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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Augen.
    Normalerweise war es immer eher konspirativ, wenn sie die Augen verdrehte. Ich verdrehte meine dann ebenfalls, und wir warfen uns einen Blick zu, als wollten wir sagen: »Gott, was machen wir hier eigentlich?«
    Miss Ferguson, oder Allison, wie ich sie außerhalb der Schule nannte, war eigentlich fast eine Freundin. Ich traf sie auf Konzerten und in Ausstellungen in Hoxton und wir folgten einander bei Twitter. Voraussetzung war, dass alles, was außerhalb der Schule passierte, auch außerhalb der Schule blieb. Ich wusste sogar, dass sie in einer Band spielte, die sich »The Fuck Puppets« nannte – ein Geheimnis, das ich mit ins Grab nehmen würde. Das musste der Grund sein, warum es ihr so schwerfiel, mir den Anschiss zu verpassen, den ich irgendwie ja auch verdiente.
    »Okay, vielleicht hätte ich nicht ›zurückgeblieben‹ sagen sollen …«, gestand ich ein. »Das ist beleidigend und diskriminierend gegenüber Behinderten, aber wie kann nur irgendjemand The Great Gatsby und The Fountainhead miteinander verwechseln, wenn man beide Bücher auch wirklich gelesen hat? Das ist, als würde man Affen mit Narzissen verwechseln oder gebackene Bohnen mit PEZ-Spendern oder …«
    »Ja, ich hab’s kapiert«, blaffte Miss Ferguson, dann verschränkte sie ihre Arme und versuchte, mich niederzustarren. Ich senkte gehorsam meinen Blick und sah tatsächlich etwas reumütig aus. »Ich erwarte mehr von dir. Du enttäuschst mich.«
    Ich hasse es, wenn Leute dir diese ganze »Ich bin dir nicht böse, ich bin nur enttäuscht«-Rede halten. Es war so vorhersehbar und,ganz ehrlich, ich hatte von Allison auch mehr erwartet. Aber darum ging es jetzt nicht. »Es tut mir leid«, sagte ich, obwohl meine wie üblich monotone Stimme es genauso verlogen klingen ließ, wie es auch gemeint war.
    »Es bringt nichts, wenn du dich bei mir entschuldigst. Du musst dich bei Scarlett entschuldigen. Vor mir, und Jeane, ich will eine unzweideutige Entschuldigung, kein cleveres Wortspielchen, das man so oder so verstehen kann. Alles klar?«
    Sie kannte mich einfach zu gut. »Okay.«
    Ich stopfte meinen Schnellhefter und meine eselsohrigen Ausgaben von The Great Gatsby und The Fountainhead in meine Schultragetasche, die ich selbst gemacht und mit »Ich dorke, also bin ich« hatte besticken lassen, weil ich dachte, wir wären fertig, als Allison ein etwas hilfloses hustendes Geräusch machte.
    »Es ist doch alles in Ordnung, oder? Klappt alles mit dem Alleine-Wohnen und so? Denn wenn du über irgendetwas reden möchtest, weißt du ja, dass ich hier …«
    »Nein, nein«, sagte ich schnell und stand auf. »Alles gut. Besser als gut. Absolut super.«
    Allison folgte mir bis zur Klassentür. »Wir können uns gerne auch außerhalb der Schule unterhalten«, murmelte sie bedeutungsvoll. »Wenn du möchtest.«
    »Ich muss gehen. Ich komme sonst zu spät zu BWL«, sagte ich, nicht nur, um sie abzuhängen. Ich war wirklich furchtbar spät dran und hatte es nicht geschafft, den Podcast zu Ende zu hören, weil Michael Lee mich unterbrochen hatte.
    Ich versuchte, für die nächsten vierzig Minuten auf Tauchstation zu gehen, aber die Stunde nahm eine alarmierende Wendung, als Mr Latymer sich entschied, mich intensiv über die positiven Effekte des Fair Trade Farming in den Entwicklungsländern auszuquetschen. Es gab nur einen Ausweg, und das war, in eine Schimpftirade über die negativen Effekte der vielen konzerneigenen Kaffeeketten auszubrechen, die die Haupteinkaufsstraßen Großbritanniens mehr und mehr vereinnahmten.
    Es stellte sich heraus, dass die meisten aus der Klasse lieber darüber diskutieren wollten, wer den besseren Frappuccino machte, Starbucks oder Caffé Nero, als über Fair Trade Farming zu reden. Es wurde sehr schnell sehr hitzig, und ich konnte mich zurücklehnen und nach Herzenslust twittern, während Heidi/Hilda drohte, Hardeep zu verprügeln, als er versuchte, Costa Coffee’s Frescatos in die Debatte einzuführen.
    Es klingelte, während Mr Latymer versuchte, die Ordnung wiederherzustellen, und ich konnte leise aus dem Klassenraum entwischen, als alle gerade Nachsitzen und Strafarbeiten aufgebrummt bekamen und Sachen riefen wie: »Das ist mir doch egal, ob ein Chocolate Frappé mit entrahmter Milch 500 Kalorien hat. Warum musst du mir alles kaputt machen?«
    Alles, was ich tun musste, war, meinen Fahrradkorb und die Satteltasche aus meinem Spind zu holen und diesem elenden Loch, das nach billigem Desinfektionsmittel und Versagen

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