Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
besucht wurde, zu einem Urlaubsort wie Las Vegas zu entwickeln. Dabei erwies Sands sich als wertvolle Hilfe für Po. Er war weiß, konnte als Engländer durchgehen und besaß die Fertigkeiten, die sich harte Burschen in Nordirland aneignen, abgesehen von dem, was er in der Zwischenzeit erlernt hatte. Allein damit aber ist seine steile Karriere in Pos Organisation nicht zu erklären. Er wurde sehr schnell befördert. Innerhalb von drei Jahren konnte man ihn häufig zusammen mit Po auf verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen in China beobachten. Und nicht als Sicherheitsvertreter, sondern als leitenden Angestellten. Sands schien sogar Pos Sohn – er heißt Chao – überholt zu haben.«
»Und was ist die Erklärung?«, hakt mein Vater nach.
»Hundekämpfe«, antwortet Kelly. »Jedenfalls meiner Meinung nach. Das ist Pos Leidenschaft. Er ist ein berühmter Züchter von japanischen Tosas, und er lässt sie unzweifelhaft an Kämpfen teilnehmen.«
»Meinst du, dass Sands dort auf den Geschmack gekommen ist?«, fragt Carl.
Kelly schüttelt den Kopf. »Mein Instinkt sagt mir, dass Sands damit herangewachsen ist. Durch seine Fachkenntnisse könnte er Po aufgefallen sein.«
Caitlin meint: »Ich habe online eine Menge Informationen über Hundekämpfe in England und Irland gefunden. Es gab sie schon vor Jahrhunderten.«
Kelly nickt. »Spulen wir ein paar Jahre zurück. Bevor Sands auftauchte, hatte Edward Po einen jüngeren Bruder namens Yang, der an Krebs starb. Yang war Christ. Er wurde von schottischen Missionaren zum Baptismus bekehrt und heiratete sogar eine ihrer Töchter. Yang hatte seinerseits eine Tochter namens Jiao. Sie ist ein Mischling mit weißem Blut und sehr attraktiv – jedenfalls auf Fotos.«
»Ich bin ihr begegnet«, sage ich. »Sie ist tatsächlich eindrucksvoll.«
Caitlin wirft mir einen Blick zu. »Ist sie in die Vorgänge in Natchez verwickelt?«
»Ich glaube, ja. Das war mein Eindruck.«
»Interessant«, fährt Kelly fort. »Denn Yang Po hatte nichts mit den Casinos seines Bruders oder mit anderen verbrecherischen Aktivitäten zu tun. Er war Professor – Juraprofessor, so seltsam es klingt. Edward dagegen steckte bis zum Hals in jeder Gaunerei in China, und das will was heißen. Seitdem hat er viele seiner Aktivitäten in die USA und nach Europa exportiert. Für uns ist Folgendes von Belang: Edward Po hat seinem sterbenden Bruder versprochen, sich um Jiao zu kümmern und sie von einem sündhaften Lebenswandel abzuschirmen. Das hat er versucht, indem er sie zum Studium nach Cambridge schickte. Aber als Jiao nach Macao zurückkehrte, verguckte sie sich in Sands, den bösen irischen Jungen, ähnlich wie vorher ihr Onkel. Po hoffte, dass sie aus der Sache herauswachsen würde. Als das nicht geschah, befahl er Sands, aus der Stadt zu verschwinden. Andernfalls …«
»Andernfalls was?«, fragt Caitlin.
»Wenn Sands ohne Jiao aus China abreiste, durfte er mit einer hübschen Abfindungssumme und den besten Empfehlungen rechnen. Wenn er in Macao blieb oder versuchte, Jiao mitzunehmen, würde man ihm zuerst die Genitalien und dann den Kopf abhacken.«
Caitlin zieht die Augenbrauen hoch – interessiert, wenn auch nicht überrascht. »Und was hat er getan? Jiao ist ja hier. Hat Sands die Drohungen missachtet und sie mitgenommen?«
»Er ist nicht der Typ, der sich durch Drohungen einschüchtern lässt«, sage ich.
»Hängt davon ab, wer die Drohungen ausspricht«, gibt Kelly zu bedenken. »Die IRA meint, etwas von Folter zu verstehen? Glaubt mir, ihr müsst nach Asien reisen, wenn ihr wirklich etwas über Schmerzen erfahren wollt. Sands kannte Pos Organisation als Insider, und er wusste, was geschehen würde. Deshalb tat er genau das, was der Chef wollte. Er verließ das Mädchen und China. Möchte jemand raten, wohin er sich aufmachte?«
»In das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?«, souffliert Danny McDavitt.
»Richtig. Und zwar nach Las Vegas. Mit Pos Empfehlung trat Sands einen Top-Sicherheitsposten bei der Palm-Hotel-Gruppe an. Er hatte den Ehrgeiz, selbst ein Casino zu besitzen. Ich glaube, das war sein Plan mit der Nichte in Macao: in das Geschäft einzuheiraten. Ein paar Monate später erschien Craig Weldon, ein Entertainment-Anwalt aus Los Angeles, der im Vegas Palm abstieg. Weldon gehört eine Sportmanagement-Agentur, und er hatte den gleichen Traum wie Sands: ein Casino zu besitzen. Der Unterschied war, dass Weldon genug Geld hatte, um eines zu bauen. So entstand Golden
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