Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Raum, in dem Gefangene gezwungen werden, zur Unterhaltung ihrer Bewacher zu kämpfen oder Geschlechtsverkehr zu haben. Walt kennt Männer, die daran beteiligt waren; einmal wurde er Zeuge eines solchen Kampfes in einem Armeegefängnis. Die grässliche Wahrheit ist, dass Brutalität zur menschlichen Natur gehört, und alle Gesetze der Welt können sie nicht ausschalten. Manche in dieser Scheune halten ihn, Walt, wahrscheinlich für abstoßend – ein alter Knacker von über siebzig in Begleitung einer zierlichen Schönheit, kaum mehr als zwanzig Jahre alt. Natürlich wissen sie nicht, dass es zu Walts Job gehört, mit Ming zusammen zu sein, genau wie vorher mit Nancy. Obwohl das eine nicht ganz mit dem anderen verglichen werden kann. Der Umgang mit Nancy kam ihm tatsächlich wie Arbeit vor, während das Zusammensein mit Ming ihm wie der erste Ansturm von Wohlbefinden nach einem Schluck gutem Whiskey erscheint. Ming ist eine jener Frauen, die überall die Blicke auf sich ziehen. Alle Männer wollen sie haben, und alle Frauen hassen sie, weil sie nicht Ming sein können.
Aber Walt begehrt Ming nicht aus dem Grund, wie diese Hinterwäldler vielleicht glauben. Sie ist schön, gewiss, und sie strahlt eine magnetische Sinnlichkeit aus, doch für Walt ist dieses Mädchen eine Verbindung zur Vergangenheit – eine Zeit, in der er die Liebe deutlicher empfand als in jedem anderen Abschnitt seines Lebens. Walt erträgt es nicht, sich Kaeko an diesem abscheulichen Ort vorzustellen, doch der Schmerz, dass er sie in Japan zurücklassen musste, geht auch mit der schwächsten Erinnerung an jene Zeit einher.
Ming berührt seinen Arm, stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert: »Wir müssen weg, Zhaybee. Jetzt.«
»Ist der Fahrer hier?«
Sie reicht ihm ihr Handy und zeigt auf eine Textnachricht auf dem LCD -Display. Sie lautet: SOFORT VERSCHWINDEN. HUBSCHRAUBER IN ACHT KILOMETER ENTFERNUNG AUF DER SUCHE. IM WALD VERSTECKEN. RUFE BALD AN .
Während Walt diese Worte liest, ordnet der Schiedsrichter eine Kampfpause an, was die verblüffte Menge zum Schweigen bringt. Denn keines der Tiere hat losgelassen. Genghis steht immer noch über Mike und hat die Zähne in der Brust des Schwarzen vergraben.
»Leute«, ruft der Schiedsrichter. »Uns könnte ein Besuch durch den Sheriff blühen. Ich bestimme Platz Nummer fünf zur Beendigung der Schlacht, wenn Mike noch dazu imstande ist.«
Die Menge wirbelt um die Arena herum, wobei die Zuschauer Jacken aufheben, Kinder einsammeln und Bierflaschen in die überquellenden Mülltonnen werfen.
Der Schiedsrichter wendet sich an Mikes Betreuer. »Ist dein Hund noch kampffähig?«
»Ach was«, murmelt der Mann. »Der Drecksack ist so gut wie tot. Mach Schluss. Collins kann den Preis haben.«
Nach diesem Eingeständnis scheint die Menge zu explodieren. Walt fühlt sich wie in einem Ameisenhaufen, auf den ein Kind getrampelt hat. Bargeldbündel wechseln den Besitzer, und die Leute rennen zu den Türen. Fast jeder drückt sich ein Handy ans Ohr.
»Nun wir gehen!«, sagt Ming mit Furcht in den Augen.
»Nein«, widerspricht Walt.
Draußen springen Motoren an und lassen die Scheune erbeben. Sand und Kies prasseln gegen die Wände, als die Fahrzeuge davonrasen.
»Doch, doch. Müssen weg!«
»Immer mit der Ruhe. Wenn diese Trottel mit ihren Hunden abgehauen sind, brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.«
»Hubschrauber kommt!«
Die Scheune ist jetzt leer, abgesehen von Walt und Ming und einem schwarzen Fellhaufen in der Grube. Mikes Trainer hat ihn zurückgelassen. Walt steigt hinunter in die Arena und kniet sich neben die tapfere Bulldogge. Zum Glück ist Mike tot.
»Du willst ins Gefängnis?«, ruft Ming.
Walt hat keine Angst vor dem Gefängnis. Er ist fast sicher, dass der Hubschrauber von Danny McDavitt geflogen wird. Doch wenn ein ungestümer Deputy Sheriff eine zufällige Razzia veranstaltet, muss Walt entweder seine Tarnung aufgeben oder die Nacht in irgendeinem Drecksloch der Gemeinde verbringen. Mit einem tiefen Seufzer steht er auf und klettert aus der Grube, bevor er Ming an die Hand nimmt und sie zu einer der Scheunentüren führt.
»Du bist verrückter Mann?«, fragt Ming ernst.
Walt denkt an die heulende Menge und die blutenden Hunde und fragt sich, wie er hier, am Ende der Welt gelandet ist, während die wirkliche Action sich anderswo abspielt.
»Kann sein«, gibt er matt zurück.
Die Limousine wartet draußen wie ein langer schwarzer Leichenwagen. Der Motor schnurrt
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