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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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nicht von so weit angereist sind, um Däumchen zu drehen.«
    »Bestimmt nicht«, erwidert Walt. »Ich bin hergefahren, weil mein alter Waffenbruder in Not war.« Er nickt zu meinem Vater hinüber. »Und ich habe einen Plan. Aber ich warte am liebsten ab. Ich gehe langsam und sorgfältig vor und lasse die Beute an mich herankommen.«
    Carl hört aufmerksam zu. Ein Scharfschütze hat unzweifelhaft Verständnis für diese Philosophie.
    Walt fährt gutmütig fort: »Ich bin überzeugt, dass ich nach heute Abend überflüssig sein werde. Aber was auch geschieht, ihr seht mich heute zum letzten Mal. Ich bin wie ein Schauspieler, der eine Rolle übernimmt. Wenn ich mich an sie gewöhnt habe, trenne ich mich nicht mehr von ihr. Heute Nacht wäre ich fast weggeblieben, aber ich wollte erfahren, was es mit diesem Schlamassel wirklich auf sich hat. Ich bin froh, dass ich gekommen bin.«
    »Können wir Ihnen irgendwie helfen?«, fragt Kelly.
    »Ich habe nur eine einzige Bitte, und zwar an Sie.«
    »Und welche?«
    »Ich würde es vorziehen, wenn Sie Ihren Arbeitgebern nichts von meiner Beteiligung erzählen.«
    »Geht klar.«
    »Warum nicht?«, fragt Caitlin. »Trauen Sie Blackhawk nicht?«
    Walt spuckt auf den Betonfußboden und blickt zu den Schatten hinüber.
    »Blackhawk ist eine texanische Firma und hat ein paar gute Männer. Aber nach 9/11 hat sie sich ziemlich schnell vergrößert – so, als würde ein Haufen Laien für eine Posse verpflichtet. Man kann nicht wissen, wen man einstellt, wenn man so hastig vorgeht.«
    »Da würde ich Ihnen nicht widersprechen«, meint Kelly. »Aber lassen Sie sich dadurch nicht um den Schlaf bringen.«
    »Das weiß ich zu schätzen.«
    Walt steht auf und streckt sich. Innerhalb von zwanzig Sekunden folgen alle anderen seinem Beispiel. Während er die Arme senkt, bemerke ich einen Lederriemen an seinem Hals, der eine machtvolle Erinnerung auslöst.
    »Trägst du den Derringer immer noch mit dir herum?«
    Walt lächelt, lässt den Perlmutknopf an seinem Wildwesthemd aufspringen und holt etwas unter dem Stoff hervor, das wie ein Kinderspielzeug aussieht. Kelly und Carl beugen sich über den Derringer. Er ist kleiner als eine Frauenhand, und der Wurzelholzgriff sowie das Metall sind mit den Jahren vom Schweiß getrübt worden.
    »Zwei Schüsse?«, fragt Carl.
    Walt lächelt. »Ist das nicht einer mehr, als Ihnen normalerweise gegönnt wird?«
    »Aber ich benutze 308er Patronen.«
    Walt zieht einen Stift aus der Waffe und entfernt den Zylinder, sodass die Messingenden von fünf Kugeln freigelegt werden. »Zwei genügen meistens für die Situationen, in denen das Ding verwendet wird, aber man kann nie wissen.«
    Carl streckt die Hand aus und berührt die Pistole wie einen Talisman, doch Kelly sagt: »Ich dachte, Texas Ranger wären mit 45er Colts ausgerüstet.«
    Walt lacht leise. »Ziemlich schwierig, meinen alten Colt zu verstecken. Aber ich bin schon oft abgetastet worden, ohne dass man diese kleine Lady gefunden hat. Sie ist mit 22er Long-Rifle-Patronen geladen. Die reichen völlig.«
    Während Carl die Waffe mustert, wendet Kelly sich an mich. »Wie sieht dein Tagesablauf aus?«
    »Es ist geplant, dass ich um vierzehn Uhr auf dem Kliff in der Ramada Inn eine Bürgerrechtsauszeichnung verleihe. Am Sonntag gibt’s dort immer ein großes Publikum, das den Ballons zuschaut. Grillparty, eine Menge städtische Angestellte, Kinder …«
    »Ist allgemein bekannt, dass du dort auftauchst?«
    »Sicher. Steht in der Zeitung. Warum?«
    »Ich könnte vorbeikommen, um herauszufinden, wer dich beobachtet.«
    »Gibst du mir einen der Star Treks?«
    Kelly lacht und reicht mir eines der Geräte. Dann fragt er Walt: »Wie ist es mit Ihnen, Mr. Garrity? Wollen Sie einen haben?«
    Der alte Ranger lächelt. »Wo ich mich aufhalte, würde man es mir bloß wegnehmen. Gegen eine Pistole hätte man möglicherweise nichts, aber Funkgeräte kommen überhaupt nicht in Frage.«
    »Ich wollte nur sichergehen.«
    »Vielen Dank, aber ich arbeite allein. Eine alte Angewohnheit.«
    Kelly lacht plötzlich, als wollte er sich über Walt lustig machen.
    »Was ist?«, fragt Garrity ein wenig gereizt.
    »Ich versuche schon die ganze Nacht, mich an etwas zu erinnern. Etwas, das mein Onkel oft gesagt hat.«
    »Was denn?«
    »›Ein Aufruhr, ein Ranger.‹ So lautet doch das Motto?«
    Walt seufzt wie ein Mann, der diesen Satz tausend Mal zu oft gehört hat. »Das ist der Mythos, nicht die Realität.«
    »Ich verstehe.« Kelly hält

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