Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
»Wir können das Gebäude abschließen. Wenn Sands versucht, den Examiner zu stürmen, würde er landesweit Schlagzeilen machen.«
»Was nicht heißt, dass er es nicht trotzdem versucht«, gibt Kelly zu bedenken. »Wir wissen nicht, was die DVD enthält. Ich passe auf das Gebäude auf, solange ihr beide den Inhalt überprüft. Wenn ihr irgendetwas findet, das ich sehen sollte, könnt ihr mich mit dem Star Trek benachrichtigen.«
Ich schiebe die DVD zurück in das Buch, rutsche ein Stück an dem Ast hinunter und lasse mich auf die weiche Erde knapp zwei Meter unter mir fallen.
»Tim ist hierfür gestorben.«
Caitlin nickt, legt die Arme um mich und lässt ihren Kopf an meiner Brust ruhen. »Du kannst ihn nicht wieder zum Leben erwecken. Aber du kannst beenden, was er angefangen hat.«
»Ist das der Plan?«, fragt Kelly.
Meine Gedanken sind bei Annie, als ich mich von Caitlin löse und ihr das Buch in die Hände drücke. »Was meinst du?«
Sie erwidert meinen Blick mit der entschlossensten Miene, die ich je bei ihr gesehen habe. »Lass uns den Scheißkerl an die Wand nageln.«
Caitlin und ich sitzen vor einem Apple-Film-Display im Redaktionsbüro des Examiner . Hinter uns hält Daniel Kelly Wache, eine Maschinenpistole in den Händen. Er wollte draußen bleiben, doch ich möchte, dass er den Inhalt der DVD zu Gesicht bekommt. Schließlich weiß er mehr über Datenverschlüsselung als Caitlin und ich.
»Gleich geht’s los«, sagt Caitlin und deutet auf einen kleinen, sich drehenden Wasserball auf dem blauen Bildschirm. Dann wird der Schirm schwarz. »Ob die Gefahr besteht, dass wir die Daten vernichten, wenn wir sie auf dem falschen Gerät abspielen?«
»Das bezweifle ich«, erwidert Kelly. »Aber vielleicht startet die Disc nicht ohne einen Code. Mal sehen. Also …«
Aus der Schwärze taucht das Bild verwitterter korinthischer Säulen vor einem Sommerhimmel auf. Die Kamera schwenkt an Kapitellen entlang und enthüllt schließlich eine quadratische Fläche großer Säulen ohne ein Gebäude dazwischen. Vorn führt eine breite Treppe ins Leere hinauf.
»Was ist das?«, fragt Kelly verwirrt.
»Den Ort kenne ich«, sagt Caitlin. »Das sind die Windsor Ruins.«
»Ja«, bestätige ich, während eine böse Vorahnung mein Inneres erstarren lässt.
»Was sind die Windsor Ruins?«, fragt Kelly.
Caitlin schüttelt verwirrt den Kopf. »Dort haben Elizabeth Taylor und Montgomery Clift ›Das Land des Regenbaums‹ gedreht.« Sie schaut mich mit ungläubigen Augen an. »Penn, ist das …«
»Kann sein.«
Zwei Jahre nachdem Caitlin nach Natchez gezogen war, haben wir beide uns eines Abends »Das Land des Regenbaums« auf einem Kabelkanal angeschaut. Ich erzählte ihr, dass ein Teil des Films in der Nähe von Natchez gedreht worden sei, und sie bestand darauf, die ausgebrannte Villa zu besuchen. Wir nahmen eine Videokamera mit, und während wir die Säulen besichtigten, die wie schweigende Wachposten in den dichten Wäldern nördlich der Stadt stehen, hielten wir es für amüsant, einen romantischen Kuss auf den Stufen zu filmen, wo Taylor und Clift ihre Szene gedreht hatten. Wie so oft in jener Phase unserer Beziehung erhitzte die Situation sich sehr rasch, und wir zogen uns hinter den mächtigen Sockel einer Säule zurück, um das, was wir auf den Stufen begonnen hatten, zu Ende zu bringen. Wir hatten ein bisschen Wein getrunken, und da wir ganz allein waren, schlug Caitlin vor, die Kamera weiterlaufen zu lassen. Und nun beschleicht mich der Verdacht, dass die Folgen jenes Vorschlags auf unserem Bildschirm auftauchen werden.
»O Gott«, ruft Caitlin, als eine Kameraeinstellung, in der sie sich leidenschaftlich unter mir bewegt, auf dem Monitor erscheint. Ihr Stöhnen dringt aus den Lautsprechern des Computers.
»Ich kann ja die Augen zumachen«, sagt Kelly nüchtern, »aber würde mir jemand sagen, was hier abgeht? Habt ihr die falsche Disc ausgewählt?«
Beide drehen sich zu mir um, als hätte ich ihnen einen kindischen Streich gespielt.
»Das ist die DVD aus dem Buch«, sage ich leise. »Was, in aller Welt …«
Ein ruckartiger Schnitt, und dann sitzt Caitlin auf mir. Ihre nackten Brüste hüpfen, ihr Hals schimmert vor Schweiß.
»Wollt ihr, dass ich rausgehe?«, fragt Kelly, der den Bildschirm verwirrt mustert.
»Es ist mir egal, ob du meine Titten siehst!«, blafft Caitlin. »Ich will wissen, was los ist!«
Ich will das Gerät gerade anhalten, als eine andere Szene erscheint. Dieses Bild ist von
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