Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
übertriebenes Outfit, sondern das Lächeln auf ihrem Gesicht.
Jeane sah so glücklich aus, als hätte sie im Lotto gewonnen und sie hätten das Bargeld in Haribos umgetauscht. Ich hatte sie noch nie so gesehen. Es stand ihr.
Ich versuchte, Jeane nicht andauernd heimliche Blicke zuzuwerfen, als sie mit einem Camcorder durch die Gegend wirbelte und Leute interviewte. Im ganzen Raum schien sich alles um sie zu drehen. Jedes Mal, wenn sie einen Schritt machte, stieß sie mit jemandem zusammen, den sie kannte, und musste für Umarmungen und Küsse und aufgeregtes Geschnatter stehen bleiben. Das war eine völlig neue Seite an ihr.
»Wen guckst du da immer so an?«, fragte Heidi angesäuert.
Ich drehte meinen Kopf so schnell von Jeane weg, dass ich fast ein Schleudertrauma bekam. »Niemanden«, murmelte ich.
Heidi schniefte. »FYI ‒ wenn du ein Mädchen bittest, auf deinem Schoß zu sitzen, dann ist es verdammt unhöflich, sie die ganze Zeit zu ignorieren.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass er dich darum gebeten hat, deinen Arsch auf seinen Schoß fallen zu lassen«, sagte Martin, dann warfen sich die beiden einen fiesen Blick zu, denn auch sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit, und Heidis gesamtes Gewicht konzentrierte sich nun auf meinen rechten Oberschenkel, der schon taub wurde, sodass ich nicht mal mitbekam, dass Jeane an unseren Tisch rüberkam, bis sie direkt vor mir stand.
»Scarlett«, sagte sie. Scarlett sah sie misstrauisch an. »Scarlett, kann ich mir mal Barneys Gehirn für eine Sekunde ausleihen?«
»Äh, ja klar. Klar kannst du das.«
Ich hatte vergessen, dass Jeane manchmal auch umsichtig und rücksichtsvoll sein konnte. Dass sie, statt Barney anzusimsen und ihn zu sich zu bestellen, lieber herüber an einen Tisch voller Leute kam, die sie nicht mochte, um abzuchecken, ob es für Scarlett okay war, bevor sie Barney ihre Videokamera unter die Nase hielt.
»Ich hab sie mir geliehen«, erklärte sie und ging in die Hocke, um auf den Screen zeigen zu können. »Alles funktioniert digital und nicht wie meine umständliche alte Kamera. Ich habe rangezoomt, aber jetzt kann ich nicht mehr rauszoomen. Welchen Knopf muss ich dafür drücken?«
»Hast du zufällig die Bedienungsanleitung dabei?«
Jeane verdrehte die Augen. »Barney, warum stellst du mir Fragen, auf die du die Antwort ohnehin schon kennst?«
Barney grummelte und zeigte ihr den Stinkefinger, aber dann beugte er den Kopf über die Kamera. Jeane warf einen Blick über den Tisch, dann nahm sie ihr Handy heraus, und ich vermutete, dass sie sich entschied, diesen aufregenden Teil ihres Abends zu twittern. Plötzlich fühlte ich, wie mein Handy vibrierte.
»Heidi, könntest du mal aufstehen und dich nach einem Stuhl umsehen … oder, hier, du kannst meinen Stuhl haben.« Sie musste von meinen Schoß aufstehen, als ich mich erhob und mein Handy aus meiner hinteren Tasche fischte, um dort eine Nachricht von Jeane zu lesen.
Seid ihr, U & Hilda/Heidi/wie sie auch heißen mag, zusammen? Hättest U sagen können.
Also wirklich! Wirklich? Diese Sache zwischen uns war seltsam und ausgeflippt, aber es war immer noch eine Sache, und das hieß, dass ich keine anderen Sachen mit anderen Mädchen machte.
NEIN!
, schrieb ich zurück.
Wünschte, Heidi würde es kapieren.
Aber Jeane hatte ihr Handy irgendwo versteckt, damit sie sich direkt neben Barney kauern konnte. »Ich brauche keinen Autofokus«, sagte sie ihm. »Erklär mir nur, wie ich zoome.«
»Aber Jeane …!«
»Barney! Ich schieße Vox Pops, die Stimme des Volkes, öffentliche Meinung! Ich will hier nicht Inception Szene für Szene nachdrehen.«
So standen sie für einen Moment eng aneinandergeschmiegt, die Köpfe zusammengesteckt, was Scarlett aber gar nicht weiter zu interessieren schien. Sie sprach mit Mads und Anjula über einen Road-Trip nach Brighton. Nur Heidi hörte nicht auf, wütend auf Jeanes gebeugten Kopf zu starren. »Warum machst du hier so Spasti-mäßig mit einem Camcorder rum?«, fragte sie Jeane ziemlich aggressiv, als diese sich wieder aufrichtete.
»Nun, ich frage Mädchen und die Leute hier, die sich als solches fühlen, was sie daran am liebsten mögen, dass sie ein Mädchen sind«, antwortete Jeane ruhig.
Heidi verschränkte ihre Arme. »Und warum zur Hölle machst du das?«
Ich wusste nicht, warum sie so gemein war. Jeane ließ alle in der Schule links liegen und alle behandelten sie ein bisschen wie eine Zirkusnummer, aber es gab niemals offene
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