich andauernd Konferenzen besuchen, schnappte mir einen Teller und füllte ihn schnell mit Sushi. Dann mopste ich mir eine Cola und wollte gerade wieder in die Sicherheit unserer Suite zurückhuschen, als eine Frau auf mich zueilte. Sie war komplett schwarz gekleidet und trug ihr Haar in einem sehr strengen Haarschnitt, der aber gut zu dem mindestens ebenso streng wirkenden Ausdruck auf ihrem Gesicht passte.
    Ich konnte nichts weiter machen, als ein paar Brocken Kantonesisch herauszukramen und so zu tun, als hätte ich keine Ahnung, wovon sie sprach, aber sie blickte schon hinunter auf ihr iPad. »Sind Sie nicht Jeanes Gast? Michael Lee? Wissen Sie, dass Sie schon die Morgen-Session verpasst haben?«
    »Oh, nein, das wusste ich nicht.«
    »Und auch die Breakout-Sessions in der Lunchpause …«, fuhr sie anklagend fort. »Und Sie sind gerade dabei, jetzt auch noch den Start der Nachmittags-Session zu versäumen.«
    Sie dirigierte mich bereits in den Konferenzraum hinein, eine Hand aus Stahl in meinem Kreuz, und blieb in der Nähe und bewachte mich, bis ich mich setzte; dann ging sie. Schon eine Minute später war sie aber wieder da, als ob sie gewusst hätte, dass ich vorhatte abzuhauen, und schob mir eine Hochglanzbroschüre und einen Neopren-Seesack zu, dann platzierte sie sich direkt neben der Tür. Immerhin war es warm und ich durfte mein Sushi behalten, und wenn die gemeine Frau aufhören würde, mich anzustarren, konnte ich vielleicht ein Nickerchen machen.
    Doch es stellte sich heraus, dass Konferenzen zum Thema Die Zukunft beginnt JETZT! wirklich sehr interessant sein konnten. Wer hätte das ahnen können? Ich jedenfalls nicht.
    Zuerst traten ein Mann und eine Frau von einer globalen Trendagentur auf die Bühne, die beide die gleiche nerdige Brille trugen, und sprachen darüber, wie sie Trends aufspürten und verfolgten, um diese Informationen Unternehmen zur Entwicklung neuer Produkte zur Verfügung zu stellen. So könnte zum Beispiel einer ihrer Scouts ein paar Kids finden, die ihren eigenen Club in East London eröffnet hatten und sich wie Gangster aus den 40er-Jahren kleideten, die Nylonstrümpfe auf dem Schwarzmarkt verkauften. In Berlin könnte es dann ein paar andere Jugendliche geben, die sich wie die Swing Kids in den 40er-Jahren in Deutschland anzogen, die von amerikanischem Jazz besessen waren und sich weigerten, der Hitler-Jugend beizutreten. Und dann gab es in Tokio vielleicht noch einen DJ, der alte Benny Goodman -Arrangements mit Breakbeats mischte. Sie sammelten all diese Informationen und präsentierten sie ihren Kunden, und zwei Jahre später gab es eine Menge von den 40ern beeinflusste Mode und Retro-Poster überall auf den Einkaufsstraßen.
    Dann war der Wissenschaftler dran. Wenn man bedachte, dass er über ziemlich beängstigende mutierte, Chemikalien-resistente Superkäfer sprach und all diese Gruseldias von Leuten mit halb weggefressenen Gesichtern dabeihatte, hätte er auch mit einem Endzeit-Horrorthriller à la 28 Tage später berühmt werden können. Doch das tat er nicht. Er leierte seinen Monolog monoton einfach weiter und weiter herunter.
    Die Frau mit dem einschüchternden Haarschnitt sah immer noch zu mir herüber, sodass ich es kaum wagte, zu lange zu blinzeln, damit sie nicht auf die Idee käme, dass ich döste, und zu mir eilte, um mich anzuschnauzen. Eigentlich mehr, um die Zeit totzuschlagen und um ihr zu zeigen, dass ich ihr nicht böse war, schrieb ich Jeane eine SMS, um ihr Glück zu wünschen. Sie antwortete prompt.
    Es bringt Pech, jemandem Glück zu wünschen. Das weiß doch jeder.
    In diesem Moment hasste ich sie so sehr.
    Die nächste halbe Stunde vertrieb ich mir damit, über all die Gründe nachzudenken, aus denen ich Jeane hasste, bis zwei Typen auf die Bühne hüpften, die ihr Haar genauso trugen wie ich, außerdem Jeans und T-Shirts. Sie arbeiteten in Palo Alto, Kalifornien, auch bekannt als Silicon Valley.
    Dort hatten auch Google, Facebook und Twitter ihren Anfang genommen, und als die beiden begannen, von der Entwicklung eines Produkts mit künstlicher Intelligenz, an dem sie gerade arbeiteten, zu berichten, saß ich plötzlich kerzengerade und fing an aufzupassen. Ich machte mir sogar Notizen, als sie beschrieben, in welchen Bereichen man ihre Technologie überall würde einsetzen können – von

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