Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
nach Spanien gezogen, um eine Bar zu eröffnen, damit er sich jeden Abend umsonst volllaufen lassen kann. Glauben Sie mir, mir geht es ohne sie und ihre Midlife-Crisis einfach besser.«
Hier hätte ich eigentlich aufhören müssen, aber es war einfach zu verführerisch. »Na ja, Freunde sind die neue Familie, und Gustav und Harry, die in der Wohnung gleich neben mir wohnen, kommen einmal im Monat vorbei, um mich zu zwingen, aufzuräumen und Gemüse zu essen.«
»Ich wüsste nicht, warum ich auf die Uni gehen sollte«, sagte ich außerdem. »Ich bin schon jetzt meine eigene Lifestyle-Marke, und ich kann einfach einen Geschäftsführer einstellen, der sich um die Zahlen kümmert. Also, worin liegt der Vorteil, einen Abschluss zu machen, gleichzeitig aber Zigtausende Pfund Schulden? Reine Zeitverschwendung.«
Ich war so unangenehm, unausstehlich, unerzogen und viele andere unschmeichelhafte Sachen, die nicht mit einem »U« beginnen, dass ich am liebsten meine Stäbchen hingelegt und mich selbst geohrfeigt hätte. An dem eisigen Gesichtsausdruck von Michaels Mum (sorry, Kathy ) sah ich, dass sie am liebsten das Gleiche getan hätte.
Mein Monolog endete nicht vor dem Nachtisch – ein sehr enttäuschender Fruchtsalat mit griechischem Joghurt –, aber Kathy hatte noch immer nicht genug. »Also, wie hast du dir denn eigentlich den Knöchel verstaucht?«, fragte sie.
»Nun, ich hatte einen Streit mit meinem Fahrrad und dem Boden«, sagte ich schnell, aber ich war nicht schnell genug, um Michael zuvorzukommen.
»Es war mein Fehler«, übertönte er mich. »Ich hab Jeane irgendwie vom Fahrrad geworfen.«
»Michael! Warum würdest du so etwas tun?«, wollte Kathy wissen. »So haben wir dich aber nicht erzogen.«
Ich warf Michael einen vorwurfsvollen Blick zu. Ich mochte den Typ nicht, aber er hätte wissen müssen, dass es einen Ehrenkodex gab, der ganz klar besagte, dass man seinesgleichen nicht bei deren Eltern verpetzte.
»Es war ein Unfall«, behauptete ich standhaft. »Nur ein dummer Unfall. Wir haben uns gestritten und …«
»Gestritten?« Kathy klang wie Lady Bracknell aus Oscar Wildes The Importance of Being Earnest , die sich endlos über ihre Handtasche auslässt. Außerdem schien sie mehr darüber bestürzt zu sein, dass ihr kleiner Liebling in einen Streit geraten war, als darüber, dass er ein wehrloses Mädchen vom Fahrrad gestoßen hatte. Obwohl ihr wahrscheinlich schon nach fünf Sekunden in meiner Gegenwart klar geworden war, dass ich alles andere als wehrlos war. Ich war sehr gut in der Lage, mich selbst zu verteidigen. »Das klingt gar nicht nach dir.«
»Manchmal habe ich eben auch mal Streit mit Leuten«, sagte Michael und errötete vor Peinlichkeit. Es war sehr unterhaltsam zuzusehen, wie er versuchte, sich als angriffslustig darzustellen.
Obwohl er in Wirklichkeit Mandelaugen in der Farbe von schwarzem Kaffee hatte (Notiz an mich selbst: Das ist ein Kuchen, der darauf wartet, schnellstmöglich gebacken zu werden), war er doch der blauäugige Junge der Lees. Als Kathy mich gerade mal nicht bezüglich meiner Lebensentscheidungen durch die Mangel drehte, hatten sie und Mr Lee (der mir gesagt hatte, ich solle ihn Shen nennen) Michael Fragen zu all seinen Kursen und Hausaufgaben gestellt und ob er den Artikel im Guardian über die Abiturergebnisse des letzten Jahres gelesen hätte.
Am Anfang war Michael nicht sehr gesprächig und warf mir weiter diese misstrauischen Blicke zu, aber er erkannte schnell, dass er den Vorteil des Heimspiels hatte, und berichtete dann umfangreich von aktuellen Ereignissen, wie zum Beispiel seiner Teilnahme an einer der Versammlungen des tödlich öden Debattierclubs der Schule. Stinklangweilig, aber Michaels Eltern hörten sich wirklich alles an, was er zu sagen hatte, und sahen ihn dabei richtig an, während sie interessiert lächelten und ihm ermutigend zunickten.
Sogar Melly und Alice sahen Michael voller Bewunderung an und drängten ihn, Dance Revolution mit ihnen zu spielen oder ihnen als großer Bruder bei einem Schulprojekt über Dinosaurier zu helfen.
Michael Lee war die Sonne, der Mond und die Sterne, vielleicht sogar das ganze verdammte Sonnensystem für diese Familie. Kein Wunder, dass er so arrogant war.
Andererseits konnte ich mich nicht erinnern, wann die Smiths das letzte Mal als Familie zum Essen zusammengesessen hatten, oder an das letzte Mal, an dem ich eine Meinung zu etwas geäußert hatte, an der Pat und Roy überhaupt interessiert
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