Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
hast, musst du drauf reiten.« Er beugt sich zu ihrem Ohr. »Und dann reitest du auf was anderem.«
Der Shooter wirft die Würfel. Die Zuschauer jubeln, als sie elf anzeigen.
»Yo elf«, ruft der Stickman, der die Erregung in seiner Stimme kaum unterdrücken kann. »Bezahl die Line, und bezahl den Gentleman. Noch einmal vielen Dank, Sir.«
Walt nickt lässig, während die Dealer 16.000 Dollar einstreichen, um sie unter sich aufzuteilen. Dann wiederholt Walt die Wette und verliert. Langsam wandern die Würfel um den Tisch herum. Als sie wieder bei Walt ankommen, bedeutet er der Nutte, dass sie für ihn würfeln soll. Sie quietscht vor Vergnügen, drückt seinen Arm und trinkt einen Schluck von ihrem Rum mit Cola. Walt lässt die Würfel in ihre feuchte Handfläche fallen und rät ihr, darauf zu pusten, bevor sie loslegt. Ihre Augen leuchten auf wie ein Spielautomat. Sie bläst auf die Würfel und schleudert sie dann auf den Tisch wie ein Kind, das Kiesel über einen Teich hüpfen lässt.
»Sieben«, sagt der Stickman. »Gewonnen, sieben. Zahl die Line, nimm den Rest.«
Die Menge brüllt, und Walt nutzt die Aufmerksamkeit wie einen Scheinwerfer. »Noch eine Wette für die Jungs«, verkündet er. »Du kannst doch für sie gewinnen, Honey?«
Die Nutte blickt unsicher in die aufmerksamen Augen der Zuschauer und dann hinunter auf Walts lange Reihe hochwertiger Jetons. Ihre Augen blitzen, und sie ballt die Fäuste. »Okay!«
Nancy pustet wieder auf die Würfel und schleudert sie mit einem Rückhandwurf über den Tisch, aber der Pit Boss hat nun die Blicke auf Walt gerichtet. Auch die Überwachungskameras an der Decke fixieren ihn. Die Angestellten im Sicherheitsraum langweilten sich wahrscheinlich zu Tode, als er seine Strähne begann, doch nun beobachten sie ihn mit der gleichen Aufmerksamkeit wie die Leute an den Tischen. Alle wünschen sich, dass jemand die Bank schlägt und mit Geld in den Taschen verschwindet.
Nancy kreischt, als sie gewinnt, und die Menge grölt.
»Heute Abend geht ihr mit einem dicken Packen Scheine nach Hause«, sagt Walt. »Ihr werdet euch an J. B. Gilchrist erinnern, stimmt’s?«
Der Stickman lächelt voller Dankbarkeit. »Ja, Sir.«
»Wird Zeit, dass wir weiterziehen, Honey«, sagt Walter zu der Nutte. »Ich liebe Action, und die Action ist dauernd in Bewegung. Wer weiß, wo sie zu finden ist.«
Die Menge teilt sich vor Walter wie das Rote Meer vor den Israeliten, als er die Nutte durchs Casino führt wie ein König, der seine Gemahlin begleitet. Seit langem hat er sich bei einem Auftrag nicht so gut gefühlt. Er würde niemals sein eigenes Geld für Glücksspiele riskieren, aber er glaubt an das Glück. Jeder, der im Gefecht gewesen ist, hat das Glück in seinen unendlichen Varianten beobachtet, und Walt setzt sein Leben seit fünfzig Jahren aufs Spiel, seit seiner Rückkehr aus Korea. Er ist der letzte Ranger aus seiner Kompanie, der sich noch der Verbrechensbekämpfung widmet, und obwohl er weiß, dass Urteilsvermögen und Erfahrung ihm geholfen haben, so weit zu kommen, wäre er ohne Glück längst tot. Beim Verlassen der Ranch hat er sich gefragt, ob er diesmal zu viel riskieren und die Glücksfee reizen würde, sich gegen ihn zu wenden. Aber sein Talisman funktioniert wieder, wie ein alter Polizist in Houston ihm zu versichern pflegte.
»Ich warte auf dich«, flüstert er und denkt an den Mann, der Tom Cages Enkelin bedroht hat. »Komm und beiß an, Bürschchen. Ich nehme einen so harten Haken, dass du dir den verdammten Kiefer brichst.«
Auf dem Parkplatz oben auf dem Kliff gibt Walt dem Fahrer des Pendelbusses ein Trinkgeld, bevor er aussteigt und sich Nancy auf dem Gehweg anschließt.
»Wo ist dein Auto?«, fragt die Nutte und schaut an der Reihe bescheidener Fahrzeuge entlang. »Ich wette, du fährst einen großen alten Cadillac oder so was. Ein Mann der alten Schule, richtig?«
»Ach was«, sagt Walt und deutet auf das große Wohnmobil. »Da drüben. Das ist meiner.«
Ihr klappt die Kinnlade herunter. »Der große da?«
»Genau.« Walt klickt das Schloss mithilfe seines Schlüsselrings auf. »Warte, bis du ihn von innen gesehen hast.«
Das Mädchen wirkt misstrauisch, aber sie folgt ihm in den Wagen, dessen Inneres so elegant ist wie eine Schiffskabine. »Das ist wirklich kein normaler Wohnwagen«, staunt sie und dreht sich auf der kleinen Fläche. »Ein Herd, eine Mikrowelle, ein Flachbildschirm, ein Kühlschrank und eine …«
»Dusche«, ergänzt er.
»Mann!
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