Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
fühlte sich an, als würden mir gleich die Augen aus dem Kopf springen. »Ich versuche, dich in alles, was ich tue, mit einzubeziehen.«
»Ja, aber ich will nicht auf gesponserten Strickmarathons deine Wolle aufwickeln oder durch die Straßen von Hoxton wandern, damit du Fotos für deine Trend-Spotting-Berichte machen kannst. Und mal ganz ehrlich, Jeane, ich kapier nicht, was eigentlich passiert, wenn du mich zum Roller Derby schleifst; aber du willst das Wort ›Nein‹ einfach nicht hören.«
Ich konnte es nicht fassen! Ich hatte Barney in mein Leben gelassen. Ich hatte mich auf ihn eingelassen; ich hatte beschlossen, dass an ihm vielleicht mehr dran war als an all den anderen gleichgeschalteten Kretins, die über die Schulkorridore hopsten, als hätten sie gerade erst die Kunst entdeckt, auf zwei Beinen zu laufen ‒ und das war der Dank? Dass er sich jetzt für Scarlettentschied? Scarlett? Sie war so dumm, dass man sie schon fast als hirntot bezeichnen konnte.
Barney verlor seine nonchalante Haltung schlagartig, als ich anfing, ihn anzuschreien. Er versuchte, dagegen zu argumentieren, aber ich schrie einfach nur noch lauter, bis der Klang meiner Stimme seine Worte endgültig übertönte.
Es störte mich nicht, dass immer noch einige wenige letzte Nachzügler umherliefen oder dass sie alle aufhörten umherzulaufen, um lieber stehen zu bleiben und uns zu beobachten und sogar mit dem Finger auf uns zu zeigen und zu kichern, als ich Barney mit meiner scharfen Zunge fertigmachte.
»Du warst ein Nichts, bevor wir uns kannten«, schrie ich am Schluss, als Barney sich dort, wo er stand, niederkauerte. »Und du wirst auch wieder ein Niemand sein, nur ein pickliger Streber, versunken in World of Warcraft , ohne soziale Fähigkeiten. Genauso wie Scarlett im Grunde gar keine Person ist, sondern eine Amöbe, ein geistiger Einzeller.«
Als ich davonstürmte, rammte ich Barney so fest mit der Schulter, dass er ins Taumeln geriet. Und ich wusste, dass das falsch war und nicht die richtige Reaktion auf die Umstände, aber gedanklich verfasste ich schon meinen Blog-Eintrag über Barney und sein perfides, betrügerisches, moralisch verwerfliches, schlangenhaftes Benehmen, den ich schreiben würde, sobald ich zu Hause war.
6
Ich zitterte, zitterte wirklich für gute zehn Minuten nach meinem kleinen Wortgefecht mit Jeane. Ich bin selbst schuld, dachte ich mir, als ich meine Pause im Chemielabor verbrachte. Eigentlich hätte ich mir Notizen zu molekularen Formeln machen sollen, aber ich konnte an nichts anderes denken als an die Dinge, die ich hätte sagen müssen, um ihr diesen widerlich überlegenen Gesichtsausdruck aus ihrem dummen, hässlichen Gesicht zu wischen. Ich hatte den ganzen Horror von unserem ersten Zusammentreffen auf dem Flohmarkt komplett vergessen.
Ich hatte nicht mehr an ihren wohlverdienten Ruf als unverschämtestes Mädchen der Schule gedacht, und ich hatte vergessen, dass jeder im Internet so tat, als sei er ein völlig anderer, und dass eine freundliche Jeane nur über eine Wireless-Verbindung möglich war. » Ähm, ich kam nur gerade vorbei und dachte, ich komme mal rüber und sage Hallo .« Jedes Mal, wenn ich diesen Moment mit dem angepissten, essigsauren Klang von Jeanes Stimme wieder durchlebte, starb ich innerlich ein bisschen mehr.
Es schellte, und als ich mich auf den Weg zu Informatik machte, stieß ich mit Scarletts bester Freundin Heidi zusammen, die mit einer Handvoll Schokoriegeln, einer Dose Diätcola und einem Bündel Papiertaschentücher den Flur heruntereilte.
»Oh. Mein. Gott! Die totale Scheiße ist passiert«, verkündete Heidi, obwohl sich das jeder hätte denken können, da sie alle Zutaten bei sich trug, die man brauchte, um die Nerven eines weiblichen Teenagers erfolgreich beruhigen zu können. Abgesehen von Eiscreme, obwohl die Schülervertretung die Anschaffungsmöglichkeiten eines Eisautomaten, der Miniaturbecher von Ben & Jerry’s ausspuckte, geprüft hatte.
»Welche Art von Scheiße genau?« Ich ergab mich der Tatsache, dass ich jetzt wohl zu spät zu Informatik kommen würde, denn Heidi brauchte immer einige Minuten und OMGs, um auf den Punkt zu kommen.
Sie verdrehte dramatisch die Augen. »Scarlett ist, nun ja, sie ist buchstäblich am Boden zerstört. Echt jetzt.«
»Sie ist nicht buchstäblich am Boden zerstört«, sagte ich, weil es mich immer ärgerte, wie falsch und unangemessen Scarlett und Heidi und ihre ganze Clique das Wort ›buchstäblich‹ verwendeten,
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