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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Boot mit meinem Oberkörper und meinen Hüften anzutreiben, wobei ich die Seitenruder zum Ausbalancieren für meinen langen Tourenschlag benutze. Kelly verwendet einen Kraftschlag, bei dem die äußeren Paddelblätter während der gesamten Bewegung dicht am Kajak bleiben.
    Wir können beim Paddeln mühelos miteinander sprechen, solange er sich nicht mehr als vier oder fünf Meter von mir entfernt, worauf er sorgsam achtet. Kajaks sind ihrem Wesen nach instabil, und Schubschiffe können in ihrem Kielwasser über einen Meter hohe Wellen entstehen lassen, während sie Kähne den Fluss hinauf- und hinabwuchten. Ich spüre fast, wie Kelly sich jedes Mal, wenn unsere Boote in dem sonst glatten Fluss auf eine Dünung treffen, innerlich auf ein Rettungsmanöver vorbereitet.
    Fünf Minuten bevor wir die Kajaks zu Wasser ließen, hätten wir unsere heutige Mission fast aufgegeben, als ich Kelly gestand, dass ich wegen Jonathan Sands zu einem meiner engsten Freunde beim FBI Kontakt aufgenommen hatte. Wahrscheinlich hätte ich es nicht riskiert, wäre nicht Sonntag gewesen, doch ich wusste, dass Peter Lutjens zu Hause bei seiner Familie sein würde und nicht im Puzzle Palace – der FBI -Zentrale –, wo er in der IT -Abteilung der National Security Division arbeitet. Das Ergebnis war nicht das, was ich mir erhofft hatte. In nicht einmal zwei Stunden rief Lutjens zurück und schärfte mir ein, dass über Sands unter keinen Umständen irgendwelche Auskünfte erteilt werden dürften. Ich solle vorsichtig sein, wenn ich jemanden nach ihm befragte.
    Bevor ich einhängen konnte, erkundigte Lutjens sich nach Annie. Ich antwortete mit knappen Worten, und dann plauderten wir eine Weile über seinen Sohn, der Schwierigkeiten mit einer Naturwissenschaftsaufgabe hatte. Lutjens erzählte mir eine langatmige Geschichte über einen Nachbarn, der sich als pensionierter Physiker erwies und dem Jungen geholfen hatte, das Projekt zu beenden. »Manchmal«, sagte Lutjens abschließend, »findet man Hilfe an einem ganz ungeahnten Ort.« Ich dankte ihm und fragte mich, was er gemeint haben konnte. Doch was immer es war, es dürfte uns heute Abend auf dem Fluss wenig nützen.
    Unsere Kajaks gleiten fast geräuschlos an den nördlichen Ausläufern von Vidalia und Natchez vorbei. Über uns funkeln die Lichter der Häuser in der Clifton Avenue. Einen Kilometer zu unserer Linken sind die Casinoschiffe über eine Strecke von anderthalb Kilometern gleichmäßig nebeneinander aufgereiht. Das erste ist die Magnolia Queen , dann folgen die Zephyr , die Evangeline und die Lady Belle . Ich denke an Tim, als ich an der Queen vorbeikomme, denn der Friedhof liegt genau über ihr, doch Schuldgefühle können mir nicht helfen. Kelly wollte nicht, dass ich ihn begleite, und ich möchte beweisen, dass er durch mich nicht gebremst wird.
    Danny McDavitt und Carl Sims sind irgendwo südlich von uns am Himmel und verfolgen das VIP -Schiff. Danny fliegt entweder sehr hoch oder sehr niedrig, denn ich kann seinen Hubschrauber nicht hören. Bis jetzt machen wir eine Routinefahrt, aber das wird sich bald ändern, und das Wissen, dass Carl mit seinem Scharfschützengewehr aus der Luft auf uns aufpasst, erhöht mein Selbstvertrauen.
    »Es sieht gut aus«, ertönt Kellys Stimme über das Wasser hinweg. »Fühlst du dich wohl?«
    »Ja. Ich versuche, mich wieder an den Umgang mit dem Ruder zu gewöhnen.«
    »Die eigentliche Arbeit findet unterhalb der Taille statt.«
    »Das merke ich.«
    Während sich die Zwillingsbrücke hoch über unseren Köpfen vorbeischiebt, hört Kelly auf zu paddeln und rückt den Ohrhörer zurecht, der mit dem Star Trek in seiner Tasche verbunden ist.
    »Irgendeine Nachricht von Danny und Carl?«, frage ich.
    »Das VIP -Schiff kreuzt immer noch nach Süden, aber nicht sehr eilig.«
    Er zieht ein Stück Segeltuch zurück und blickt auf das GPS -Gerät. Es ist mit einem Klettverschluss am Sullrand seines Bootes befestigt. »Wir haben zehn Kilometer pro Stunde zurückgelegt. Nicht schlecht, aber mal sehen, ob wir schnelleres Wasser finden.«
    Sein Kajak schießt vorwärts, ohne dass er sich mehr anzustrengen scheint, und dreht dann auf die Mitte des Flusses zu. Ich packe mein Doppelpaddel und lege mich so kräftig ins Zeug, wie ich kann, um mitzuhalten. Auf einem Fluss, der so breit ist wie der Mississippi, bewegt sich die Oberfläche an unterschiedlichen Stellen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Bald fahren wir mit stetigen vierzehn Kilometern pro Stunde,

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