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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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tragbaren Fernseher besorgt, sodass du dir deine eigenen Sendungen ansehen könntest.«
    »Das klingt wirklich nett«, sagte Jeane mit einer Stimme, die flacher war als Holland, und ich kannte sie jetzt gut genug, um zu wissen, dass ihre Stimme immer flacher wurde, je ärgerlicher Jeane war, als hätte sie Angst davor, auch nur irgendein Gefühl an die Oberfläche kommen zu lassen, weil die Gefahr bestand, dass sie anfangen würde zu schreien oder etwas anderes zu tun, das sie eigentlich für total uncool hielt. Das hatte sie mir so zwar nicht gesagt, aber ich hatte inzwischen genug Feldforschung an ihr betreiben können. »Grundsätzlich würde ich euch sehr gerne besuchen, aber Bethan kommt schon über Weihnachten nach London.«
    »Nun, umso besser! Es wäre wunderbar, euch beide bei uns zu haben«, sagte Roy mutig. »Es wäre vielleicht etwas eng, aber du und Beth, ihr könntet euch das Gästezimmer teilen, und …«
    »Ja, es ist nur so, dass wir uns schon etwas vorgenommen haben, weil Bethan bei der Arbeit nur für ein paar Tage freinehmen kann, also habe ich schon Karten für das Weihnachtsdinner im Shoreditch House besorgt. Sie waren ziemlich teuer«, fügte sie mit einem vielsagenden, stirnrunzelnden Blick hinzu. »Aber die Idee ist echt süß von euch. Vielleicht kann ich euch im neuen Jahr ja mal kurz besuchen kommen.«
    Es war völlig offensichtlich, dass Jeane nicht mal ansatzweise vorhatte, das zu tun, aber wir alle nickten zustimmend, und dann zog Jeane ihr iPhone heraus und fing an, wie wild darauf herumzutippen. Eine Sekunde später vibrierte mein Handy, und im Schutz der Tischplatte las ich ihre Nachricht:
    Gott, wie lange soll diese Folter hier noch andauern?
    Wie es aussah, nicht mehr viel länger. Roy gab dem Kellner ein Signal und bat um die Rechnung. Dann zog er einen braungelben Umschlag aus der Innentasche seines Anoraks. »Schade, das mit Weihnachten.«
    Jeane seufzte. »Mal ehrlich, Roy, nach maximal sechs Stunden würdest du mich schon umbringen wollen, das weißt du doch!«
    »Warum kannst du dich nicht ein bisschen mehr anstrengen, einfach ganz normal zu sein? Das wäre für alle so viel einfacher«, sagte Roy kopfschüttelnd, und noch immer hatte Jeane sich unter Kontrolle, obwohl sie ihren extralangen Sundae-Löffel so fest umklammerte, dass ich mich wunderte, dass er nicht zerbrach. »Sag mal, hast du so ein Ding, mit dem man Kopien von Fotos machen und sie auf den Computer laden kann?«
    »Du meinst einen Scanner, stimmt’s?«
    »Ist das ein Home-Fotokopierer, Roy?«, fragte Sandra, und ich konnte hören , wie fest Jeane die Zähne zusammenbiss.
    »Ich habe einen«, blaffte sie zurück, und es war das erste Mal an diesem Abend. »Was möchtest du denn gescannt haben?«
    »Ich musste ein paar Kartons durchsehen, die ich eingelagert hatte … jetzt, wo Sandra mir die freundliche Ehre erweist, mit in meine Wohnung zu ziehen …« Einige sehr langatmige Momente später überreichte Roy ihr endlich den Umschlag, der Familienfotos enthielt. »Ich bin sicher, deine Mutter hätte bestimmt gerne Kopien davon. Kannst du auch wieder Fotos aus ihnen machen, wenn du sie kopiert hast?«
    »Ja klar. Ich könnte sie dir aber auch mailen oder sie bei Flickr hochladen«, schlug Jeane Roys ahnungslosem Gesicht vor. »Pass auf, ich maile sie und drucke Kopien auf Fotopapier aus – ich schicke sie dir dann zusammen mit den Originalen mit der Post.«
    »Auf dem Weg könnten sie aber verloren gehen, Liebes.«
    »Und das ist auch der Grund, warum ich sie per Einschreiben schicken werde, Sandra«, sagte Jeane im bisher flachsten, abgestumpftesten Tonfall des ganzen Abends. Es war jetzt offiziell. In genau diesem Moment war ihr der Geduldsfaden gerissen, und darum stand sie auf und griff nach dem Ärmel meines Hemdes, um auch mich auf die Füße zu zerren. »Vielen, vielen Dank für das Abendessen. Es war schön , mal wieder mit euch über alles zu quatschen, aber Michael und ich müssen jetzt leider wirklich gehen.«
    Ich glaube, im Grunde erlöste Jeane auch Roy und Sandra aus ihrem Unglück, denn sie taten noch nicht einmal mehr so, als wäre es doch nett, noch ein bisschen länger gemeinsam bei einem Kaffee zu verweilen oder Jeane vielleicht noch einmal zu sehen, bevor sie wieder nach Spanien abreisten. Roy stand nicht einmal auf und machte auch keinen Versuch, Jeane zum Abschied zu küssen oder zu umarmen. Er nickte nur und sagte: »Lass es uns wissen, falls du es dir doch anders überlegst mit

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