Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
wie ich höre, hat deine Mutter dich gewarnt, es nicht zu vergessen.«
»Was denn?«, frage ich, aber dann fällt mir der Morgen ein, an dem Kellys Männer die beiden in Sicherheit brachten.
»Annie«, erinnert Caitlin mich. »Das ist kein Pfadfindervergnügen, sondern extrem gefährlich.«
»Und ob«, sagt Walt. »Hundekämpfer sind wie Drogenhersteller – besessen von Sicherheitsmaßnahmen. Sie sind gut bewaffnet, mit Hochtechnologie ausgerüstet und sehr mobil. Sie sollten mit Wächtern rechnen, Menschen und Hunden. Außerdem könnten Sie auf versteckte Sprengladungen treten oder an Lasersperren geraten. Gott weiß, an was sonst noch.«
Kelly nickt, als gehöre das alles zu seiner abendlichen Arbeit. »Ich kämpfe seit einem Jahr gegen Taliban-Rebellen, Mr. Garrity. Ich werde schon damit fertig.«
»Oh, davon bin ich überzeugt. Ich wollte nur Penn auf die Umstände aufmerksam machen.« Walt sieht mich durchdringend an. »Die alten amerikanischen Hundekampfanhänger sind ein zähes Volk. Und nach dem, wie ihr die irischen Halunken schildert, könnten sie noch schlimmer sein. Wenn sie herausfinden, dass Kelly in der Nähe ist, werden sie ganz sicher Waffen einsetzen.«
Ich schaue mich in dem Kreis von Gesichtern um und spüre, dass alle Kellys und Caitlins Standpunkt teilen. »Ich habe Annie nicht vergessen«, beteure ich. »Aber ich vergesse auch Tim Jessup nicht. Mein Vorhaben steht nicht zur Debatte. Wenn wir Tims Mörder heute Abend erwischen können, muss ich dabei sein.«
Caitlin mustert mich schweigend, mit flehenden Augen, aber die Männer beobachten meinen Vater. Dad reibt sich eine Zeitlang das Kinn, bevor er sagt: »Peggy hat recht mit ihrer Warnung, dass Annie dich braucht. Und sie hat auch recht mit ihrer Warnung, dass wir alt werden. Aber sie hat unrecht, wenn sie sagt, dass es nichts Wichtigeres gäbe als unsere Kinder. Manchmal müssen wir Position beziehen. Vielleicht ist das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber Tim war dein Freund, und ich verstehe, dass du dabei sein willst.«
»Ich besorge zwei Boote«, erkläre ich. »Ende der Diskussion.«
Kelly nickt kapitulierend. »Okay. Wir starten stromaufwärts und lassen uns von Danny im Hubschrauber leiten.«
»Was ist mit der Kommunikation?«, fragt McDavitt.
Kelly greift in seine Gesäßtasche und holt eine kleine schwarze Box hervor, ähnlich wie ein Handy, mit einer kurzen, dicken Antenne. »Diese Walkie-Talkies sind verschlüsselt und haben eine Reichweite von zehn Meilen. Wir nennen sie Star Treks, weil sie an die ›Kommuniktoren‹ in der alten Fernsehserie erinnern. Ich habe vier Stück mitgebracht. Dass ihr mir keines davon verliert. Sie gehören zum Armeebestand, sind aber nur für Special Forces vorgesehen. Ich bin am Arsch, wenn ich nicht alle wieder zurückbringe.«
»Was für Waffen nimmst du mit?«, fragt Carl.
Kelly sieht aus, als wäre das die geringste seiner Sorgen. »Das entscheide ich später. Ich möchte Gewalt möglichst vermeiden. Aber wenn sie die Party anfangen, macht es mir nichts aus, ihnen den Spaß zu verderben.« Kelly schaut Carl freimütig an. »Bist du damit einverstanden?«
Der Deputy Sheriff grübelt über die Frage nach. »Wenn jemand auf mich schießt, muss ich zwangsläufig das Feuer erwidern.«
»Und wenn man auf mich schießt?«, unterbreche ich.
Carl grinst. »Denken Sie einfach an die Versicherungsreklame, die mit dem roten Schirm. Sie sind geschützt.«
»Wie groß ist Ihr Schirm?«
»Bei Tageslicht über tausend Meter. Nachts sieht es ein bisschen anders aus. Aber ich werde nicht weit weg sein. Sie brauchen sich nur leise zu verhalten, während Kelly seinen Job erledigt. Danny und ich kümmern uns um den Rest.«
»All das Testosteron ist wirklich sehr beruhigend«, sagt Caitlin, »aber was passiert, wenn ihr gar keinen Hundekampf entdeckt?«
Kelly zuckt die Achseln. »Wir ziehen uns zurück, gruppieren uns neu und warten auf mehr Informationen. Nach allem, was wir über Sands wissen, schert er sich nicht darum, ob er von den Einheimischen überrascht wird.«
»Heute Abend wird es Kämpfe geben«, erklärt Walt zuversichtlich. »Geht raus und riecht die Luft. Schmeckt sie. Es ist Footballwetter. Das Blut brodelt. Die Tiere werden nervös und setzen sich in Bewegung. Hirschböcke kämpfen in den Wäldern. Kämpfen und ficken – darum geht’s in dieser Jahreszeit.«
Ich glaube, Caitlin wird tatsächlich rot.
»Was ist mit Ihnen, Mr. Garrity?«, fragt Kelly. »Ich weiß, dass Sie
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