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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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noch das Weiße zu sehen war, und sie kippte nach hinten, sodass ich mich beeilen musste, an ihre Seite zu kommen, damit ihr Kopf nicht auf dem Pflaster aufschlug. Sie öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber es kam nur ein schwaches kleines Wimmern heraus.
    »Tut das wirklich nicht weh, Jeane?«
    Sie klammerte sich an meinen Arm. Ihre Nägel waren mit schiefen Streifen in Bonbonfarben bemalt. »Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, tut es höllisch weh«, knirschte sie. »Ich glaube, ich muss kotzen.«
    Ich tätschelte ihre Hand, die eiskalt war, als stünde sie unter Schock. Ich zog meine Lederjacke aus und legte sie ihr um die Schultern. »Hör mal, ich bring dich jetzt ins Krankenhaus, damit du das röntgen lassen kannst.«
    Jeane schüttelte resolut den Kopf. »Nein! Ich hasse Krankenhäuser. Ich glaube , ich kann meine Zehen noch spüren. Würde ich meine Zehen noch spüren, wenn etwas gebrochen wäre? Soll ich mal Twitter fragen?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Ich zwang mich, ihren Knöchel noch einmal anzusehen. Die Schwellung wölbte sich über den Rand ihres Turnschuhs. »Aber statt Zeit zu verlieren, sollten wirvielleicht besser deinen Schuh ausziehen, bevor er dir das Blut abschnürt, oder?«
    »Nein! Das wird viel zu weh tun!« Jeane legte sich zurück auf den Boden. »Ich muss hier für immer liegen bleiben, dabei habe ich doch heute Abend so viel zu tun.«
    Jetzt, wo Jeane sich wieder hatte zurückfallen lassen, um zu tippen, fühlte ich mich etwas erleichterter. Sie war eine noch schlimmere Dramaqueen als Alice, und die hatte immerhin die Ausrede, dass sie erst fünf war. Ich wusste allerdings trotzdem nicht, was ich mit ihr machen sollte. »Du kannst hier nicht für immer liegen bleiben, du kannst nicht laufen und dein Fahrrad ist total hinüber, also werde ich dich fahren. Ins Krankenhaus.«
    »Ich gehe nicht ins Krankenhaus«, protestierte sie. »Nur ein Hauch von Industriebodenreiniger oder ein Blick auf einen älteren Menschen mit gelber Haut und Krampfadern an einem Tropf, und ich kotze dich von oben bis unten voll.«
    »Sei nicht so ein Baby«, sagte ich streng. Dann hatte ich eine Idee. »Mein Vater ist Arzt. Wärst du so gnädig, dich von ihm untersuchen zu lassen?«
    Jeane machte ein hin- und hergerissenes Gesicht. »Welche Art von Arzt?«
    »Allgemeinmediziner. Er hat seine eigene Praxis. Zwanzig Jahre Erfahrung, und wenn du brav bist, bekommst du sogar einen zuckerfreien Lutscher.«
    »Was ist der Sinn eines zuckerfreien Lutschers?«, nörgelte sie. »Okay, ich glaube, dein Dad kann mich untersuchen, aber nur, wenn er verspricht, mir nicht wehzutun.«
    Ich kettete ihr Rad an, während sie darauf bestand, ein Foto von ihrem geschundenen Bein zu machen, um es an ihre Follower zu twittern, und dann half ich Jeane unter viel Zusammenzucken und Zurückweichen auf die Füße, oder besser: auf ihren rechten Fuß, denn den linken konnte sie überhaupt nicht belasten. An meinen Arm geklammert, versuchte sie, zu meinem Auto zu hüpfen. Jedes Mal, wenn sie den Boden berührte, stockte ihr der Atem, weil die Bewegung ihren Knöchel erschütterte.
    »Soll ich dich tragen?«, bot ich halbherzig an. »Du kannst ja nicht so viel wiegen.«
    Ihre Augen wurden zu kleinen Schlitzen. »Wenn du das auch nur versuchst, kannst du deine ganze Familienplanung vergessen«, fauchte sie. »Ich schaff das schon.«
    Letztlich fuhr ich mit meinem Auto so nah wie möglich an den Fahrradunterstand heran, und schon bald waren wir auf dem Weg zu mir nach Hause, ohne dass ich auch nur einen Gedanken daran verschwendete, ob ich Jeane überhaupt irgendwo in der Nähe meines Zuhauses haben wollte.
    Jeane klebte die gesamte fünfminütige Fahrt an ihrem iPhone, doch als ich den Wagen in unsere Einfahrt lenkte und ihn parallel zu Dads Volvo parkte, sah sie auf und stieß einen langen, tiefen Pfiff aus. »Uuuh, ein Palast – ganz schön protzig«, sagte sie mit leichtem Hohn in der Stimme, als ob es uncool wäre, in einem großen Haus zu wohnen.
    Aber wir lebten ja nicht in einer Villa auf einem Riesengrundstück mit einem Ententeich, einem kleinen See und einem Krocketfeld. Es war einfach nur ein großes, weitläufiges viktorianisches Haus mit einem undichten Dach und Schiebefenstern, die in ihren Rahmen klapperten. Im Keller und fast im ganzen Erdgeschoss war die Praxis untergebracht, aber Jeanes Blick war immer noch missbilligend.
    Mein Vater machte donnerstags immer früh Feierabend, und gerade, als ich eine humpelnde

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