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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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»Logan hat dich ja auch nicht über Tims Sprachnachricht informiert, oder? Obwohl sie für dich bestimmt war.«
    Das war mir noch gar nicht aufgefallen. »Ob er darüber Bescheid weiß? Vielleicht hat Shad Johnson das Handy in der Mordnacht an sich genommen, und Logan bekam nur die SMS zu sehen. Als ich ihn auf dem Revier fragte, ob das Handy in seinem Besitz sei, wollte er mir nicht antworten.«
    »Also zeigen wir dem Bezirksstaatsanwalt gar nichts?«
    Ich muss über die Absurdität dieses Gedankens lachen und lehne mich dann im Stuhl zurück, erschöpft von der inneren Spannung. Als Kelly sein Handy hervorholt, um seine Nachrichten zu überprüfen, wird sofort deutlich, dass etwas im Argen liegt. Bevor ich ihm eine Frage stellen kann, reicht er mir das Gerät. Auf dem Display steht kurz und bündig:
    Alle Ermittlungen betr. Jonathan Sands unverzüglich einstellen. Interessenkonflikt. Die Aktivposten werden beschützt, aber Sie müssen Ihre Arbeit in Mississippi umgehend beenden. TOZ Kabul 48 Stunden. Burton.
    P.S.: Forcieren Sie es nicht.
    »Daniel?«, sage ich und gebe das Telefon an Caitlin weiter. »Sind Annie und meine Mutter die ›Aktivposten‹?«
    »Ja.«
    »Mein Gott«, ruft Caitlin. »Das ist verrückt.«
    »Sie sind wirklich in Sicherheit, Kelly?«
    »Ganz bestimmt. Ich habe mich noch heute zweimal davon überzeugt.«
    »Sieht so aus, als wenn die Lage sich rasch ändert.«
    Kelly hockt sich mit konzentriertem Blick an meine Seite. »Personenschutz ist die Grundlage der Geschäfte von Blackhawk. Das Unternehmen hat noch nie einen Kunden verloren und kann es sich nicht leisten, dass so etwas geschieht. Schon gar nicht, wenn die Betreffenden mit jemandem verwandt sind, der so viel Lärm schlagen kann wie du.«
    »Das beruhigt mich kein bisschen.«
    »Mich auch nicht«, sagt Caitlin.
    Kelly drückt meine Schulter. »Ich kenne die Männer, die Annie und deine Mutter bewachen, Penn. Selbst wenn jemand in der Firma Informationen preisgäbe, würden diese Burschen jeden ausschalten, der gegen sie vorgeht.«
    »Und wenn Vertreter von Blackhawk an der Tür auftauchen?«
    Kelly leckt sich die Lippen und scheint dann eine heimliche Entscheidung zu treffen. »Sie sind nicht einmal dort, wo die Firma sie vermutet. Nicht mehr. Als ich von der Reaktion auf die Nachfrage nach Sands hörte, habe ich den Männern befohlen, die beiden zu verlegen.«
    Mein Herz rast. »Also machst du dir doch Sorgen.«
    »Nein. Ich gehe nur kein Risiko ein. Annie geht es bestens. Ich hab dir doch gesagt, wie ihre Sicherheit garantiert werden kann. Halte dich an den Plan. Wer so tief drinsteckt, kann sich nur durch eines befreien: Hebelwirkung.«
    »Das war dein Plan, bevor die SMS eintraf.«
    »Sie ändert nichts.«
    »Was denn? Du bist bereit, wegen dieser Sache deinen Arbeitsplatz zu verlieren?«
    Kellys blaue Augen könnten nicht gefasster sein. »Das Risiko bin ich eingegangen, als ich Annie und deine Mutter verlegt hatte. Ich weiß nicht, wer Jonathan Sands hier schützt, aber ich weiß, dass der Scheißer auf der falschen Seite ist.«

31
    D er Fluss sieht heute Abend wie schwarzes Glas aus, und ich bin dankbar dafür. Drei Monate sind vergangen, seit ich in etwas anderem als einem Motorboot auf dem Wasser gewesen bin, und dann auch nur auf einem See. Wir haben unsere Kajaks eine halbe Meile oberhalb der Stadt, am Louisiana-Ufer des Mississippi, zu Wasser gelassen. Das westliche Ufer ist dunkel – abgesehen von den digitalen Tiefenmarkern, mit deren Hilfe die Lotsen der Schubschiffe die Hauptfahrrinne ausfindig machen. Der Himmel im Süden glüht vom Licht, das Natchez umhüllt. Die Luft über dem Wasser ist frostig und ruhig, doch hoch über uns jagen schwarze Wolken am Antlitz des Mondes vorbei.
    Kelly paddelt mit geschmeidiger Sicherheit neben mir, wie ein Flügelmann, der mit seinem Flugzeug Begleitschutz gibt. Er hat die Technik erlernt, als sein Delta-Team an einem Austauschprogramm mit der britischen Special Boat Squadron teilnahm; sie weihten ihn damals in die Geheimnisse des Umgangs mit kleinen Booten jeglicher Art ein. Unsere Kajaks sind Seda Glider, über sechs Meter lange Tourenboote mit spitzem Bug, die sich wie Pfeile aus Kevlar durchs Wasser bewegen. Mit einem erfahrenen Paddler im Cockpit können sie stromabwärts mehr als dreißig Kilometer pro Stunde zurücklegen. Die Dampfschiffe der Siebzigerjahre des neunzehnten Jahrhunderts waren nur wenig schneller. Ich bin Freizeitpaddler, aber ich beherrsche die Kunst, das

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